Die Höfinger Ortsvorsteherin Bärbel Sauer bekommt eine zukunftsweisende Zusatzaufgabe: Sie soll die Mobilität in der ganzen Stadt umorganisieren – weg von der Auto-orientierten Fortbewegung. Ihrem Teilort bleibt sie aber erhalten.

Leonberg - Der Begriff wirkt auf den ersten Blick recht kryptisch: Um intermodale Mobilität in ganz Leonberg wird sich von diesem Freitag an Bärbel Sauer im Rathaus kümmern. Dort, direkt im Umfeld des Oberbürgermeisters, geht die Höfinger Ortsvorsteherin ihre neue Aufgabe an.

 

Erst Bus, dann Bahn, dann Fahrrad

Doch die Bewohner des größten Leonberger Teilorts brauchen deshalb keine neue Interessenvertreterin. Sauer bleibt wie bisher auf einer halben Stelle als hauptamtliche Ortsvorsteherin. Zusätzlich wird sie nun aber nach Wegen suchen, wie der Verkehr in der Stadt neu organisiert werden kann. Bedeutet doch der Begriff intermodal, dass auf einer Strecke verschiedene Verkehrsmittel genutzt werden.

Ein Beispiel: Wer etwa in Warmbronn lebt und in Stuttgart arbeitet, fährt mit dem Bus zum Leonberger Bahnhof, dann mit der S-Bahn in die Landesmetropole. Dort nimmt er sich ein Leih-Fahrrad, um seine Dienststelle zu erreichen: ein Weg, drei Verkehrsmittel.

Bärbel Sauers neue Aufgabe kommt nicht von ungefähr. Bevor sie vor elf Jahren ihr Amt im Höfinger Rathaus antrat, hatte die heute 51-Jährige im Ludwigsburger Landratsamt die Stabsstelle für Nahverkehrsplanung geleitet.

Gerne in Leonberg

Eine ähnliche Funktion, die heute freilich moderner klingt und wohl auch mehr Möglichkeiten birgt, übernimmt sie jetzt im neuen Rathaus.

Die Erweiterung ihres Tätigkeitsspektrums hat nichts mit einer nachlassenden Zuneigung für ihre bisherige Wirkungsstätte zu tun. Im Gegenteil: „Ich bin gerne in Höfingen und in der Gesamtstadt Leonberg“, versichert Bärbel Sauer. „Allerdings hatte ich den Wunsch, wieder in Vollzeit zu arbeiten. Deshalb freue ich mich über das Angebot des Oberbürgermeisters sehr.“

Mit der Einrichtung der neuen Stabsstelle für „Innovative und intermodale Mobilität“ hat Martin Kaufmann nicht nur eine Art kleine Denkfabrik in seinem unmittelbaren Umfeld geschaffen.

Offerte aus Sindelfingen

Der OB dürfte zudem mit dazu beigetragen haben, dass Sauer in Leonberg bleibt. Denn auch die Stadt Sindelfingen hatte für ihren Teilort Darmsheim einen Vollzeit-Ortsvorsteher gesucht und ihre Fühler bereits in Richtung Höfingen ausgestreckt.

Doch mit ihrer neuen Doppelfunktion ist die Diplom-Verwaltungswirtin jetzt froh, dass sie sowohl ihrem Stadtteil erhalten bleibt als auch eine wichtige Zukunftsaufgabe angehen kann. „Wir müssen den öffentlichen Verkehr völlig neu denken“, lässt Bärbel Sauer keinen Zweifel daran, dass sie ausgetretene Pfade verlassen will. So kann sie sich durchaus vorstellen, dass irgendwann autonome Busse die Kernstadt mit den Ortsteilen verbinden.

Parken für acht Euro

Sauer deutet an, dass sie jede Menge Ideen hat, die aber noch reifen müssten. Die Stadtwerke als kommunaler Verkehrsträger sollen darin eine wichtigere Rolle als bisher spielen. Selbst das heikle Thema höherer Parkgebühren schreckt sie nicht. In Wien hat sie sich den dortigen Verkehrsmix angeschaut. Und dabei eine nicht unbedeutende Beobachtung gemacht: Eine Stunde Parken kann in der österreichischen Metropole acht Euro oder mehr kosten.

Die neue Verkehrsmanagerin traut sich also durchaus an dicke Bretter ran. Der OB wiederum ist froh, dass er nun eine Fachfrau für eine zentrale Mission gewonnen hat. Hatte Kaufmann doch im OB-Wahlkampf eine Lösung der drängenden Verkehrsprobleme versprochen. Und die sind nicht nur durch neue Leitsysteme auf den Autobahnen zu lösen.