Aus Sicht des CSU-Kreisverbandes Kronach darf es kein „Weiter so“ geben: Der Vorstand ist sich in einer Sitzung am Montagabend einig gewesen, dass Horst Seehofer abgelöst werden müsse.

München - Nach dem CSU-Fiasko bei der Landtagswahl hat der erste CSU-Kreisverband offen die Ablösung von Parteichef Horst Seehofer gefordert. Der Vorstand des Kreisverbands Kronach war sich in einer Sitzung am Montagabend zwar einig, dass zunächst die Regierungsbildung im Freistaat Priorität habe, wie der Kreisvorsitzende, der Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner, der dpa sagte. „Aber nach dieser Regierungsbildung wollen wir einen Parteitag mit dem Ziel der personellen Erneuerung und mit dem Ziel, Horst Seehofer abzulösen“, betonte Baumgärtner. Das habe der CSU-Kreisvorstand am Abend einmütig so beschlossen.

 

Baumgärtner betonte, man habe ausdrücklich formuliert, dass Seehofer „grandiose“ Erfolge für die CSU gefeiert habe und dass man ihm dafür auch dankbar sei. „Wir glauben aber, dass alles seine Zeit hat.“ Aus Sicht des Kreisverbandes dürfe es jetzt kein „Weiter so“ geben. Auch in einer anschließenden Mitgliederversammlung gab es für all diese Forderungen großen Applaus, wie Teilnehmer anschließend berichteten.

Tiefgreifende Analyse der Pleite angekündigt

Seehofer hatte nach einer CSU-Vorstandssitzung am Montag eine tiefgreifende Analyse der Landtagswahl-Pleite noch in diesem Jahr angekündigt. Nach der Kabinettsbildung in Bayern wolle man Ende November oder im Dezember „in einer geordneten Form in einem geeigneten Gremium“ eine vertiefte Analyse anstellen. Dort sollten auch alle Vorschläge diskutiert werden, die es strategisch „und auch personell geben mag“. Ob sich ein Parteitag oder ein anderes Gremium damit befassen soll, werde man mit den CSU-Bezirksvorsitzenden besprechen. Auf die Frage nach einem möglichen Wechsel im CSU-Vorsitz antwortete Seehofer nur: „Ich sage jetzt zu dem Thema gar nichts.“

Die CSU war bei der Landtagswahl am Sonntag um mehr als zehn Punkte auf 37,2 Prozent abgestürzt und braucht nun einen Koalitionspartner.

Unterdessen macht sich die CSU an die Aufarbeitung nach der schicksalsträchtigen Landtagswahl. Nach der herben Abstimmungspleite kommt am Dienstag erstmals deren deutlich geschrumpfte Landtagsfraktion zusammen. Diese besteht jetzt nur noch aus 85 Abgeordneten - 16 weniger als bisher. Für Ministerpräsident Markus Söder stellt diese erste Fraktionssitzung nach dem schlechten Wahlergebnis einen Gradmesser dar. Die Abgeordneten sind seine wichtigste Machtbasis. Ihre Meinung zu den bevorstehenden Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen hat deshalb besondere Bedeutung.