Im Black-Jackets-Prozess vor dem Stuttgarter Landgericht ging es um den Vorwurf der Erpressung. Ein Angeklagter hatte offenbar einen Ausbruch geplant.

Die Fußfesseln bleiben dran. Einer von sechs angeklagten Mitgliedern der Black Jackets muss die Fortsetzungsverhandlung vor dem Stuttgarter Landgericht mit zusammengeketteten Beinen verfolgen. Darauf besteht die Vorsitzende Richterin entgegen dem üblichen Verfahren, die Angeklagten zu Beginn von Hand- und Fußschließen zu befreien. Denn im Gefängnis in Karlsruhe, wo der frühere Präsident der Ortsgruppe Ludwigsburg zurzeit untergebracht ist, hat man offenbar Hinweise darauf entdeckt, dass er geplant hat auszubrechen.

 

Angeklagt sind die sechs Mitglieder der rockerähnlich organisierten Black Jackets Ludwigsburg im Alter von 20 bis 32 Jahren wegen Kokainhandels und Erpressung. Außerdem sollen sie Geldspielautomaten so manipuliert haben, dass die Geräte beträchtliche Gewinne ausgespuckt haben.

Widerwilige Zeugen

Bei der Verhandlung am Donnerstag ging es vor allem um den Vorwurf der Erpressung. Bei allen Zeugen entsteht der Eindruck, dass sie entweder sehr ungern vor Gericht etwas sagen wollen oder dass sie versuchen, frühere Aussagen abzuschwächen, die sie bei der Polizei gemacht haben. Die Richterin sieht sich öfter genötigt, darauf hinweisen, dass es strafbar ist, nicht die Wahrheit zu sagen oder auch, sie zu verschweigen.

Ein 28-jähriger Zeuge hat vor der Verhandlung gebeten, das Gericht durch einen Seiteneingang betreten zu dürfen – aus Angst, die Bande könnte ihm auflauern. Er berichtet, er habe sich bei seiner Exfreundin Geld geliehen gehabt, eine Summe zwischen 300 und 800 Euro. Von Rückzahlung sei keine Rede gewesen. Doch plötzlich hätten zwei der Angeklagten versucht, diese angeblichen Schulden einzutreiben. Sie hätten 1700 Euro gefordert.

Angst, verprügelt zu werden

Der Zeuge erzählt, dass er Angst gehabt habe, verprügelt zu werden . Er habe mehrfach die Handy-Nummer gewechselt, doch er sei den Black Jackets nicht entkommen. Es habe Treffen in Kirchheim/Neckar und Besigheim gegeben, bei denen er von einem der Angeklagten bedroht worden sei: „Ich finde dich, egal, in welchem Loch Du Dich versteckst.“ Er habe eine Rate gezahlt. Dann seien im vergangenen Oktober viele Black-Jackets-Mitglieder verhaftet worden, von da an habe er Ruhe gehabt.

Ein weiterer Zeuge würde am liebsten gar nichts sagen. Widerstrebend berichtet der 38-Jährige, er habe sich abfällig über die Black Jackets geäußert, daher habe er 350 Euro Strafe zahlen müssen. Das habe ihn „angekotzt“, aber er habe die Summe beglichen, um die Sache vom Tisch zu haben. Bedroht habe er sich nicht gefühlt. Bei der Polizei hatte er aber offenbar ausgesagt, er habe Angst um seinen Vater gehabt, der eine Gaststätte betreibt: „Wenn die Typen in der Kneipe Theater gemacht hätten, hätte mein Vater keine Chance“, zitiert die Richterin aus dem Vernehmungsprotokoll.

Schockiert durch Verhaftungen

Kurz nach der Strafzahlung sei er Mitglied der Black Jackets geworden, berichtet der Zeuge weiter, auf 50 Euro belaufe sich der Monatsbeitrag. Doch es habe ihn schockiert, als kurz darauf die Verhaftungen erfolgt seien, und er habe beschlossen auszusteigen. Normalerweise müsse man dafür 500 Euro abliefern. Doch das sei ihm durch die Verhaftungen erspart geblieben.

Ein weiterer Zeuge, auch ein früheres Mitglied nennt die Black Jackets einen „Abzockerclub“, der den Mitgliedern das Geld aus der Tasche ziehe. Schuld sei der Vizechef, der sich als Diktator gebärde.

Der Prozess wird fortgesetzt.