Musikfest Stuttgart 2022 Das Festival der Bachakademie kommt endlich ganz groß raus

Lars Ulrik Mortensen kommt mit dem Ensemble Concerto Copenhagen zum Musikfest. Foto: LEES Foto /Lars Emil Egeberg Simonsen

Die Internationale Bachakademie hat das Programm des Musikfests Stuttgart vorgestellt. „Ins Paradies“ steht vom 18. Juni bis 3. Juli als Motto über 16 Tagen, die prall gefüllt sind mit Klängen, Worten und Gedanken.

Nein, nur paradiesisch wird der Juni in Stuttgart nicht werden. Das Motto des Musikfests muss man genau lesen: „Ins Paradies“ heißt es – und markiert damit keinen Zustand, sondern eine Bewegungsrichtung. „Die Bachakademie ist mitten in einem Prozess der Veränderung“, sagt Hans-Christoph Rademann über die Institution, deren künstlerischer Leiter er ist, und 2022 bietet auch deren Festival weniger Musik voller Glückseligkeit als Werke, die den Weg dorthin beschreiben. Auch das Musikfest ist noch unterwegs: weil es sich auch in den nächsten Jahren immer vollständiger und immer organischer zu einem Festival für die Stadt und in der Stadt entwickeln will – mit Veranstaltungen von Kooperationspartnern, die ebenfalls dem gemeinsamen Motto zuarbeiten, und mit unterschiedlichsten Vermittlungsangeboten, um möglichst viele Menschen vor Ort zu erreichen. „Die Ränder werden durchlässiger“: So formuliert es die Bachakademie-Intendantin Katrin Zagrosek.

 

Beim ersten großen Musikfest nach zwei coronabedingt stark reduzierten Jahrgängen werden unter anderen die Stuttgarter Philharmoniker dabei sein, das Stuttgarter Kammerorchester, das Staatsorchester und die Hugo-Wolf-Akademie. Von einigem Veranstaltermut zeugen etliche der 39 Programme: So dirigiert Hans-Christoph Rademann im Eröffnungskonzert neben der Vokalfassung von Haydns „Sieben Worten“ das rein instrumentale Werk Sofia Gubaidulinas, die ebenfalls die letzten Worte Christi vertont hat – später im Festival spinnen Haydns Streichquartett-Fassung (mit dem Minguet-Quartett) und Heinrich Schütz’ „Sieben letzte Worte“ (mit dem Dresdner Kammerchor) diesen thematischen Faden fort. Und im Abschlusskonzert erklingt Robert Schumanns selten aufgeführtes Stück „Das Paradies und die Peri“.

Dreieinhalb-Stunden-Marathon mit Bibers Rosenkranz-Sonaten

Herz des Festivals ist die sechsteilige Reihe „Sichten auf Bach“, die in diesem Jahr mit Andreas Staier sowie mit den Ensembles Concerto Copenhagen, Collegium 1704, Solomon’s Knot und Capricornus prominent besetzt ist; das Konzert der Gaechinger Cantorey bietet die Uraufführung eines neuen Stücks von Mark Andre. Sehr besondere Abende darf man bei den Konzerten mit Messiaens „Quartett für das Ende der Zeit“ (mit Sebastian Manz und dem Boulanger-Trio) und beim Dreieinhalb-Stunden-Marathon mit der Aufführung sämtlicher Rosenkranz-Sonaten Ignaz Franz Bibers (mit der Geigerin Mayumi Hirasaki) erwarten.

Vermittlungsarbeit der anderen Art: Der Bach-Club für Kinder und Jugendliche wurde wiederbelebt. Das Ergebnis ist ein Abend über und mit Beethovens neunter Sinfonie aus der Sicht des Stegreiforchesters. „Das Musikfest Stuttgart“, fasst der Dramaturg Oliver Geisler zusammen, „bietet nicht nur ein Zuckerguss-Paradies. Nicht nur Konsum. Sondern auch Diskurse und viele Anstöße zum Weiterdenken.“

Musikfest Stuttgart 18. Juni bis 3. Juli. Ab sofort gibt es Karten unter 0711 / 619 21 61 und unter www.musikfest.de

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