Beamte informieren auf dem Höfinger Wochenmarkt über die Maschen gewiefter Trickbetrüger und geben Ratschläge.

Leonberg - Die Enkelin in Geldnot, der umsichtige Polizist und der gute Samariter, der nur das Beste will, sind häufig nicht die, für die sie sich ausgeben. Nicht selten sind sie Mitglieder strikt durchorganisierter, krimineller Betrügerbanden, die mit unterschiedlichen Tricks und Maschen versuchen, mit Vorliebe Senioren um Geld und Schmuck zu bringen.

 

„Am Pfingstmontag haben wir den Anruf einer Frau bekommen, die ganz forsch, ja ganz aggressiv gefragt hat, ob wir Schmuck haben“, erzählt der 80-Jährige der Polizeihauptmeisterin Sirscha Schöwe auf dem Höfinger Wochenmarkt. Er habe die Anruferin aber schnell und bestimmt abgewimmelt, sagt der Senior. „Das war richtig so“, bestätigt ihm die Polizeibeamtin vom Böblinger Referat Prävention, das einer der beiden Standorte im Polizeipräsidium Ludwigsburg ist.

Auf die Nummer auf dem Telefon-Display habe er leider nicht geachtet, meint der Höfinger Senior. „Das ist mittlerweile kein Anhaltspunkt, denn die Betrüger können sich übers Internet eine beliebige Rufnummer anzeigen lassen, selbst beispielsweise die des Polizeireviers Leonberg“, klärt die Beamtin den Mann auf. Und sie rät ihm, in solchen Fällen grundsätzlich im Leonberger Polizeirevier anzurufen.

„Betrügereien hören nicht auf“

„Weil die Betrügereien mit dem Enkeltrick, falschen Polizisten und Gewinnversprechen nicht aufhören, haben wir die Wochenmärkte für unsere Kampagne ,Achtung Abzocke’ in den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg ausgewählt“, sagt Polizeihauptkommissar Günter Menyhert. Erst kürzlich haben Betrüger, die sich als Polizeibeamte ausgaben, Schmuck im Wert von fast 250 000 Euro ergaunert.

„Die Betrüger rufen in der Regel nach dem Telefonbuch Personen an, deren Vornamen gerade nicht modern sind. Sie erkennen an der Stimme, dass der Angerufene älter ist und erfahren durch geschicktes Fragen, dass kein Partner in der Nähe ist. Dann tischen sie eine äußerst glaubwürdige Geschichte auf“, wissen die Beamten aus Erfahrung. „Diese Anrufer sind schauspielerisch geschult und haben auf jede Gegenfrage eine vorbereitete Antwort“, sagt Hauptkommissar Menyhert. „Wenn von 100 Angerufenen fünf sich ins Gespräch verwickeln lassen und auch nur einer zum Opfer wird, haben die Betrüger gewonnen“, sagt Polizeihauptmeisterin Schöwe.

Wer sind die Anrufer? „Mafiaähnlich organisierte Banden, die aus dem Ausland anrufen“, saht Menyhert. Die Chancen, ihrer habhaft zu werden, sind gering. Geht ein Angerufener auf die Sache ein und verständigt aber die Polizei, könne höchstens der Bote erwischt werden. „Das ist ein kleiner Fisch, der nichts über die Hintermänner aussagt und lieber ins Gefängnis geht, denn sie haben seine Familie als Faustpfand“, beschreibt der Hauptkommissar die Szene.

„Es kann schon sein, dass die Polizei bei Ihnen anruft“, erklärt Sirscha Schöwe einer Seniorin, bei der jüngst auf dem Telefon die Nummer des Reviers Leonberg erschien. „Aber die Polizei befragt Sie am Telefon nie zu Ihren finanziellen Verhältnissen und ruft nicht unter der Notrufnummer 110 bei Ihnen an.“ Stelle sich ein Anrufer als Polizist vor, sollte man sich anhören, worum es geht. „Bei Geld und Schmuck heißt es aufpassen und im Revier nachfragen.“

Tipps der Polizei

Tipps der Polizei:

1.) Misstrauisch sein: Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit.

2.) Nicht unter Druck setzen lassen: Den Hörer auflegen, wenn etwas merkwürdig erscheint. Keine fremden Personen in die Wohnung lassen und die EIngangstür mit einem Türriegel sichern.

3.) Niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen aushändigen.

4.) Am Telefon nicht über persönliche und finanzielle Verhältnisse sprechen.

5.) Nicht über die am Telefon angezeigte Nummer zurückrufen, sondern bei 110 nachfragen. Bei verdächtigen Feststellungen umgehend den Notruf 110 verständigen