Tuc Bake Rolls, die Brotchips des Unternehmens Mondelez, sind die Mogelpackung des Jahres 2023 . Diesen Negativpreis vergibt die Verbraucherzentrale Hamburg jährlich für Produkte, bei denen Verbraucher besonders getäuscht werden. In dem Fall wurde bei der Verpackung getrickst. Was es noch für Tricks gibt.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Auch im Jahr 2023 haben zahlreiche Hersteller im Supermarkt wieder ordentlich geschummelt und versteckt die Preise erhöht. Mit einem Verpackungstrick wurden Verbraucher bei Tuc Bake Rolls von Mondelez hinters Licht geführt.

 

Durch einen raffinierten Markenwechsel von 7days zu Tuc, der mit einer Schrumpfung der Füllmenge von 250 auf 150 Gramm einherging bei gleichzeitig höherem Verkaufspreis ist der Snackartikel im letzten Jahr um mindestens 127 Prozent teurer geworden. Der Verkaufspreis stieg von 1,39 Euro auf 1,89 Euro. Bei manchen Händlern liegt der Preis mittlerweile sogar bei 1,99 Euro. Das Aussehen, die Rezeptur und die Nährwerte der Brotchips haben sich nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg praktisch nicht verändert.

„Mit diesem dreisten Marketingtrick führt der Milliardenkonzern Mondelez seine Kundinnen und Kunden an der Nase herum und schröpft sie nach allen Regeln der Kunst“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Für den Verbraucherschützer ist unverständlich, warum der Handel, der sich oft als Anwalt der Verbraucher darstelle, mitmache und den Preis für ein solches Produkt sogar anhebe anstatt es aus dem Sortiment zu nehmen.

Mehr als 100 Mogelpackungen 2023

Jährlich kürt die Verbraucherzentrale Hamburg versteckte Preiserhöhungen als Mogelpackung des Jahres. Dieses Mal konnten Verbraucher zwischen fünf Kandidaten wählen. Mit 54,7 Prozent haben sich mehr als die Hälfte der abstimmenden Verbraucher für Tuc Bake Rolls entschieden. Auf den weiteren Plätzen landeten das Oreo Stieleis von Froneri (mit 63 Prozent versteckter Preiserhöhung), die Mundspülung Listerine Total Care von Johnson & Johnson (fast 34 Prozent teurer), die Marzipanschokolade Chocolat Amandes Vollmilch von Aldi (über 30 Prozent teurer) und die Fruchtgummis Yoghurt-Gums von Katjes ( plus 14 Prozent).

Die Zahl der versteckten Preiserhöhungen erreichte 2023 mit 104 Produkten, die der Mogelpackungsliste der Verbraucherzentrale Hamburg veröffentlicht wurden – darunter viele Süßwaren – einen neuen Höchststand. 2022 waren es mit 76 deutlich weniger und 2021 sogar nur 47.

Verbraucherschützer fordern die Politik zum Handeln auf. Obwohl das Problem seit Jahren bekannt sei, schütze die Politik Verbraucherinnen und Verbraucher nicht vor den Tricksereien der Unternehmen. Etwas Hoffnung mache seit Kurzem ein Eckpunktepapier des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), wonach bei verringertem Inhalt auch die Verpackung eines Produkts schrumpfen soll.

Kennzeichnung der Füllmengen gefordert

„Für einen echten Paradigmenwechsel muss mehr passieren“, fordert Verbraucherschützer Valet. Müssten Hersteller ihre Verpackungen prinzipiell bis zum Rand befüllen, hätten nicht nur die Füllmengentricksereien ein Ende, sondern es würden auch viele wertvolle Ressourcen eingespart. Derzeit sind in der Regel bis zu 30 Prozent Luft in der Packung erlaubt, in manchen Fällen sogar mehr.“ Eine Kennzeichnung der alten und neuen Füllmenge sowie der prozentualen Reduzierung auf der Packung wäre die beste Lösung, so Valet.

Beliebteste Tricks, um Preise zu verstecken

1. Shrinkflation-Trick
Bei gleicher Packungsgröße und identischem Preis schrumpft der Inhalt eines Produkts. Das ist einer von vielen Tricks, die die Verbraucherzentrale Hamburg zusammengestellt hat.

2. Mehr-drin-Trick
Ein Produkt mit mehr Inhalt suggeriert zunächst ein Schnäppchen, wird aber zu einem deutlich höheren Preis verkauft. Beispiel: Campari wirbt für seinen Aperol Spritz mit dem Hinweis „Neu jetzt mit mehr Inhalt“, aber unterm Strich ist das Mixgetränk 31 Prozent teurer, denn der Preis ist überproportional gestiegen.

3. Günstiger-Trick
Bei einem Produkt wird nicht nur die Füllmenge gesenkt, sondern auch der Preis. Dabei entspricht der Preisnachlass aber nicht dem reduzierten Inhalt wie beispielsweise bei Yoghurt-Gums von Katjes.

4. Weniger-Drin-und-teurer-Trick
Bei diesem Preistrick sinkt nicht nur die Füllmenge eines Produkts, sondern es wird zusätzlich der Preis erhöht. Auf diese Weise fällt der Preisanstieg deutlich höher aus.

5. Händler-Trick
Ein und dasselbe Produkt geht bei verschiedenen Einzelhändlern in Packungen mit abweichenden Füllmengen in den Verkauf – allerdings zum gleichen Preis. So kosten laut Verbraucherzentrale Hamburg Lachgummis von Storck bei Rewe und Budni 1,19 Euro, aber die Packung beim Drogeriehändler Budni hat 50 Gramm weniger Inhalt.

6. Sammelpack-Trick
Sammelpackungen werden genutzt, um Produkte scheinbar preisgünstig, jedoch im kleineren Format anzubieten. Das war etwa bei den Oreo Eis-Sammelpacks von Froneri der Fall.

7. Skimpflation-Trick
Durch einen geringeren Anteil an wertgebenden Zutaten verschlechtert sich die Qualität eines Produkts. Die Hersteller sparen Kosten und erhöhen ihre Marge.

8. Dosier-Trick
Veränderte Dosiervorgaben führen dazu, dass größere Mengen eines Produkts verbraucht werden. Bei vielen Sirupsorten von Sodastream soll man laut Verbraucherschützern seit 2023 pro Liter Getränk mehr Konzentrat einsetzen. Gleichzeitig schrumpfte die Füllmenge pro Flasche, sodass der Preis um 33 Prozent steigt.

9. Markenwechsel-Trick
Die Einführung eines Produkts unter einer anderen Marke wird genutzt, um den Preis drastisch zu erhöhen. Das war bei der Mogelpackung des Jahres 2023 der Fall.

10. Größere-Packung-Trick
Die Verpackung wird größer, aber die Füllmenge kleiner – wie bei der Chocolat Amandes von Aldi.

11. Sorten-Trick
Verschiedene Sorten eines Produkts werden mit weniger Inhalt verkauft – etwa der Große Bauer-Joghurt. Die Sorten Schokosplit Erdbeere und Pürierte Früchte stehen beispielsweise mit nur 225 Gramm pro Becher zum gleichen Preis im Regal wie andere Sorten mit 250 Gramm Inhalt. Der Preisaufschlag beträgt elf Prozent.

12. Füllmengen-Karussell-Trick
Manche Hersteller verändern regelmäßig die Füllmengen ihrer Produkte. Das stiftet Verwirrung und erschwert den Preisvergleich.