Pia Nowotny hält das Kochbuch von 1898 ihrer Oma Martha in Ehren. Sie verbindet es mit Familientraditionen und es hat ihren eigenen beruflichen Werdegang bestimmt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Pia Nowotny hat gerne exakte Mengenangaben, wenn sie kocht: „In Oma Marthas Kochbuch heißt es allerdings ‚ordentlich Zucker rein’ – damit kann ich wenig anfangen“, sagt sie belustigt. „Ich brauche exakte Angaben in Gramm. Aber ich spicke trotzdem manchmal rein.“ Der gut erhaltene Band ohne Fettflecken oder Kaffekleckse hat den Titel „Allgemeines Kochbuch für den Bürgerlichen Haushalt mit Berücksichtigung der süddeutschen und Wiener Küche“ und ist von 1898. Verfasst hat ihn Fritzi Schreiber. „Eine Frau als Autorin war damals ja auch eine Seltenheit“, merkt Pia Nowotny an.

 

Alle an einem Tisch

Für sie ist das Buch einerseits eine Erinnerung an ihre Oma, nach der sie ihren Imbiss der besonderen Art genannt hat, und vor allem ist es ein Manifest für die regionale und einfache Küche. Da finden sich beispielsweise die „Speise von Reis und Äpfeln“ und die „Schweinscotelettes“ – alles in altdeutscher Schrift und ohne ein einziges Bild. „Meine Oma hatte fast alles, was sie kochte, aus ihrem Garten“, erinnert sich die Enkelin. „Und in dem Buch sind auch Rezepte, bei denen alles vom geschlachteten Tier verwertet wird. Es gibt eben nicht nur Filet“, kritisiert die Gastronomin heutige Essgewohnheiten. Gleichzeitig ist das Buch eine Erinnerung an Familientraditionen: „Freitags war Backtag.“ Da buk die Oma Brot, Hefezopf und Obstkuchen. Am Wochenende kamen die Kinder und Enkel, um sich mit dem Backwerk einzudecken. Mittwochs kochte Oma Martha für die ganze große Familie. „Das ist eine schöne Erinnerung, dass es einen festen Tag gab, an dem wir alle zusammen gegessen haben.“