Es ist der Tag der Entscheidung für Duisburgs umstrittenen OB Sauerland: Wegen der Loveparade-Katastrophe muss er sich einem Abwahlverfahren stellen.

Duisburg - Tag der Entscheidung für Duisburgs umstrittenen Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU): Gut eineinhalb Jahre nach der Loveparade-Katastrophe muss er sich an diesem Sonntag einem Abwahlverfahren stellen. Zwischen 19.30 Uhr und 20 Uhr steht fest, ob Sauerland seinen Schreibtisch vorzeitig räumen muss.

 

Ein Bürgerbündnis fordert mit Unterstützung von Parteien und Gewerkschaften die Ablösung des 56-Jährigen. Seine Gegner geben ihm die politische Verantwortung für die Genehmigung der Techno-Party, bei der 21 Menschen in einem Massengedränge starben und Hunderte verletzt wurden. Die Kritiker werfen Sauerland außerdem "völliges Versagen" beim Umgang mit den Opfern vor.

Sauerland zeigt sich optimistisch

Kurz vor dem Wahltermin meldete sich Sauerland selbst zu Wort - und zeigte sich optimistisch. Er gehe davon aus, dass er auch nach Abschluss des Verfahrens Stadtoberhaupt bleiben werde, sagte er im Interview der "Bild"-Zeitung. Er erwarte auch nicht, dass bis zu einem möglichen Gerichtsverfahren um die Verantwortlichkeit für die Loveparade-Katastrophe alle Anschuldigungen bestehen bleiben. "Den Freispruch für Duisburg möchte ich im Amt erleben", sagte Sauerland.

Erwartet wird ein knapper Ausgang der Wahl. Die Gegner Sauerlands müssen bei der Abstimmung die Mehrheit der Stimmen und zusätzlich ein Quorum von mindestens 91 250 Stimmen erreichen. Dann würden Neuwahlen innerhalb von sechs Monaten folgen. Wahlberechtigt sind rund 365.000 Duisburger.

Sauerland bleibt dabei: Er weist die Vorwürfe zurück und lehnt einen Rücktritt ab. Der CDU-Kommunalpolitiker verweist auf ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten, nach dem der Stadt bei der Genehmigung und Überwachung der Techno-Party keine Versäumnisse vorzuwerfen seien. "Wer nur an seinem Sessel klebt, der sorgt nicht so für Transparenz, wie ich das getan habe."

Verantwortung und Schuld

Im "Bild"-Interview betont Sauerland die Unterscheidung der Begriffe Verantwortung und Schuld. "Verantwortung trugen alle Beteiligten, aber eine Schuld gegen jemanden aus der Verwaltung konnte ich auch nicht eingestehen - das wäre einer Vorverurteilung gleichgekommen", zitiert ihn das Blatt.

Die Duisburger CDU kritisiert das Abwahlverfahren als "Farce" und Inszenierung der parteipolitischen Gegner Sauerlands, vor allem bei SPD und Linken. Daneben unterstützen auch die Grünen den Abwahl-Antrag. Die Kritiker Sauerlands weisen die Vorwürfe der CDU zurück.

Sauerland selbst spricht ebenfalls von einer "Kampagne" und einer "parteipolitischen Abrechnung". "Gut ist, dass mit der Abstimmung ein demokratischer Schlusspunkt gesetzt wird, den danach jeder akzeptieren muss", sagte er jetzt. Indirekt warb er um Verständnis für sein Auftreten nach dem Unglück vom 24. Juli 2010. "Nach der Loveparade war auch ich in einer Situation, die man nur beschreiben kann, wenn man sie erlebt hat." Es habe Morddrohungen gegen ihn gegeben. "Da handelt man nicht immer ganz rational."

Fast 80 000 Menschen hatten gegen Sauerland unterschrieben und damit die Abstimmung erzwungen. Von diesen Unterschriften hatte die Stadt rund 68.000 als gültig anerkannt. 30 000 bis 40 000 Duisburger haben nach unterschiedlichen Informationen aus den Wahllokalen bereits ihre Briefwahlunterlagen abgeholt.

Auch Sauerland selbst habe vor einigen Tagen per Briefwahl abgestimmt, sagte sein Sprecher Josip Sosic. "Ich werde mit meiner Familie gemütlich frühstücken, hoffe, dass der MSV gegen Rostock gewinnt, und dann gehe ich irgendwann ins Rathaus", beschrieb Sauerland seine Pläne für diesen Sonntag.