Bei einer Plakataktion im Alten Schauspielhaus werden die Mitarbeiter mit Migrationshintergrund vorgestellt. Dem Intendanten Manfred Langner ist es ein Anliegen, Offenheit zu demonstrieren.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart – Bei einer Plakataktion im Alten Schauspielhaus werden die Mitarbeiter mit Migrationshintergrund vorgestellt. Dem Intendanten Manfred Langner ist es ein Anliegen, Offenheit zu demonstrieren.

 
Herr Langner, Sie haben Plakate von all Ihren Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund aufgehängt. Warum?
Wir wollen zeigen, wie viele Menschen aus wie vielen Kulturen an den Schauspielbühnen arbeiten. Ich halte das für wichtig, weil gegenseitige kulturelle Befruchtung wesentlich ist. Deshalb wollen wir den Zuschauern auch zeigen, dass hier viele Menschen aus vielen Kulturen arbeiten. Es ist auch ein Fingerzeig, dass Kultur nicht nur deutsch ist. Das kann sie gar nicht sein, denn wir haben viele Einflüsse.
Wie viele Nationen sind bei Ihnen vertreten?
Die, die wir jetzt zeigen, sind bei weitem nicht alle. Wir sind ein multikulturelles Theater, in dem die Leute aus Afrika kommen, aus Amerika, aus Israel. Ich würde auf um die zwanzig tippen.
Aber vermutlich sitzen in der Führungsetage vor allem Deutsche?
Nein, das kann man so nicht sagen. Wir haben viele Regisseure, die aus dem Ausland kommen, Schauspieler, aber ebenso auch Techniker. Ich selbst habe zwei Nationalitäten und bin Deutscher und Franzose, auch wenn das eher Zufall ist.
Sprechen alle Deutsch?
Im Prinzip beherrschen alle die Sprache, die einzige Ausnahme ist der Regisseur Ryan McBryde, bei dessen Inszenierungen die Produktionssprache Englisch war. Das hat gut funktioniert – und „1984“ hat uns immerhin sogar eine Nominierung für den „Faust“ eingebracht.
Innerhalb der Herkünfte gibt es meist Hierarchien. Amerikaner, Westeuropäer sind selbstverständlich, andere Länder sind seltener im Kulturbetrieb vertreten.
Das stimmt sicher, dass es durch die Nähe leichter ist. Aber unser Theatermeister beispielsweise ist Bulgare, wir haben einen Requisiteur aus Eritrea. Wir sind sehr offen und überlegen auch, ob wir vielleicht einen Praktikumsplatz für einen jungen Flüchtling schaffen.
Betreiben Sie die Durchmischung explizit?
Ja. Der Pass ist nicht das Kriterium, aber es ist interessant und spannend, wenn jemand seinen kulturellen Einfluss mitbringt. Es bereichert uns, wenn wir das in unsere Arbeit aufnehmen können, insofern ist es willkommen.
Kommen die kulturellen Unterschiede dabei manchmal zur Sprache?
Für mich war das nie ein großes Thema. Ich halte es für selbstverständlich in einer weltoffenen Gesellschaft, dass auch Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen zu uns kommen. Entsprechend sehe ich bestimmte Wahlergebnisse mit Sorgen und deshalb arbeiten wir umso mehr daran, dass wir kulturell offen bleiben.