Die Morde des NSU machen sprachlos. Gleichzeitig gibt es menschenverachtenden Hass in Deutschland. Welche Lehren lassen sich aus der Vergangenheit auf die Gegenwart übertragen? Eine Tagung in Ludwigsburg versucht eine Antwort.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Kann eine Gesellschaft den Spagat zwischen Erinnerungskultur an die Gräuel der Geschichte und der produktiven Abwehr von Hass und mörderischer Gewalt leisten? Das Institut für Antidiskriminierung- und Diversityfragen an der evangelischen Hochschule Ludwigsburg versucht heute in einer Anhörung eine Antwort auf diese Frage. „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit von Buchenwald bis zu den NSU-Morden – oder wie gehen wir mit Diskriminierung, Hass und Mord um“ hat Beate Aschenbrenner-Wellmann, die Leiterin des Instituts, die Tagung überschrieben.

 

Das an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg angesiedelte Institut hat dafür prominente Gäste, profilierte Wissenschaftler und Praktiker eingeladen.

Der baden-württembergische Innenminister Reinold Gall wird bei einer Podiumsdiskussion auf den Leiter der Gedenkstätte Buchenwald Volkhard Knigge und Agnes Smolorz von der Landeszentrale für politische Bildung, die sich in der rechten Jugendszene auskennt, treffen. Mehmet Gürcan Daimagüler, der als Opferanwalt im NSU-Prozess auftreten sollte, musste seine Teilnahme kurzfristig absagen.

Der Ort der Tagung ist zwar dem Sitz der Evangelische Fachhochschule geschuldet. Doch so ganz beliebig ist er dennoch nicht. Die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds haben zwar nicht in Ludwigsburg stattgefunden. Aber es gibt inzwischen sichere Beweise, dass die mutmaßlichen Täter Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe Kontakte in die rechte Szene Ludwigsburgs unterhielten. Grund genug also, genau hinzuschauen.