In der gestrigen Talkrunde bei Sandra Maischberger sprach die Moderatorin unter anderem mit Daniel Günther, dem CDU-Ministerpräsidenten über die AfD, Friedrich Merz und warum er „Layla“ nicht mehr singen wird.

Ein Verweigerer ist er. Zum einen will Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, am Dienstagabend in der Talkrunde in der ARD nicht der Bitte von Moderatorin Sandra Maischberger nachkommen und den Refrain von „Layla“ wiederholen – „sie ist schöner, jünger, geiler“ - den er auf einer CDU-Party mal auf offener Bühne mitgesungen hat, was ihm nach eigenem Bekunden viel Ärger von Politikern und Journalisten, aber nicht von „normalen Leuten“, eingebracht hat. Und dann folgt er auch nicht der Linie seines Parteivorsitzenden Friedrich Merz (CDU), der sich noch vor wenigen Tagen gegen ein Verbot der AfD ausgesprochen hatte, da es die nur in einer „Märtyrerolle“ drängen würde.

 

„Die AfD will aus Deutschland ein anderes Land machen. Wir müssen in Deutschland doch mal aufwachen und das schärfste Schwert diskutieren“, sagte Daniel Günther hingegen am Dienstag im Studio. Wenn ein Verbot der Partei sorgsam vorbereitet und breit getragen werde, und wenn es gute Erfolgsaussichten habe, dann sei es machbar.

Schon jetzt werde die AfD in drei Bundesländern als rechtsextrem eingestuft, man müsse nun ein Gutachten im Februar abwarten zur Frage, ob die Partei auch bundesweit als rechtsextrem gelte. Ob er nicht von sich aus über den Bundesrat für ein AfD-Verbot initiativ werden wolle, fragte Sandra Maischberger. Das aber lehnte Günther ab.

Mit Merz keine Liebe auf den ersten Blick

Auch später kommt das Verhältnis zu Friedrich Merz nochmal zur Sprache, von dem Günther seinen alten Satz wiederholt, das sei ja bei ihm und Merz „nicht die Liebe auf den ersten Blick gewesen“. Aber der mache jetzt als Parteivorsitzender eine „großartige Arbeit“ und er habe ein gutes Grundsatzprogramm vorgelegt. Die entscheidende Frage von Sandra Maischberger aber, wer denn der beste Kanzlerkandidat für die Union sei, beantwortet der CDU-Mann von der Waterkant ausweichend: „Der, den wir am Ende aufstellen werden“, sagt Daniel Günther.

Aber der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann habe sich doch schon klar für Merz ausgesprochen, erwiderte da Sandra Maischberger. Nun ja, der müsse sich ja wohl auch nicht an die Regeln halten, entgegnete Günther scherzhaft, und die besagten glasklar, dass man den Kandidaten erst nach der Europawahl im Spätsommer küren werde. „Dann sind Sie also raus, das werden dann Merz und Söder besprechen“, meinte Maischberger leicht provozierend und erwischte Günther damit am falschen Fuß: „Das halte ich für ein Gerücht, dass zwei Männer alleine besprechen, was in der Union passiert“, beeilte der sich zu sagen. Und mit diesem, seinem Kurs halte er sich voll an die Vorgaben, die Friedrich Merz selbst für die Kanzlerkandidatensuche gegeben habe.

Anbiederungswettbewerb bei den Bauern

Die Bauernproteste und das desaströse Abschneiden der Ampel-Regierung in allen Umfragen waren eigentlich das Hauptthema, und Maischberger stellte die Leitfrage, ob die Union nicht vom Tief der Ampel profitieren könne. Daniel Günther selbst schätzte den radikalen Vorfall der Nötigung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Rückkehr von Hallig Hooge schlicht als „übergriffig“ ein. Er sieht die Proteste allgemein nicht nur monetär bedingt, sondern ihre Ursache auch im Fehlen an Respekt und Freiheit sowie einer vorhandenen Überregulierung. Die Kürzungen im Agrarsektor hätten auch einen „Webfehler“ gehabt, die drei Spitzen der Ampel hätten sie unter sich beschlossen „und mit keinem Menschen geredet“.

Es gehe aber nicht an, einen einzigen Berufsstand als Ziel von Einsparungsmaßnahmen zu nehmen. In der bei Maischberger üblichen Journalistenrunde stellte der „Stern“-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz die Frage, warum die Union in den Umfragen eigentlich nur bei 30 Prozent stehe, wenn die Arbeit der Ampel doch „soooo schlecht“ sei. Der Ampel selbst warf Schmitz vor, beim ersten kleinen Widerstand eingeknickt zu sein und dass sich ihre Parteien jetzt einen „Anbiederungswettbewerb“ bei den Bauern lieferten, das reiche von Habeck über Scholz bis zu Lindner. „Da ist doch keine Führung erkennbar, das regt die Leute noch mehr auf und wirkt verheerend.“

„Waldi“ beobachtet Proteste

In ähnlichem Sinne äußerte sich die „Zeit“-Online-Journalistin Yasmine M’Barek, die fragte, warum denn die Grünen-Politiker Habeck und Cem Özdemir nicht die Chance genutzt hätten, jetzt mit eigenen Angeboten „die progressiven Landwirte“ auf ihre Seite zu ziehen, denn es seien ja gar nicht alle vom Agrardiesel überzeugt.

Der Sportjournalist Waldemar „Waldi“ Hartmann, den man landläufig in Bayern verorten würde, der aber in Leipzig wohnt und seine Beobachtungen vom Leipziger Ring mit Bauern und Handwerkern und Gastronomen in einem Protestzug schilderte, erwartet protestmäßig in diesem Jahr noch einen „heißen Sommer“ . Hartmann zitierte den verstorbenen CSU-Chef Franz Josef Strauß – unter dem er sozialisiert worden sei - mit den Worten, dass für die Union das Stammpublikum wichtig sei, nicht aber die Laufkundschaft – ein klarer Fingerzeig für die aktuelle Lage von CDU und CSU. Im übrigen, so Hartmann, könne man nicht bei Umfragewerten von 30 bis 32 Prozent für die AfD in östlichen Bundesländern sagen, dass dies alles Nazis seien.

Wundern über feministische Außenpolitik

Etwas wie angeklebt wirkt am Schluss der Sendung ein Ukraine-Teil, in der der Sicherheitsexperte Carlo Masala die Frage, ob es ein Patt an der Front gebe, verneinte. Masala sieht durchaus Bewegung und findet es bemerkenswert, dass die Ukraine den Russen die Kontrolle über das Schwarze Meer entrissen und auch zwei Flugzeuge über dem Asowschen Meer abgeschossen hat. 2024 werde auf jeden Fall ein Kriegsjahr bleiben, Putin werde die US-Wahlen im November abwarten – mit einem Sieg Donald Trumps könnte die Ukraine-Hilfe versiegen – und die Ukraine werde versuchen, möglichst mehr eigenes Militärgerät zu produzieren.

Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler meinte, dass die Lieferungen von immer mehr Waffen nicht zum Ende des Krieges führen werden. „Wir müssen uns doch fragen, was können wir tun, um das Sterben zu beenden?“ Man brauche jetzt sofort eine Diplomatie der kleinen Schritte und Friedensverhandlungen. An einem anderen Schauplatz erläuterte Wissler die ihrer Ansicht nach widersprüchliche Politik in Berlin: Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wolle eine feministische Außenpolitik, wie die aber zu einer Lieferung von Eurofightern an Saudi-Arabien - „ein diktatorisches Regime“, wie auch Masala bestätigte - passen solle, das sei nicht zu verstehen.

„Layla“ sei nicht sein Lieblingslied

Nachzutragen wäre vielleicht noch, warum Günther nun partout „Layla“ nicht mehr singen oder zitieren wollte: Nein, da werde dann nur „so ein kurzes Ding“ von ihm aus der Sendung in den Medien gebracht, meinte der Ministerpräsident: „Sagen Sie es doch, Frau Maischberger.“ „Layla“ sei übrigens nicht sein „Lieblingslied“ und er habe damals eine halbe Stunde auf der Bühne verschiedene Lieder gesungen, auch „Major Tom“ von Peter Schilling. Der aber interessierte Sandra Maischberger dann aber weniger.