Die größte Herausforderung bei der Erweiterung sieht Bülow nicht darin, die Gebäude zu errichten und die Produktion für das neue Modell nach den hohen Porsche-Maßstäben gut anlaufen zu lassen. „Das Entscheidende sind die Menschen“, betont Bülow. Mehr als 50 000 Bewerber wollten einen Arbeitsplatz in Leipzig, die Mehrzahl aus Deutschland, darunter auch einige, die nach der Wende in den Westen gegangen waren und nun zurückkehren; es habe aber auch Bewerber aus Polen, Portugal oder Spanien gegeben, wie der Werkleiter berichtet. Mit dem neuen Macan wird die Belegschaft in Leipzig mehr als verdoppelt, zu den rund 1000 Beschäftigten kommen 1500 neue hinzu. Das heißt: die neuen Mitarbeiter sind in der Überzahl. Deshalb kommt es für den Werkleiter nicht nur darauf an, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen fachlich auf ihre Arbeit vorbereitet werden, sondern ihnen beizubringen, „wie wir hier ticken“, so Bülow. Die gute Zusammenarbeit sei entscheidend für den Erfolg, meint der Werkleiter und vergleicht seine Mannschaft mit einem Chor: „Alle müssen vom gleichen Notenblatt singen.“ Daran arbeite man derzeit sehr intensiv, berichtet Bülow, den Mitarbeiter als sehr umgänglichen Chef beschreiben, und fügt als Zwischenbilanz hinzu: „Wir sind auf einem guten Weg.“

 

Norbert Wagner zählt zu den Neuen in Leipzig. Der Leiter des Karosseriebaus ist jedoch alles andere als ein Neuling in seinem Fach. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner begann seine Karriere einst bei Daimler in Sindelfingen, arbeitete in Rastatt und war für den Stuttgarter Automobilbauer in den vergangenen Jahrzehnten viel in Amerika im Einsatz – in Argentinien, Brasilien und im US-Werk in Tuscaloosa. Porsche konnte von seiner Erfahrung hervorragend profitieren – schließlich hat er schon fast ein Dutzend Produktionsanläufe gemeistert. Nicht allzu viele der neuen Mitarbeiter brachten berufliche Erfahrung im Karosseriebau mit. Wagner nennt sein Team deshalb im Spaß die „Krabbelgruppe“. Ein Headhunter lotste den Daimler-Mann mitsamt Frau und zwei Kindern aus den Südstaaten nach Sachsen. „Ich war bereit für etwas Neues und der Name Porsche reizte mich“, begründet Wagner den Wechsel.

Mit stürmischem Schritt und durchgedrücktem Kreuz durchmisst der quirlige 53-Jährige, der die Büroarbeit derzeit erst nach Mitternacht erledigen kann, wie er sagt, sein weitläufiges Reich, das so groß ist wie fünf Fußballfelder. Gut 500 Beschäftigte arbeiten hier in drei Schichten, die Schwerarbeit indes erledigen fast 400 Roboter. Besonders stolz ist Wagner auf die Fronthaube aus Aluminium, die ähnlich wie beim legendären Jaguar E-Type seitlich heruntergezogen ist. Audi habe die Fertigungsanlage für dieses „Top-Design-Element“ gebaut, die Pressteile, die in Leipzig zusammengefügt werden, kommen aus dem VW-Werk Bratislava, berichtet Wagner und führt zu einer schwarz lackierten Haube, die mehrere Unterschriften der beteiligten Partner von Audi, VW und Porsche trägt. Wagner nennt es das „Grenzmuster“. Es ist der Vergleichsmaßstab, an dem die in Leipzig produzierten Fronthauben gemessen werden.