Überzeugt davon, seine Nichte und einer ihrer Freunde hätten ihm Bargeld gestohlen, erdrosselte ein Mann die Nichte und erschoss ihren Freund – so lautet die Anklage im Prozess in Hechingen. Der erste Tag vor Gericht bringt neue Details zur Tat in Albstadt.

Wäre es nach dem Angeklagten gegangen, wären im vergangenen Dezember mehr als zwei Menschen gestorben: Vor dem Landgericht Hechingen wird seit Donnerstag gegen einen 53-Jährigen verhandelt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord in zwei Fällen und Geiselnahme vor. Gehandelt hat der Mann laut Anklage heimtückisch und aus niederen Beweggründen. In einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung gestand der Italiener die Taten und zeigte Reue.

 

Der Mann soll seine 20 Jahre alte Nichte und einen 23-jährigen Freund von ihr in Albstadt (Zollernalbkreis) getötet haben – weil er laut Anklage davon überzeugt war, sie hätten ihm unter anderem Bargeld gestohlen, das aus einem Hausverkauf stammte. Er habe es zu Hause hinter einer Fliese in der Küche versteckt.

Staatsanwaltschaft: Mann hat Geld vermutlich selbst ausgegeben

Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag erklärte, gebe es keine Hinweise darauf, dass der Beschuldigte tatsächlich bestohlen wurde. Man gehe eher davon aus, dass er mit einem ausschweifenden Lebensstil selbst sein Geld ausgegeben habe.

Seinem Verteidiger zufolge habe der Angeklagte zunächst noch Fragen zu seiner Person beantworten wollen, entschied sich in der Verhandlung aber dagegen. Er werde nichts sagen und seine Strafe annehmen. Es sei ihm egal, er wolle zurück in seine Zelle, schilderte er durch eine Dolmetscherin.

Ein psychiatrischer Sachverständiger sagte aus, dass der Angeklagte mit ihm über die Taten gesprochen habe. Dem Sachverständigen zufolge habe der Mann gesagt, dass nicht nur seine Nichte und der 23-Jährige, sondern auch noch drei Freundinnen der Nichte hätten sterben sollen. Das habe er ihr vor ihrem Tod versprochen.

Seiner Nichte soll der Mann aufgelauert haben, als sie nach Hause kam. Sie lebte im selben Haus wie er. Der Staatsanwaltschaft zufolge bedrohte er die 20-Jährige mit einer Pistole und brachte sie dazu, sich fesseln zu lassen. Sie sollte den Diebstahl gestehen.

Angeklagter soll Leiche zerstückelt und vergraben haben

Das tat die Nichte wohl nicht, weswegen der 53-Jährige sie mit einem Kabelbinder in ihrer Wohnung erdrosselt haben soll. Daraufhin soll er ihre Leiche in seiner Wohnung zerstückelt und diese im Garten vergaben haben. Die 20-Jährige wurde zunächst als vermisst gemeldet.

Drei Tage später erschoss der Mann einen 23-jährigen Freund der Nichte im Stadtzentrum. Er habe ihn unter einem Vorwand aus dem Haus gelockt und dann unvermittelt die Waffe gezogen.

Angehörige der Opfer saßen dem 53-Jährigen bei der Verhandlung als Nebenkläger gegenüber. Noch vor dem Prozessbeginn kamen ihnen Tränen, sie griffen zu Taschentüchern. Den Angeklagten behielten sie im Auge, fixierten ihn mit ihren Blicken. Bei der Verlesung der Anklage bedeckte der Beschuldigte sein Gesicht mit seiner Hand.

Angesetzt sind acht Verhandlungstage, an denen 60 Zeugen geladen sind. Ein Urteil könnte Mitte Oktober ergehen.