Der Mädchenflohmarkt, ein Event von Mädels für Mädels. Ein Tag für Frauen, Second-Hand-Zeug shoppen, tratschen, genießen, tanzen. Und das Ganze gibt es jetzt auch im Netz.

Stuttgart- Offline ist das Event Mädchenflohmarkt seit über zwei Jahren eine Marke in Stuttgart. Konzept: von Mädels für Mädels. Ein Tag für Frauen, Second-Hand-Zeug shoppen, tratschen, genießen, tanzen. Männer dürfen auch kommen. Die letzte Ausgabe schaffte es dank eines immensen Ansturms, der vor der ehemaligen Mercedes-Benz-Niederlassung zwischenzeitlich von der Polizei in Schach gehalten werden musste, sogar in die bundesweiten Nachrichten unter dem sehr zweifelhaften und in diesem Fall doppelt und dreifach falschen Prädikat Facebook-Party. Die Organisatoren haben den Flohmarkt eben auf Facebook angekündigt, wie man das eben seit Jahren so macht mit Veranstaltungen aller Art.

 

Anfang Juli haben die Gründer der Shopping Community Edelight, die einst mit verschiedenen Stuttgarter Bloggerinnen den Mädchenflohmarkt anschoben, das Konzept als eigenständiges Unternehmen unter www.maedchenflohmarkt.de online gehievt. Nun können shopping-wütige Damen 24/7 ihre Schätze verkaufen oder Neue erwerben. Maria Spilka, die Mitgründerin und Geschäftsführerin des jungen Startups, betont: „Wir wollen mehr sein als ein "Flohmarkt" für Schnäppchenjäger. Mädchenflohmarkt will gezielt Fashion verkaufen und nicht "Bekleidungsartikel".“

Damit hat das junge Unternehmen anscheinend einen Nerv getroffen, schaut man sich nur den Zuwachs ihrer Facebook-Page an: Die schwellte innerhalb der ersten sieben, acht Wochen auf weit über 90.000 Liker an, die 100.000 dürften in ein paar Tagen voll sein.

Ziemlich voll ist auch schon die Seite. Die Ware sieht beim Durchscrollen zwar alles recht ordentlich und wertig aus, wirkt allerdings auch wie auf einen großen Haufen geworfen. Ein paar Unterkategorien wie „Kleider“, „Hosen“ oder „Pullover“ wären vielleicht nicht schlecht. Vielleicht kommt das noch, vielleicht ist man da auch zu arg Mann und Frau mag das einfach so.

Mann reibt sich ebenfalls verwundert die Augen, warum das vom Start weg so gut funktioniert. Liegt das an den harten Zeiten und die Damen müssen ihr Geld beisammen halten? Nein, meint Spilka, das Bewusstsein hätte sich verändert. „Used ist nicht mehr gleich shabby! In den USA spricht man auch schon von "pre-loved".“ Und das mit dem Verkaufen erklärt sich ebenfalls ganz einfach: Frauen haben einfach zu viel, kennt sie auch von sich selbst. „So schnell wie Zara&Co. neue Kollektionen rausbringen, schaffe ich es gar nicht meine Sachen abzutragen. Ich glaube, viele Frauen wollen manchmal einfach nur Platz schaffen für tolle neue Sachen.“

Unterwäsche und Bademode sind ein Tabu

So kam ihr auch die Idee für den Onlinemarktplatz. Zum einen natürlich über die Flohmarkt-Veranstaltung und zum anderen vor ein paar Monaten beim Ausmisten ihres Kleiderschranks. Sie wollte sich ein paar Euros dazu verdienen, „war aber total frustriert von Ebay & Co.. Es war sehr zeitaufwändig und am Ende habe ich nicht die Preise bekommen, die ich wollte.“ Das Problem gibt es auf Mädchenflohmarkt nicht.

Man loggt sich mit seinem Facebook- oder Twitter-Account in die übersichtliche Seite ein - Spilka verspricht bei dem Punkt, dass keine Marktdaten gesammelt oder Daten weitergegeben werden - klickt auf verkaufen und geht die einzelnen Menüpunkt durch. Am Schluss legt man einen Festpreis fest. Um eine gewisse Wertigkeit zu gewährleisten und Veramschung der Plattform zu vermeiden nimmt das Unternehmen unter einer gewissen Preisgrenze keine Ware an. Absolutes Tabus sind übrigens Unterwäsche und Bademode.

Als besonderes Tool bietet man den Concierge Service „für höherpreisige Artikel und Frauen, die einfach keine Zeit oder Lust haben sich darum zu kümmern. Sie schicken uns nach vorheriger Einladung ein Paket zu und wir übernehmen das Listing, Fotografieren, Lagerung und Versand. Die Verkäuferinnen müssen nur den Preis bestimmen“, erklärt Spilka.

Allgemein merkt die Geschäftsführerin an, dass man sich in Punkto Qualität und eigenem gesetzten Standard, Stichwort Fashion, noch eingrooven muss. Und da sind wir wieder bei einer Seitenordnung. „Wir sind da noch sehr tolerant, werden aber soziale Mechanismen (Stichwort: Community) schaffen, um die guten Inhalte in den Vordergrund zu stellen. Wir sehen aber auch, wenn die Concierge Artikel online gehen, laden auch die User zeitweilig höherwertige Sachen hoch.“

Auch an der Geschäftsabwicklung wird noch gefeilt. Wenn etwas schief läuft, also zum Beispiel die Käuferin ihre Ware nicht bekommt, trägt momentan noch die Firma das Risiko und erstattet den Betrag zurück. Da soll nicht dauerhaft so bleiben. Die meisten Verkäuferinnen sind zwar korrekt, sagt Spilka, aber auch hier tummeln sich eben schon ein paar schwarze Schafe, wegen denen sich „manche unwohl fühlen und mehr Transparenz wollen“.