Ihren ersten Auftritt hatten die Lehrer Gerhard Moosmann und Martin Rothaupt vor 45 Jahren am Fellbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium. Am 11. April gastiert das schwäbische Musik-Kabarett-Duo Martin und Mooses im „Zamma“ in Geradstetten. Sie singen über das Tempolimit, The Land und die Pünktlichkeit der Bahn.

Der Lehrerberuf verlangt von den ihn Ausübenden einen gewissen Hang zum Alleinunterhalter. Martin Rothaupt war bis 2014 Englisch- und Geschichtslehrer am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Fellbach (FSG), Gerhard Moosmann hat bis 2012 dort Mathematik unterrichtet – und zusammen haben sie die Kunst der Unterhaltung perfektioniert. Als schwäbisches Musik-Kabarett-Duo Martin und Mooses singen, swingen, rocken und jodeln sie, erzählen Anekdoten und klopfen Sprüche. Dabei sind Rothaupt und Moosmann hintersinnig, widersinnig und manchmal auch unsinnig.

 

Späße über Günther Oettinger

„Der Günther Oettinger läuft immer noch gut“, sagt Martin Rothaupt mit einem Grinsen. Auch beim Aufritt am Donnerstag, 11. April, 19 Uhr, bei „Live im Bistro“ im „Zamma“ in Geradstetten mit ihrem Programm „No net unnötig lustiger als nötig“ wird der Pädagoge mit dem Talent zum Parodieren den einstigen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs und Europapolitiker geben. Denn gemeinsam tun Martin und Mooses seit 45 Jahren das, was sie ihren Schülerinnen und Schülern stets verboten haben: Sie sind frech, vorlaut und haben keinerlei Respekt vor Autoritäten.

Ihren ersten Auftritt hatten die Kollegen 1979 beim legendären Sommernachtsfest am Friedrich-Schiller-Gymnasium. Damals seien die Lehrkräfte aufgerufen worden, etwas Witziges zum Fest beizutragen, erzählt Gerhard Moosmann. Da Martin Rothaupt und er bei Schullandheimaufenthalten schon immer ihre Gitarren dabei hatten, taten sie sich zusammen. „Wir haben uns zwei Tage vor dem Auftritt hingesetzt, und das Lied ‚Kappelberg’ ist entstanden.“

Die Premiere war ein Erfolg. Fortan traten Gerhard Moosmann aus Fellbach und Martin Rothaupt aus Kernen regelmäßig gemeinsam in vertrautem Umfeld auf, bei Schulfesten und Abi-Feiern. Den ersten Bühnenausflug außerhalb der Schulmauern machten sie dann Ende der 1980er Jahre mit einem Gastspiel bei der Bunten Bühne in der Rumold-Realschule in Kernen-Rommelshausen. Doch erst nach einem Auftritt 1997 im Keller des Kunstvereins Fellbach war das Duo Martin und Mooses geboren.

Seitdem gastieren die spitzzüngigen Pädagogen auf Kleinkunstbühnen in der Region und darüber hinaus. Etwa im Schwarzwald, bei der Narrenzunft Lauterbach, die in diesem Jahr ihr 75-Jahr-Jubiläum gefeiert hat. „Da sind wir mit den Mainzer Hofsängern und dem bekannten Faschingsprofessor Werner Mezger aufgetreten“, sagt Gerhard Moosmann, der aus Lauterbach kommt und auf der närrischen Bühne seine allerersten Auftritte, damals noch solo, absolvierte.

Als Pädagogen ist ihr Programm, das sie stets aktualisieren, selbstverständlich gespickt mit Tiefgang. Sie nehmen aktuelle Geschehnisse von lokaler bis internationaler Bedeutung in den Blick, ohne jedoch zu sehr zu politisieren. „Wir singen über das Tempolimit, The Land, die Pünktlichkeit der Bahn und auch den Fellbacher Schwabenlandtower“, sagt Gerhard Moosmann.

Kleine verbale Sticheleien

Für ihre kleinen verbalen Sticheleien haben sie eine ganz spezielle Vortragsweise, das „Gstanzl“. Ein Gstanzl, so erläutert der Mathelehrer, sei eine typisch bayerisch-österreichische Liedform, wie die verwandten alpenländischen Schnaderhüpfel oder Trutz-Gsangl, und werde in Vierzeilern und meist als Spottgesang im Dreivierteltakt vorgetragen. Auch ihr langjähriges Berufsleben verarbeiten sie in ihren Liedern. „Ja, wir san Lehrer, wir sagens lieber glei, entweder ham mer Ferien oder mittags frei“ singen sie im „Lehrerlied“. Es habe tatsächlich schon Zuhörer gegeben, die diese Liedzeile als Eingeständnis eines lockeren Lebens genommen und jede Ironie darin verkannt hätten, erzählt Gerhard Moosmann lächelnd.

Vom Schenkelklopfer bis zur Philosophie ist es bei Martin und Mooses ein kurzer Weg. Sie machen sich nicht nur Gedanken über eine späte Heirat, die dann „hinten raus langt“, sondern auch darüber, wie es wohl wäre, wenn es denen, denen es besser geht, ein bisschen weniger gut ginge, aber dafür denen, denen es nicht so gut geht, ein bisschen besser. Es sind eher die alltäglichen Dinge und Ereignisse, die sie in ihren Liedern und Wortbeiträgen verarbeiten. Das allzu Menschliche eben. Wobei die beiden Lehrer durchaus lernfähig sind, was neue Stimmungen, Woke und Gendern anbetrifft. In ihrem Repertoire gebe es ein Lied, das ende sinngemäß: Eine große Schlanke hat er wollen, eine kleine Dicke hat er gekriegt, erzählt Martin Rothaupt. „Darüber hat sich eine Dame bei uns beschwert. Seitdem sage ich ganz zum Schluss: Also mir wär a kleine Dicke lieber.“