Die deutsche Journalistin Mesale Tolu kritisiert nach der Aufhebung ihrer Ausreisesperre aus der Türkei die mangelnde Pressefreiheit. Tolu wird erst kommenden Sonntag ausreisen.

Istanbul - Nach der Aufhebung ihrer Ausreisesperre hat die in der Türkei unter Terrorvorwürfen angeklagte deutsche Journalistin Mesale Tolu mangelnde Pressefreiheit im Land beklagt. Noch immer seien mehr als hundert ihrer Kolleginnen und Kollegen in der Türkei inhaftiert, „weil sie ihren Job getan haben“, schrieb Tolu am Montagabend auf Twitter. „Solange die Journalist*innen eingesperrt sind, kann man nicht von einer Verbesserung hinsichtlich der Presse- und Meinungsfreiheit sprechen.“

 

Trotz der Aufhebung ihrer Ausreisesperre sei sie noch immer in der Türkei, schrieb Tolu. Nach Angaben ihres Solidaritätskreises ist die Ausreise der 33-Jährigen für den kommenden Sonntag geplant.

Tolu, die für die linke Nachrichtenagentur Etha arbeitete, war im Frühjahr 2017 wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation verhaftet worden. Sie saß mehr als sieben Monate in Istanbul in Untersuchungshaft und kam erst am 18. Dezember mit der Auflage frei, das Land nicht verlassen zu dürfen. Wie am Montag bekannt wurde, darf Tolu das Land nun verlassen, der Prozess gegen sie wird aber fortgeführt.

Mindest sieben Deutsche in der Türkei im Gefängnis

Es gibt unterschiedliche Angaben zur Zahl der in der Türkei inhaftierten Journalisten. Die Nichtregierungsorganisation P24 zählt mehr als 180 inhaftierte Journalisten und Mitarbeiter von Medien, die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) listet 30 Journalisten in Haft auf. Weitere Inhaftierungen im Zusammenhang mit einer journalistischen Tätigkeit seien jedoch wahrscheinlich, heißt es bei ROG.

Nach offiziellen Angaben sind in der Türkei zudem mindestens sieben deutsche Staatsbürger „aus politischen Gründen“ im Gefängnis.