Nach sechs Jahren Schließung Noch immer kommen Anfragen für den Schleglerkasten

Aus dieser Perspektive bekommen das Schleglerschloss nur noch wenige zu Gesicht. Foto: Simon Granville

Fast regelmäßig erkundigen sich Menschen nach Terminen für Feiern im Heimsheimer Schloss. Zum ersten Mal ist jetzt eine größere Summe für die Sanierung bereitgestellt worden. Jürgen Gerhold vom Kuratorium freut sich über diesen wichtigen Schritt.

Erwacht das Schleglerschloss nun bald aus dem Dornröschenschlaf? Zum ersten Mal ist eine größere Summe in den Heimsheimer Haushalt eingestellt worden, um das aus Brandschutzgründen geschlossene Gebäude wieder auf Vordermann zu bringen. Insgesamt sind es 240 000 Euro.

 

Das Geld dient für erste Arbeiten im Hintergrund: Erstellung eines Bauantrags, Planungen zu Statik, Gebäudetechnik, Brandschutz und mehr. Bis zur eigentlichen Sanierung oder gar Öffnung des Gebäudes für eine breite Öffentlichkeit ist es noch ein weiter Weg. Für Jürgen Gerhold, Vorsitzender des Kuratoriums Schleglerschloss, welches den „Kasten“ verwaltet, ist das aber ein erster wichtiger Schritt. Gerhold ist zugleich Gemeinderat für die Bürger für Heimsheim.

Herr Gerhold, wie haben Sie die vergangenen sechs Jahre in Erinnerung?

Das ist wirklich wie ein Dornröschenschlaf, in den das Schloss versunken ist. Denn die Nutzung wurde ja von einem Tag auf den anderen runtergefahren. Das war auch für uns als Kuratorium ein großer Einschnitt. Das Kuratorium wurde 1956 gegründet zum Erhalt von heimatgeschichtlichen Gebäuden und zur Pflege der Heimatgeschichte. Nach der Schließung haben wir uns dann eher auf den zweiten unserer Ursprungsaufträge konzentriert.

Also ist der Kasten jetzt seit sechs Jahren verwaist?

Nicht ganz. Große Gruppen und längere Aufenthalte sind zwar untersagt, eine überschaubare Zahl an Menschen darf kurzzeitig aber durchaus ins Gebäude, das wird vom Landratsamt toleriert. Das ist eine Option, die wir nutzen wollten. Wir haben angefangen, neue Konzepte für Führungen auszuarbeiten, dass wir trotz der Auflagen in die beiden Schlösser gehen können. Die letzte Führung war erst im Februar, das war im Auftrag der VHS. Mit 20 Teilnehmern hatten wir dafür eine große Resonanz.

Bekommen Sie nach so langer Zeit trotzdem noch Anfragen für Veranstaltungen?

Tatsächlich haben es offenbar immer noch nicht alle mitbekommen, dass hier keine Feiern mehr stattfinden dürfen. Etwa einmal im Monat oder so bekommen wir eine Anfrage von jemandem, der eine Location für eine Feier oder eine Hochzeit sucht. Einerseits freut es uns natürlich, dass das Interesse immer noch da ist, andererseits ist es schade, wenn wir denjenigen jedes Mal absagen müssen. Gleichzeitig bekommen wir Anfragen von Menschen, die von der Schließung zwar wissen, die aber schon mal für die Zukunft anfragen, ab wann sie wieder hineinkönnen.

Sind die 240 000 Euro im Haushalt für Sie ein gutes Zeichen?

Unbedingt. Das ist ein sehr deutliches Signal, dass das Projekt auf der Prioritätenliste der Stadt weit oben steht und dass man es jetzt angehen will. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass die Mühlen hier langsam mahlen. Bei so einem Projekt sind viele Einzelschritte erforderlich, die man als Bürger oft gar nicht so wahrnimmt. Allein beim Thema Denkmalschutz, da laufen so viele Prozesse im Hintergrund ab. Es ist eine ganze Fülle an Vorarbeiten, die nötig sind, das macht das Projekt so langwierig. Wenn die Ausschreibungen erst mal rausgegangen sind, wird das Ganze eine neue Dynamik bekommen. Einen Start-Ziel-Termin kann man zum jetzigen Zeitpunkt daher leider noch nicht nennen.

Wie wird es für das Kuratorium nun weitergehen?

Mit der Sanierung verbinden wir ein Wiedererwecken unserer Aktivitäten, darauf freuen wir uns schon sehr. Auch wenn noch offen ist, ob das Kuratorium die Verwaltung des Schlosses dann wieder übernehmen wird, mit der Stadt Heimsheim gibt es ja jetzt einen neuen Eigentümer. Die Pflege der Heimatgeschichte bleibt weiterhin eine unserer Kernaufgaben, wir haben ein eigenes heimatgeschichtliches Archiv. Und wir möchten in Zukunft gerne unsere Artothek wieder beleben. Dabei wurden Werke lokaler Künstler ausgestellt, die die Besucher ausleihen konnten. Das haben wir während Corona eingestellt. Da wir mittlerweile auch die Uhland-Schule nicht mehr mit im Boot haben, wollen wir das Konzept komplett umdenken. Da sind wir aber dran.

Hintergründe

Organisation
 Jürgen Gerhold ist seit 2016 Vorsitzender des Kuratoriums Schleglerschloss, das sich seit vielen Jahren um die Verwaltung und Vermietung des Schlosses kümmert.

Der Kasten
 Das Schleglerschloss ist eines der großen Wahrzeichen von Heimsheim. Anders, als oft angenommen, handelt es sich nicht um die Burg, auf der sich der Ritterbund der Schlegler einst traf. Der Kasten wurde um 1415 als Wehrturm errichtet – rund 20 Jahre nach Zerstörung des „echten“ Schleglerschlosses.

Verkauf
 Das Schloss war lange ein beliebter Veranstaltungsort und Treffpunkt für Vereine. Seit 2018 ist es aus Brandschutzgründen weitgehend geschlossen. 2020 kaufte die Stadt den Kasten für 180 000 Euro vom Land und will ihn jetzt sanieren lassen.  

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