Niederländische Schiffsbauer wollen Luxus-U-Boote für den Tourismus entwickeln. Ihre Vision: mit einem Glas Champagner in der Hand unter Wasser den Delfinen beim Schwimmen zuschauen.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Wer genug Geld auf der hohen Kante hat und sich seinen Traum von einer eigenen Jacht erfüllen will, der findet in den Niederlanden sicher die richtige Werft, die sie baut. So wie etwa der legendäre Apple-Mitgründer und langjährige CEO des iPhone-Produzenten Apple Inc. Steve Jobs (1955-2011). Jobs ließ sich in den Niederlanden eine Superjacht ganz im Apple-Design und vollgestopft mit Apple-Computern bauen. Preis: 160 Millionen Euro.

 

Doch die Seefahrer-Nation Niederlande baut nicht nur noble Jachten und ist auf diesem Gebiet an der Weltspitze zu finden. Sie baut auch U-Boote und gilt als Erfinder von Tauchbooten. Bisher fast nur für militärische Zwecke. Nun wollen niederländische Schiffsbauer Luxus-U-Boote für den Tourismus entwickeln. Ihre Vision: mit einem Glas Champagner in der Hand im eigenen U-Boot den Atlantik durchqueren und den Delfinen beim Schwimmen zuschauen, durch Korallenriffe in der Karibik gleiten oder das Mittelmeer unter Wasser durchqueren. U-Boot-Kreuzfahrten sozusagen.

Luxus-U-Boot für 37 Millionen Euro

Frei nach Jules Verne soll das U-Boot der Luxusklasse für den Tourismus auf den Namen „Nautilus“ getauft werden – und 37 Millionen Euro pro Stück kosten. Bauen will das U-Boot der Luxusklasse der niederländische Tauchboothersteller Worx. Ironischerweise befindet sich der Hauptsitz von Worx gar nicht in einem der vielen niederländischen Häfen an der Nordsee. Nein, die Worx-U-Boote werden nicht in Den Helder, Rotterdam oder Vlissingen gefertigt. Sie werden im südniederländischen Breda gebaut. Dort gründete der niederländische Unternehmer Bert Houtman im Jahr 2005 Worx. Der U-Boot-Hersteller Worx baut und liefert seither bemannte Tauchboote für Erkundungs-, Forschungs-, Jacht- und Tourismusanwendungen.

Das bekannteste Worx-U-Boot ist derzeit die Nemo. Ein Name, den U-Boot-Unternehmer Houtman ebenfalls von Jules Verne und dessen 1870 erschienen Roman „20 000 Meilen unter dem Meer“ lieh. Das relativ kleine U-Boot Nemo ist im Gegensatz zur Nautilus für einen kleineren Geldbeutel erschwinglich. Es kostet mit rund 600 000 Euro etwas mehr als ein kleines Einfamilienhaus in den Niederlanden.

„Die Nemo ist für uns im U-Boot-Sektor das, was einst Ford im Automobilbau war. Es ist klein genug, dass man es mit einem Auto und einem Anhänger zum Hafen transportieren kann,“ stellt Worx-Manager Roy Heijdra fest. Wer sich ein Nemo-U-Boot bei Worx kauft, der bekommt den Führerschein dazu gleich mitgeliefert. „Wir bilden die Käufer der Nemo am U-Boot aus, sodass sie es selbst bedienen und fahren können,“ so Worx-Manager Heijdra. „Wer das U-Boot aber nicht selbst steuern will, der kann sich auch einen Kapitän bei uns anheuern.“

Unter Wasser von Rotterdam bis New York

Nun aber will der U-Boot-Bauer Worx mit der neuen Nautilus etwas Besonders anbieten und bauen. Die Nautilus soll 3200 Seemeilen zurücklegen bis zu 150 Meter tief tauchen können. Und sie soll eine Kombination aus U-Boot und Jacht sein. Denn die aufgetauchte Nautilus kann in eine Luxusjacht umgewandelt werden, mit der man sich auch über dem Meeresspiegel fortbewegen kann. Angetrieben wird die Nautilus von einem hybriden Elektrodieselmotor. Mit dem kann sie acht Stunden unter Wasser fahren, ohne dass der Motor aufgeladen werden muss, versprechen die Entwickler. Mit ihrer Reichweite von 3200 Seemeilen könnte man demnach den Atlantik von Rotterdam aus nach New York unterqueren. 2023 will die Worx-U-Boot-Werft die ersten Modelle der Nautilus bauen.

Wie beim Kauf einer Jacht auch, kann der Käufer die Innenausstattung seiner Nautilus selbst bestimmen. Sie wird „maßgeschneidert“ ausgestattet und geliefert, so der Werbetext. Die Worx-Werft hat sich für die Nautilus daher schon ein englischsprachiges Synonym ausgedacht. Die Nautilus sei „eine Under-Water-Entertainment-Plattform, kurz UWEP,“ heißt es Worx zufolge. „Sie könnte auch als U-Boot-Restaurant mit großer Verglasung eingerichtet werden, sodass man die Fische unter Wasser gut beobachten oder Korallenriffe bestaunen kann.“ Da die Nautilus wesentlich größer ist als die Nemo, wird sie voraussichtlich nicht in Breda, sondern im einem der niederländischen Nordsee-Häfen gebaut werden, wo sie nach Fertigstellung zur See gelassen werden kann.

Dass nun ausgerechnet Niederländer das U-Boot für den Tourismus entwickeln, ist kein Zufall. Denn die Niederlande haben eine lange U-Boot-Tradition. Es war der im Jahre 1572 in der Käsestadt Alkmaar geborene Niederländer Cornelis Drebbel (1572-1633), der das U-Boot erfand. 1620 tauchte das von Drebbel entwickelte erste Tauchboot durch die Themse in London und legte die Strecke vom Tower nach Greenwich unter Wasser in drei Stunden zurück. Nun werden bald touristische U-Boote made in Holland durch die Meere gleiten.