Alexander Gauland diskutiert mit Gerhart Baum bei Sandra Maischberger über die AfD. Es gibt wenig Argumente, und viel Emotion.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Sehr viel unterschiedlicher können Politiker ja gar nicht sozialisiert sein. Auf der einen Seite Gerhart Baum, inzwischen auch schon 91 Jahre, FDP-Innenminister zu Zeiten der sozialliberalen Koalition und engagierter Kämpfer für den Rechtsstaat. Auf der anderen Seite Alexander Gauland, 82 Jahre alt, Ehrenvorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD), einer Partei, die inzwischen schon in zwei Bundesländern, in Thüringen und Sachsen-Anhalt, vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Beim ARD-Polit-Talk von Sandra Maischberger trafen die Herren am späten Mittwochabend aufeinander – und gerieten, wie erwünscht, geplant, erhofft, aneinander.

 

Wer hat das Duell gewonnen?

Gibt es einen Sieger bei so einem Duell? Wahrscheinlich nicht. Oder es ist so, wie es ja oft ist bei den Schlagabtauschen auf der Mattscheibe: wer im Grundsatz dem einen zuneigt, der gewichtet auch dessen Argumente höher. Wer den anderen favorisiert – dito. Wobei: Argumente waren nicht unbedingt das Hervorstechende bei dieser Auseinandersetzung. Die Diskussion verlief eher nach folgendem Motto: Baum: „Sie haben gesagt dass...“ Gauland: „Das stimmt doch nicht“. Baum: „Doch“. Wem glauben? Da kommt dann ganz schnell wieder die politische Präferenz im Spiel.

Ein rascher Faktencheck wäre in solchen Situationen hilfreich gewesen. Beispiel Baum: „Sie haben Höcke als Seele der AfD bezeichnet“. Gauland: „Das ist doch gar nicht wahr. “ Nachsehen am Tag danach: Ist es doch: „Höcke ist ein Teil der Seele der AfD“ lässt sich in der Bild-Zeitung vom 29. August 2017 lesen. Das Blatt hatte den damaligen Spitzenkandidaten Gauland interviewt. Blöd nur: In der Sendung selber konnte diese Aufklärung nicht geleistet werden.

Spielchen nach altem Muster

Dafür gibt es Spielchen nach altem Muster. Vorwürfe an Gauland, dass Parteikollegen von der AfD dieses oder jenes gesagt hätten, die Antwort des Ehrenvorsitzenden, dass er selber das ja nicht gewesen sei und ganz bestimmt anders formuliert hätte. Gerhart Baum behauptet, die AfD wolle Europa zerschlagen, Gauland widerspricht – und der nicht gerade gut mit Fakten munitionierte Baum redet sich in Rage. Das mag den nachlassenden Hörleistungen seines Gegenübers zu Gute kommen, nicht aber der Verständlichkeit. Es wird laut, aber dadurch nicht gerade übersichtlicher unter den zwei alte Herren. Zeitweise scheint es, als rede der eine über Kartoffelstampf und der andere über Wirsingkohl.

Gauland ist engagiert dabei, die Vorwürfe einer rechtsradikalen Partei anzugehören, abzustreiten. Es gebe für die AfD keine Alternative zum Grundgesetz und zur parlamentarischen Demokratie, sagt er. Baum kontert: „Aber Sie verletzen das Grundgesetz.“„Nein, das machen wir nicht“, antworte Gauland.

Moderatorin gut vorbereitet

Besser vorbereitet als Gerhart Baum zeigte sich Sandra Maischberger. Da kamen konkrete Vorhalte, zum Beispiel nach Björn Höckes Behauptung, man befinde sich „im Vorbürgerkrieg“. Natürlich hätte Gauland das so nicht formuliert, doch die Moderatorin hakte nach. Die Interpretation der Höcke-Worte durch den Ehrenvorsitzenden: „Herr Höcke vertritt eine Politik, die sich gegen die Spaltung der Gesellschaft wendet“. In der Schule hätte man dies früher als freie Interpretation betitelt. In diesem Fall als sehr freie.