„Automatisiertes Fahren – Hype oder bald Realität?“ Das war das Thema des Technik-Vortrags bei der Leser-Uni. Und der Ulmer Forscher Klaus Dietmayer gab die Antwort.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Zwei Männer stehen am Zebrastreifen und unterhalten sich. Der Mercedes-Kombi hält an und wartet – allerdings umsonst, denn keiner der beiden will die Straße überqueren. „Ein Mensch würde sofort erkennen, dass er hier nicht halten muss“, sagt Klaus Dietmayer, Direktor des Instituts für Mess-, Regel- und Mikrotechnik an der Uni Ulm, bei der Leser-Uni. Doch das Auto in dem Videoclip wird von einer Software gelenkt. Die beiden Institutsmitarbeiter fahren nur mit, um das System zu überwachen und notfalls ins Geschehen einzugreifen.

 

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Dietmayer zeigt weitere Situationen, die den Testwagen überfordern. So bleibt das Fahrzeug lange hinter einem parkenden Auto stehen, dessen Fahrer einen Kinderwagen aus dem Kofferraum holt, statt einfach daran vorbeizufahren. Oder die eingebauten Kameras können gegen das grelle Sonnenlicht nicht erkennen, ob eine Ampel Grün oder Rot zeigt. Der Professor ist überzeugt, dass automatisierte Systeme helfen können, die Zahl der Verkehrstoten weiter zu senken. Doch dass Autofahren ohne den Menschen generell sicherer werde, sei zumindest beim heutigen Stand der Technik ein „gefährlicher Trugschluss“. Denn: „Menschen machen – unterstützt von Assistenzsystemen – beim Fahren sehr vieles richtig.“

Wo geht der Fußgänger hin?

Dass die Technik in allen denkbaren Umgebungen das Fahren komplett übernimmt, kann sich Dietmayer derzeit nicht vorstellen. Von den fünf Stufen des automatisierten Fahrens sei bei Serienfahrzeugen heute erst die zweite erreicht. Das sind Autos, die auf der Autobahn die Spur halten und den Abstand zum Vordermann regeln. Der Fahrer muss aber ständig präsent sein, um bei Bedarf das Steuer übernehmen zu können.

Ein zentrales Problem, an dem die Forscher arbeiten, ist die richtige Einschätzung von Verkehrssituationen. Zwar erhält der Computer am Steuer sehr viele Informationen von Kameras, Radar- und Lasersensoren. Aber aus diesen ein realistisches Bild der Umgebung zu erstellen ist eine große Herausforderung. Die Technik werde allerdings immer besser. So arbeiten Dietmayer und sein Team an Systemen, die die Bewegungen von Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern erkennen und vorhersagen, wohin sich diese wohl als Nächstes bewegen werden.