Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer gerät nach der Amtsaufgabe seines Pressesprechers Hans Michael Strepp nun selbst unter politischen Druck.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Wie es der Zufall will, sind im Münchner Maximilianeum an diesem Donnerstag Jungreporter vom Bayerischen Rundfunk unterwegs – wobei jung wirklich jung meint, also unter zehn Jahren. Ein medialer Schnupperkurs. Und ja, sie bekommen so einiges zu sehen und zu hören, die Damen und Herren Jungreporter.

 

Da ist am Morgen zunächst einmal Horst Seehofer. Der CSU-Chef hat aufgrund des ganzen immer noch mysteriösen Kommunikationsdesasters seines Pressesprechers Hans Michael Strepp seinerseits ein Treffen der Ministerpräsidenten in Weimar kurzerhand abgesagt und steht nun vor dem Plenarsaal. Die Lage ist ernst, und Seehofer ist es ausnahmsweise auch: die „Causa Strepp“, sagt er, werde jetzt „geklärt“ und „transparent gemacht“ – alles sei nur noch eine „Sache von Stunden“. Es dauert dann keine zwei mehr.

Ein erfahrener Pressesprecher

Hans Michael Strepp – er war schon Sprecher von Edmund Stoiber, und Günther Becksteins Sprecher war er auch, ohne dass man ihm nach diesem doch deutlichen personellen Stilbruch in der Präsentation jemals angemerkt hätte, dass er den einen mehr oder den anderen weniger mochte. Dann kam Seehofer – und Strepp ging mit ihm ebenfalls durch dick und dünn, wie man jetzt sagen muss. Bis zuletzt waren die Werte für den neuen Vorsitzenden ja nicht so wahnsinnig überzeugend.

Seehofer hat an diesem Morgen schon mit Strepp gesprochen und verlässt die Plenarsitzung noch einmal kurz, um letzte Dinge zu klären, die sich offenbar nicht klären lassen. Strepp hat den Anruf beim ZDF bereits am Tag zuvor zugegeben, ist sich jedoch sicher, genug Kautelen in seine Botschaft an die Redaktion eingebaut zu haben. Ausweichende Wendungen wie „Ich möchte mich natürlich nicht im Entferntesten in Ihre Planungen einmischen“, an die sich in einem Gesprächsprotokoll später der ZDF-Redakteur erinnert, wurden dann doch konterkariert von der Empfehlung, die Finger von einer Schilderung des SPD-Sonderparteitags in Nürnberg zu lassen. Sonst werde das eben – dieser Satz ist nun wieder einigermaßen verbürgt – „Diskussionen nach sich ziehen“. Man muss nicht lange rätseln, wie das gemeint gewesen sein mag. Alexander Dobrindt zum Beispiel, der Generalsekretär der CSU, sitzt im Verwaltungsrat des ZDF. Dessen Intendant Thomas Bellut findet jedenfalls: „Die Intention des Anrufs war eindeutig.“

Ein „schwerer Weg“ für Strepp

Nachdem Seehofer ein zweites Mal mit Strepp gesprochen hat, kommt er gegen Mittag zurück und übermittelt dessen Rücktritt. Seehofer spricht von einem „schweren Weg“ für Strepp und spricht von dessen „Größe“. Ein Parteisprecher sei jedoch „die Schnittstelle zu den Medien“. Deshalb habe Strepp seine Aufgabe angesichts der unterschiedlichen Bewertungen seines Anrufs „einfach nicht fortführen“ können. Wer Nachfolger werde, sei noch offen.

In den nächsten Tagen werde man überlegen, in welcher Position eine weitere Zusammenarbeit denkbar sei. Strepp ist 44 Jahre alt, er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Am Ende wird ihm auch, schätzt man ihn richtig ein, sein unübersehbarer Hang zu Höherem im Weg gewesen sein. Um in der CSU richtig was zu werden, muss man nicht nur Druck aushalten, sondern auch Druck ausüben können.

Helle Empörung im Landtag

Seehofers Gang vor das Plenum steht da noch bevor. Dort schlägt ihm erwartungsgemäß ziemliche Empörung entgegen. Hatte der SPD-Kandidat Christian Ude in einer ersten Stellungnahme noch fast kabarettistisch angemerkt, dass die CSU sich „früher in solchen Dingen raffinierter angestellt“ habe, unterstellte der SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher, dass es sich bei der Intervention weniger „um eine Affäre Strepp als um eine Causa Seehofer“ handele. Es dränge sich ihm der Eindruck auf, dass Strepp nicht aus eigenem Antrieb beim ZDF angerufen habe.

Zu gut passten die Ereignisse zum Charakterbild eines Ministerpräsidenten, der es sich regelrecht zum Hobby mache, seine eigenen Leute bei den Medien anzuschwärzen und „in ein schlechtes Licht zu stellen“. Da werde er doch wohl „bei der SPD keine Beißhemmungen“ haben. Seehofer verließ den Landtag mindestens als angezählter Mann, während sich das Plenum einem Thema widmete, was wegen des Widerstands gegen seine Abschaffung weitere Kontroversen garantiert: die Studiengebühren.