Park statt Schlachthof: Das klingt erstmal gut. Doch im neuen Projekt des Ehepaars Sommer geht es um kulinarische Einfachheit. Im ehemaligen Café Uferlos in Esslingen wurde unter Sommers Vorgängern jedenfalls schon schlechter gekocht.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Esslingen - Oft hat schon die Erwartungshaltung einen Anteil daran, welchen Eindruck man später mit nach Hause nehmen wird. Hat man eine geringe, kann man schön überrascht werden, hat man eine hohe, kann die Enttäuschung groß sein. Wenn man weiß, dass Tine und Theo Sommer 14 Jahre lang eine gehobene Szenegastronomie im Esslinger Schlachthof zu verantworten hatten, dann ist man beim ehemaligen Café Uferlos erst einmal ratlos. Sicher handelt es sich um eine schön im Park gelegene Location, in der sich die Pächter mal mehr, mal weniger kulinarisch angestrengt hatten. Aber die Größe des Pavillons und seiner Küche lässt eben nur Bedingtes auf den Tellern zu.

 

Da sitzen wir nun zum ersten Mal wie mancher drinnen, merken aber dennoch, dass hübsch renoviert wurde und versuchen aus dem Dutzend Speisen auf der Karte und den zwei, drei Empfehlungen auf der Tafel ein aufschlussreiches Essen zusammenzustellen. Wir starten mit Datteln im Speckmantel (5,80 Euro), der recht streng ist, und machen weiter mit Roter Beete und Mozzarella (6,80 Euro). Immerhin: die Gemüsescheiben machen einen frischen Eindruck, dem Käse wird mit Rucolablättchen sowie Essig und Öl zu Geschmack verholfen. Auch der Sugo zur überbackenen Zucchino (6,20 Euro) scheint selbst gemacht, das grüne Thaicurry mit Kokosmilch und Huhn (11,80 Euro) aber enttäuscht, weil zwischen Süße und Schärfe die Mitte fehlt, die alles zusammenhält. Desserts gibt es keine, also trinken wir noch einen Wein: sowohl der Navarra (5 Euro für 0,2) als auch der Bardolino (2,10 Euro für 0,1) sind ordentlich, aber keine Offenbarung.

Die Luft war raus

Danach haben wir alten Schlachthof-Fans immer noch viele Fragezeichen auf der Stirn – Warum? Hier? So? – und denken: wir müssen reden! Wir bitten Theo Sommer zu uns an den Tisch, und je länger wir mit ihm reden, desto mehr beginnen wir zu verstehen: dass nach 14 Jahren Schlachthof irgendwie die Luft raus war und was Neues hermusste. Mit weniger Aufwand und Druck, oder wie es Sommer formuliert: „Es ist für alle einfacher. Die Gäste müssen nicht mehr so viel essen, und wir müssen nicht mehr so viel kochen.“ Ein lebhafter Treff also soll das Sommer werden, wo man Kleinigkeiten zu sich nehmen kann, aber nicht muss. Die sind gut und günstig, auch wenn manches besser gehen könnte und wohl auch wird. Bald zum Beispiel sollen nur noch Bioprodukte zum einfachen Frühstück gereicht werden.

Wie der Sommer gehen es die Sommers langsam an und werden sich nach all dem Regen seid ihrem Start Mitte März zwischen Angebot und Nachfrage einpegeln. Abends sind auch mal DJs vorstellbar und nächstes Jahr Open-Air-WM-Übertragungen. Ganz weit draußen aber steht noch etwas anderes im Raum. Der Sohn ist 15, weswegen vorerst die Stellung in Esslingen gehalten wird. Aber dann gibt es da den Traum von einer Strandbar – die nicht am Neckar sein soll. Wir haben verstanden.

Die Bewertung und weitere Infos

Sommer, Maille 1, 73728 Esslingen, täglich geöffnet von 11 bis 23 Uhr.

Die Bewertung:

Küche ***

Service ***

Ambiente ****

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.