Wegen Corona gibt es eigentlich nur Online-Tickets. Doch nicht jeder kennt sich aus mit dem Internet. Die Stuttgarter Bäderbetriebe bieten nun eine Lösung an. Auch sonst ist in den Freibädern nichts, wie es einmal war – das gilt auch fürs Fildorado.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filder - Manchmal kann auch Jens Böhm kühlen Regentagen etwas abgewinnen. Und das, obwohl er sich von Berufswegen eigentlich immer bestes Sommerwetter wünschen müsste, zumindest wenn Freibadsaison ist. Denn Böhm arbeitet bei den Stuttgarter Bäderbetrieben, und diese haben die Freibadsaison 2020 am Montag offiziell eröffnet. Wegen der anhaltenden Corona-Krise freilich deutlich später als üblich und unter ganz anderen Vorzeichen. Die Pandemie bedeutet vor allem, dass nur eine begrenzte Zahl von Besuchern ins Freibad darf. Doch weil viele Menschen verunsichert sind und eben auch wegen des schlechten Wetters ist das Interesse an einem Sprung ins kühle Nass aktuell sowieso verhalten.

 

„Es ist ein ruhiger Start. Wir haben unsere coronabedingten Kapazitätsgrenzen in den Bädern noch nicht erreicht“, sagt Böhm. Das gebe den Bäderbetrieben die Möglichkeit, die neuen Abläufe erst einmal einzuüben, die für die Einhaltung der Corona-Regeln notwendig sind.

Vor allem die Sillenbucher wollen wieder in ihr Bädle

Um den Überblick zu behalten, wie viele Besucher und wer genau wann in welchem Freibad ist, und um zu verhindern, dass sich Schlangen an den Kassen bilden, müssen die Tickets online gebucht werden. Die maximale Besuchsdauer ist auf fünf Stunden begrenzt: Man kann nur entweder am Vor- oder am Nachmittag kommen. Die Mittagspause wird für eine gründliche Reinigung und Desinfektion der Bäder genutzt.

Der erste Tag war zwar verhalten, zeigte aber doch, dass die Stuttgarter endlich wieder schwimmen wollen – vor allem in Sillenbuch. Dass die Menschen dort ihr Bädle an der Trossinger Straße lieben, ist bekannt. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wieder. Bereits gegen 11 Uhr hatten die Bäderbetriebe 35 Besucher gezählt. Pro Zeitfenster dürfen maximal 45 Schwimmer in Stuttgarts kleinstes Freibad, also insgesamt 90 am Tag. Für den Montag hatten insgesamt 64 Gäste ein Online-Ticket gebucht. In Vaihingen und Möhringen dürfen jeweils maximal 450 Badegäste gleichzeitig vor Ort sein, also insgesamt 900 am Tag. Am Montag registrierten die Bäderbetriebe 220 gebuchte Online-Tickets für Vaihingen und 183 für Möhringen.

Die Badegäste dürfen sich nicht zu nahe kommen

Stammgäste in den Bädern sind vor allem Senioren. Doch ältere Menschen sind im Umgang mit Computer und Internet nicht immer so routiniert wie die junge Generation. Das habe zu Kritik an und Nachfragen bei den Bäderbetrieben geführt, sagt Jens Böhm und ergänzt: „Sinn und Zweck der E-Tickets liegen auf der Hand. Aber wir wollen niemanden ausschließen.“ Darum sei „in begründeten Ausnahmefällen“ auch eine telefonische Buchung beziehungsweise Anmeldung möglich.

Wer schließlich in eines der Stuttgarter Bäder kommt, kann sich vor allem über eines freuen: Platz. Das gilt nicht nur für die Becken. Im Nichtschwimmerbereich kontrolliert ein Mitarbeiter, dass es nicht zu voll wird. In den Schwimmerbecken sind Bahnen ausgewiesen, die jeweils nur in einer Richtung genutzt werden dürfen. Zudem gibt es Bahnen für sportliche und für gemütliche Schwimmer. So soll vermieden werden, dass sich die Badegäste zu nahe kommen. Sprungtürme und Rutschen bleiben vorerst gesperrt. Die Duschen sind geöffnet. Aber manche sind abgeschaltet, um auch dort die erforderlichen Abstände einzuhalten. Aus dem gleichen Grund bleibt bei den Umkleiden etwa jede zweite Kabine geschlossen.

Das alles sei sehr personalintensiv, sagt Böhm. Darum sei trotz der begrenzten Besucherzahl mehr Personal vor Ort als in normalen Jahren. Aktuell sei die gesamte Stammbelegschaft in den Freibädern eingesetzt. Das sei auch erforderlich, weil in diesem Sommer keine Saisonarbeiter angestellt seien. „Wir wussten ja gar nicht, ob es eine Saison gibt“, sagt Böhm.

Im Fildorado gibt es einen neuen Wasserspielplatz

Am Freitag, 19. Juni, startet auch im Fildorado in Bonlanden die Freibadsaison – natürlich unter den selben Vorzeichen wie in Stuttgart. Das bedeutet, dass die Tickets online gebucht werden müssen. „Dadurch ist es uns möglich, die Anzahl und die Aufenthaltsdauer der Badegäste zu begrenzen und Warteschlangen vor dem Eingang zu vermeiden“, erklärt der Geschäftsführer Felix Schneider. Auf der Website, vor Ort im Freibad und per Newsletter würden die Besucher zudem auf eine Reihe von Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen hingewiesen. Für Familien mit Kindern gibt es im Fildorado was Neues zu entdecken, nämlich einen Wasserspielplatz mit einem großen Schiff, Balancierpfad, Matschtisch und Rutschen.