Die Konflikte zwischen Mountainbikern und anderen Gruppen im Stettener Wald hatten sich im Sommer 2020 zugespitzt. Mittlerweile arbeiten die Kontrahenten an einer gemeinsamen Lösung.

Leinfelden-Echterdingen - Die schlechte Nachricht zuerst: Frühestens im nächsten Frühjahr wird entschieden, ob es in den Wäldern rund um Leinfelden-Echterdingen legale Mountainbiketrails geben wird, und wenn ja, zu welchem Preis. Das gab Anja Schubert, Leiterin des städtischen Immobilienamtes, in der jüngsten Sitzung des technischen Ausschusses von Leinfelden-Echterdingen bekannt. Und nun die gute Nachricht: Die Stadt, die sich in einer Vermittlerrolle sieht, hat sich auf den Weg gemacht, eine Lösung zu finden, die möglichst vielen Gruppen, die in diesen Wäldern unterwegs sind, gerecht wird.

 

Dazu hat die Kommune Förster, Jäger, Mountainbiker, Naturschützer, Vereinsvertreter und Mandatsträger bereits zweimal an einen Tisch geholt: Mitte Mai traf sich die Runde digital, Mitte September in Präsenz. Die Akteure diskutierten bei diesen Treffen über ein Zukunftsbild für eine legale Mountainbike-Strecke im Stettener Wald.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Mountainbiker fordern legales Streckennetz

Ideen gibt es einige, beschlossen ist indes noch nichts: Um die Mountainbiker in legale Bahnen zu lenken, künftig einen illegalen Trailbau zu verhindern und dem restlichen Wald seine natürliche Schutzfunktion zurückzugeben, müsse es klare Spielregeln geben, hieß es in der Runde – berichtete Schubert. Wildruhezeiten sowie -zonen müssten eingehalten werden, möglicherweise sogar Nachtfahrverbote ausgesprochen werden. Der Natur- und Artenschutz müsste berücksichtigt werden. Es wurde angeregt, nach Strecken außerhalb des Stettener Schonwaldes zu suchen, auch nach Echterdingen und Leinfelden zu blicken.

Nette Wellen und kleine Hindernisse

Zur Erinnerung: Der Bau eines legalen Flowtrails mit ein paar netten Wellen und kleineren Hindernissen, der auch für weniger geübte Radler geeignet ist, steht im Raum, weil sich im Sommer 2020 die Klagen aus dem Stettener Wald gehäuft hatten. Spaziergänger und Jogger waren genervt von den Mountainbikern und anders herum. Naturschützer, Waldbesitzer und Jagdpächter ärgerten sich über Schäden, die entstanden waren. Vor einem Jahr hatte die Stadt dann festgestellt, dass im Gebiet vom Theater unter den Kuppeln bis zur Walzenmühle ein breites Netz an illegalen Wegen entstanden war. Genau dort gibt es aber auch wichtige Wald-Schutzgebiete, viele Teile dieses Waldes sind in Privatbesitz.

„Die Stadt konnte nicht weiter wegschauen“, erinnerte die Leiterin des städtischen Immobilienamtes in der Sitzung. Die Kommune hatte Hindernisse zurückgebaut, illegale Strecken gesperrt, Schilder aufgestellt. „Wir sind in der Haftung, wenn auf unseren Grundstücken bauliche Anlagen entstehen“, erklärte sie. Zudem „ist das Radfahren auf Waldwegen, die schmäler als zwei Meter sind, nicht erlaubt“. Sie sagte aber auch: „Wir wollten nicht nur Verbote austeilen, sondern auch in den Dialog treten.“ Die Schilder sind mittlerweile mit einem QR-Code versehen, der mit der städtischen Homepage und mit Infos über den aktuellen Stand der Diskussion verlinkt ist.

Eine Studie soll wichtige Fragen klären

Die Stadtverwaltung hat bei Tour Konzept, einer Genossenschaft für Natur- und Aktivtourismus, eine Machbarkeitsstudie für mehr als 22 000 Euro in Auftrag gegeben. Es soll untersucht werden, wo legale Trails überhaupt zu realisieren sind – und zu welchen Kosten. Es soll geschaut werden, wie die Strecken in ein Radwegenetz integriert werden können. Ein Forum und eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Akteure wurden gebildet. Letztere wird im Herbst das Gelände genau zu diesen Punkten anschauen.

Das Ergebnis der Studie wird im Frühjahr vorliegen, dann muss der Gemeinderat eine Entscheidung treffen. Wolfgang Haug (FDP) sagte in der Sitzung des Ausschusses: „Wenn die wilden Trails trotz der legalen Strecke bestehen bleiben, geben wir Geld aus, das eigentlich verbrannt ist“. Jürgen Kemmner (L. E. Bürger) reagierte mit einem deutschen Sprichwort: „Es allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“ Jens Zellmer (SPD) lobte, dass auch mal der Breitensport Gehör finde.