Michael Kühner hat als Fechter viele Titel geholt – die Jacke erzählt deshalb viele Geschichten. Heute trainiert der ehemalige Leiter der Mordkommission erfolgreich den Nachwuchs.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgar - Wenn die hellblaue Trainingsjacke erzählen könnte, würde ein Buch dabei herauskommen. Der Höhepunkt wäre die Geschichte wie Michael Kühner 1983 bei den Polizei-Europameisterschaften der Fechter in Apeldoorn von Prinz Bernhard der Niederlande den Goldpokal überreicht bekam – und dabei trug er die Adidas-Jacke. „Immer wenn ich sie aus dem Schrank nehme, gehen meine Gedanken zurück – es ist so ein toller Sport“, sagt der ehemalige Leiter der Mordkommission, Autor und Kurator des polizeihistorischen Museums. Noch immer ist er bei den Fechtern – heute als Trainer im Polizeisportverein: „Mein Herz schlägt jetzt für den Nachwuchs.“ Den eigenen Säbel und das Florett hat er in den Schrank gestellt.

 

Aufsehen in der DDR

Die Jacke aus Polyester ist schon allein wegen des Emblems auf der Vorderseite etwas Besonderes: Das Abzeichen ist die Visitenkarte als offizieller Trainingsanzug für die Polizei-Europameisterschaften, auf dem Rücken prangt der Schriftzug: Bundesrepublik Deutschland. So hatten Kühner und seine Mannschaftskollegen 1983 Aufsehen in der damaligen DDR erregt: „Wir sind in unseren Trainingsjacken im Streifenwagen zu den Ausscheidungskämpfen für Apeldoorn auf der Interzonenautobahn nach Berlin gefahren“, erzählt er. „Die Vopos guckten uns ziemlich komisch an.“ Dass die Jacke Kultstatus hat, sah Kühners Sohn als Teenager mit Kennerblick und der Vater lieh sie ihm für coole Auftritte. Der Junior hielt sie in Ehren – kein Fleck, kein Loch verunziert sie. Nur passen tut sie keinem von beiden mehr.