Nach viertem Fall in Stuttgart Sonderermittler sollen Farbattacken auf Obdachlose klären
Bereits zum vierten Mal ist in Stuttgart ein Wohnungsloser mit Farbe überschüttet worden. Die Polizei reagiert – und gründet eine Ermittlungsgruppe.
Bereits zum vierten Mal ist in Stuttgart ein Wohnungsloser mit Farbe überschüttet worden. Die Polizei reagiert – und gründet eine Ermittlungsgruppe.
Die Serie von Farbattacken auf Obdachlose in Stuttgart geht weiter – und die Polizei ist zunehmend alarmiert. Jetzt soll eine neu gegründete Ermittlungsgruppe auf die Spur des Täters kommen – nach dem Vorbild einer Kölner Serie, über die unsere Zeitung berichtet hat. In der Nacht zum Dienstag haben der oder die Stuttgarter Täter zum vierten Mal zugeschlagen.
Diesmal passierte es in der Marienstraße nahe dem Zwickel von Paulinen- und Reinsburgstraße in der Innenstadt. Ein 33-jähriger verbringt die Nacht zum Dienstag vor einem Bürogebäude – und fällt dabei einem Passanten auf. Der Zeuge passiert den Schlafplatz am Montag gegen 21 Uhr, während der Obdachlose tief und fest schläft und offenbar alles noch in Ordnung ist. Als der Zeuge am Dienstag gegen 7 Uhr auf dem Weg zur Arbeit erneut an der Stelle vorbeikommt, ist der Schlafende voller Farbe – auf der Kleidung, im Gesicht. Unbekannte hatten ihn mit grauer Wandfarbe überschüttet. Die Farbspritzer sind auch auf der Hauswand und dem Gehweg zu sehen. Das Opfer selbst hat davon offenbar aufgrund seines Zustands nichts mitbekommen. Der Zeuge aber verständigt die Polizei. Und die hat nun Fall Nummer vier einer rätselhaften Serie.
Die Polizei reagiert: „Zur Aufklärung der Fälle ist nun eine Ermittlungsgruppe gegründet worden“, sagt der Polizeisprecher Sven Burkhardt. Die Sonderermittler sind beim Innenstadtrevier angesiedelt und sollen nun dem oder den Angreifern auf die Spur kommen. Dazu werden Zeugenhinweise über Telefon 07 11 / 89 90 - 31 00 erbeten.
Begonnen hatte alles in Stuttgart in der Nacht zum 3. September, als eine 52-jährige Wohnungslose in der Sophienstraße im Schlaf mit weißer Farbe bespritzt wurde. Ein 33-Jähriger wurde am 8. September in der Marienstraße ins Visier genommen. In der darauffolgenden Nacht traf es einen 68-Jährigen in der Neckarstraße im Stuttgarter Osten. Alle Opfer hatten von den Angriffen nichts mitbekommen, können also auch keine Täterbeschreibung liefern.
Im jüngsten Fall am Dienstag gibt es eine Abweichung von der sonstigen Handschrift: Das Opfer wurde diesmal nicht mit weißer, sondern mit grauer Farbe überschüttet. Einfach nur zur Abwechslung? Oder hat der Täter befürchtet, beim Kauf von weißer Farbe aufzufallen? Die Caritas Stuttgart versucht die Betroffenen zu warnen: „Unsere Mitarbeitenden, vor allem der Tagesstätte und der Fachberatungsstelle, sind sensibilisiert“, sagt Bereichsleiter Harald Wohlmann, „und das Thema wird unter den Menschen, die zu uns kommen, ebenfalls diskutiert.“
In Köln hatte es von September bis November 2021 die gleiche Serie gegeben. „Die Ermittlungsgruppe Farbe hatte elf Verfahren“, sagt der Kölner Polizeisprecher Philipp Hüwe. Dabei seien viele Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, ein konkreter Tatverdacht habe sich aber nicht ergeben. Immerhin endete die Serie von selbst, und die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein. „Ein Zusammenhang mit Stuttgart“, sagt Hüwe, „kann man natürlich nicht ausschließen.“