Die Junge Bühne Ludwigsburg präsentiert Mark Twains „Prinz und Bettelknabe“ als Theaterspiel. Am Sonntag ist in der Karlskaserne Premiere

Ludwigsburg - Die Geschichte des Rollentauschs von Arm und Reich ist oft erzählt worden, aber nur einmal von Mark Twain. „Prinz und Bettelknabe“ heißt die Version des großen Satirikers, die Gabriele Sponner von der Kunstschule Labyrinth jetzt für die Junge Bühne bearbeitet hat. Am Sonntag um 15 Uhr hat das Stück in der Karlskaserne Premiere. Es spielen zwölf Schüler, neun bis 14 Jahre alt.

 

Verwicklungen gibt es mindestens so viele wie Figuren im Stück. Die jungen Schauspieler müssen deshalb mehrmals die Rolle wechseln – und immer wieder von der höfischen Welt in das vulgäre Milieu der Elendsquartiere abtauchen. „Ich muss darauf achten, dass die Kinder die ganze Zeit über beschäftigt sind“, sagt die Regisseurin. Sponners künstlerischer Anspruch ist hoch, den Heranwachsenden gegenüber erläutert sie ihn so: „In der Schule gibt es die Noten Eins bis Sechs, bei mir nur die Eins – sonst geht es nicht auf die Bühne.“

Familienkalender auf Probenplan abgestimmt

Die theaterspielenden Kinder verstünden schon sehr bald, dass es auf sie ankomme, meint Sybille Hirzel, die Leiterin der Jungen Bühne. „Die wissen, dass die anderen blockiert sind, wenn sie mit ihrem Text nicht weiterkommen.“ Das Probenpensum sei sehr hart, begonnen wurde damit schon im Oktober. „Den ganzen Mai über haben wir jeden Samstag geprobt“, sagt Sponner. Darum müssten auch die Familien der Jungschauspieler das mittragen und ihren Terminkalender mit dem für die Proben und Vorstellungen abstimmen.

Sybille Hirzel und Gabriele Sponner betonen den Gegensatz zu Amateur-Schauspielern und Schulaufführungen: Beim Schultheater seien die Lehrer sehr viel früher mit dem Erreichten zufrieden als sie, sagt die Regisseurin. Während man dort davon ausgehen könne, dass die Mütter die Fehler liebevoll übersähen, setze sie auf Perfektion. „Die Leute zahlen Eintritt, dafür muss eine Leistung erbracht werden.“

Schauspielerei stärkt Selbstbewusstsein

Auch wenn die Erfahrungen zeigten, dass diese disziplinierte Arbeit das Selbstbewusstsein der Schüler stärke, kollidiere das Theaterprojekt doch immer häufiger mit den gestiegenen Ansprüchen der Schule. „Wegen G 8 haben die Kinder weniger Zeit, und sie stehen unter einem immensen Druck“, sagt Sponner. Was bei vielen Eltern die Tendenz verstärke, lieber das Kind von der zeit- und energieraubenden Schauspielerei abzumelden, um mehr Freiraum für die Schule zu schaffen. „Dabei erleben wir immer wieder Beispiele, die zeigen, dass dieses geordnete künstlerische Projekt die schulische Arbeit stützt“, sagt der Produzent Rainer Kittel. Insgesamt sei die Nachfrage an der Kunstschule Labyrinth glücklicherweise noch immer am Wachsen.

Für ihre jüngste Inszenierung mussten die erwachsenen und die jugendlichen Theatermacher mit einem Manko zurechtkommen: Die Behörden hatten gefordert, dass eine Tür hinter der Bühne als Notausgang fungiert. Deshalb kann kaum mit Kulissen gearbeitet werden. Sponner verfiel deshalb auf die Idee, die Adligen in Pappkostümen agieren zu lassen, was ein Stück weit die Kulissen ersetzt – und das steife Zeremoniell bei Hofe unterstreicht.