Kita und Krippe in der Bachwiesenstraße sind für ihr Engagement im Stuttgarter Süden zum Modell für ein Kinder-und Familienzentrum für ein Kinder-und Familienzentrum geworden.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Süd - Aus dem Neuanfang am gewohnten Platz machen sich die Kleinen nichts: Sie matschen mit höchster Konzentration im Garten. Insgesamt besuchen 160 Kinder im Alter von eins bis sechs Jahren das Kinderhaus an der Bachwiesenstraße. Nächstes Jahr wird die Einrichtung der Diakonie Stetten zehn Jahre alt, doch seit kurzem ist sie ein Modellprojekt für ein Kinder-und Familienzentrum (Kifaz) mit Vorträgen, Kursen und einem Elterncafé. Das neue Etikett erhielt sie von der bundesweit tätigen Karl-Kübel-Stiftung für ihr besonderes Engagement für Familien im Stadtteil und für ihr Inklusionskonzept.

 

In jeder der zehn Kindergruppen sind ein bis drei Kinder mit einer Behinderung. „Unser Focus lag immer auf den Kindern mit Handicap“, sagt Monika Hülle, die Leiterin der Einrichtung, und verweist gleichzeitig darauf, dass der Begriff Inklusion heute viel weiter gefasst ist: „Er bezieht sich auch auf Teilhabe und auf andere Kulturen“, erklärt sie. „Hier in der Bachwiesenstraße begegnet sich die Welt und die ganze Vielfalt der Gesellschaft.“ Das bedeutet für die 51 Mitarbeiterinnen – darunter auch drei männliche Erzieher sowie junge Männer, die hier ein freiwilliges soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst ableisten, dass sie flexibel sein müssen und den Kontakt zu den Eltern halten müssen.

„Wir haben etwa 125 Familien hier“, rechnet Monika Hülle vor. Als frisch gebackenes Kifaz-Modell hat die Einrichtung eine Koordinatorin, die die Bedürfnisse der Eltern aufgreift und nach den entsprechenden Lösungsmöglichkeiten sucht. Sie hilft beim Ausfüllen von Anträgen, begleitet zu Ämtern und hilft bei Sprachproblemen. Und dann sind da noch die Angebote, mit denen sich die Eltern selbst etwas Gutes tun können: Zum Beispiel der Yogakurs. „Wenn einige gerne nähen lernen würden, würden wir das auch anbieten“, kündigt Monika Hülle an.

Yoga für die Eltern

Wissenswertes bei einer Tasse Kaffee

Viele Familien, deren Kinder in der Krippe und der Kita betreut werden, haben besondere Herausforderungen zu meistern, betont Jens Weber, der bei der Diakonie Stetten für den Bereich Bildung zuständig ist: Da sind die Eltern, die ein behindertes Kind haben, dann gibt es die traumatisierten Kinder von geflüchteten Familien, die unweit in der Unterkunft leben – und im Kinderhaus sind auch etliche sozial schwachen Familien, die viele Sorgen haben. „Wir haben die ganze Bandbreite sozialer Schichten bei uns“, fasst Monika Hülle zusammen und betont, dass da zum Beispiel die Ecke, in der Eltern zusammen Kaffee trinken können, gute Dienste leistet. Familien, die sich sonst nicht kennenlernen würden, kommen hier miteinander ins Gespräch. „Sie erfahren dabei von Dingen, von denen sie sonst nichts erfahren würden“, weiß die Einrichtungsleiterin.

Ein Profi für die Gartengestaltung

Die Eltern sind stets aufgefordert, ihre Fähigkeiten in den Kinderhausalltag einzubringen: Beim Sommerfest sorgte beispielsweise ein Vater, der Koch ist, für die Pizzen und eine Mutter aus Nigeria hat den Kindern Zöpfchen geflochten. Ein Vater, der in seinem Heimatland, Landschaftsgärtner war, kümmert sich um die Gartengestaltung und eine kleine Gruppe Väter und Mütter hat sich kürzlich Gedanken darüber gemacht, wie die Aushänge durch Piktogramme für jene, die schlecht Deutsch sprechen, verständlich gemacht werden könnten.

Modell nach englischem Konzept

Inhaltlich unterstützt wird das Kifaz von der Karl-Kübel-Stiftung. Diese fördert in England in Städten mit vielen sozial Schwachen ähnliche Konzepte. Der einzige Wermutstropfen beim Neubeginn als Modellprojekt ist die bisher ablehnende Haltung der Stadt gegenüber eine Förderung des Kifaz-Konzepts, betont Jens Weber. In Krippe und Kita werden zwar die Personal-und Betriebskosten zum großen Teil finanziert, für die Familienangebote gibt es nichts, Diese ist an die Zahl der Bonuscard-Besitzer gebunden. Und im Kinderhaus wird die erforderliche Zahl nicht erreicht.

Der Stichtag, der für die Bezuschussung des Kifaz-Angebots festgelegt wird, habe nur bedingt Aussagekraft, weil sich die Einkommensverhältnisse mancher Familien im Lauf des Kindergartenjahres ändern, betont Weber: „Wir benötigen für das Angebot Planungssicherheit.“