Vor allem jüngere Menschen essen weniger Fleisch, und wenn sie es essen, sollen die Tiere gut gehalten worden sein. Der glasklare Trend zu besserer Tierhaltung und Transparenz beim Tierwohl ist auch deshalb so relevant, weil er gut für Umwelt und Klima ist und bestenfalls den Umbau zur nachhaltigen Landwirtschaft fördert. Ebenso eindeutig ist, dass am Ende die Verbraucher höhere Fleischpreise zahlen müssen. Klar ist aber auch: Eine Mehrheit der Bürger kündigt nicht erst jetzt, sondern schon seit einigen Jahren in Umfragen an, für eine bessere Tierhaltung mehr Geld auszugeben – doch nur eine Minderheit setzt dies beim Einkauf auch um.
Die Ziele sind gut, doch das Timing ist schlecht: Die lange mit Niedrigpreisen verwöhnten deutschen Verbraucher leiden unter der hohen Inflation in den Supermarktregalen, viele Geringverdiener können sich den Preisaufschlag fürs Tierwohl schlicht nicht leisten. Viele Bauern wiederum kritisieren die Inflation bei der Bürokratie sowie die hohen Kosten und unsicheren Rahmenbedingungen, wenn sie die Ställe auf mehr Nachhaltigkeit umbauen.
Doch so mühsam der Weg ist, führt er klar in die richtige Richtung. Es ist wichtig, den Verbrauchern mehr Transparenz zu geben bei Kaufentscheidungen, die über den Tellerrand hinaus auch über grundsätzliche Fragen mitbestimmen. Klare Herkunftsbezeichnungen werden für mehr Fleischarten und künftig hoffentlich auch für Kantinen, Restaurants und Imbisse gelten. Wer was zu welchem Preis und mit welchem Tierwohl kauft und isst, sollte man aber bitte ganz entspannt sehen. Für Fingerzeige, Polemik oder Ideologie sollte es auf dem Weg zu mehr Transparenz keinen Platz geben.