Nachruf auf einen Uhlbacher Gastronom Hasenwirt Josef Stritzelberger gestorben

Vor sechs Jahren feierten Waltraud und Josef Stritzelberger ihren Abschied vom Stuttgarter Weindorf. Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Das Kochen war seine Leidenschaft: Josef Stritzelberger, der fast 30 Jahre lang im Stuttgarter Stadtteil Uhlbach die Gaststätte Zum Hasenwirt betrieben hat, ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Eigentlich hatte er in der Rente noch viel vor.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Josef Stritzelberger war der geborene Wirt: Er kochte nicht nur mit Leidenschaft, „er war auch ein geselliger Mann“, sagt seine Tochter Petra Sax. Dabei hatte er den Beruf nie gelernt, sondern eine Lehre zum Bäcker und Konditor im Betrieb seines Bruders in Winterbach (Rems-Murr-Kreis) gemacht. Hirnsuppe, Maultaschen, Kalbskutteln in Lembergersoße, Reh und Hirsch sowie Zander standen auf seiner Speisekarte in der Gaststätte Zum Hasenwirt, die er fast 30 Jahre lang im Stuttgarter Stadtteil Uhlbach betrieb. Beim Stuttgarter Weindorf war er sogar mehr als 40-mal dabei. Erst im Jahr 2018 ging er in Rente. Nun ist Josef Stritzelberger gestorben. Er wurde 78 Jahre alt. „Das ist eigentlich kein Alter“, sagt seine Tochter.

 

Im Fernsehturm und in Bayreuth als Koch

Auf der Ostalb in Wössingen kam Josef Stritzelberger auf die Welt. Seine Eltern waren Landwirte, acht Geschwister hatte er. Für eine Stelle bei Doris und Fedor Radmann kam er nach Stuttgart, sie führten die Gastronomie in und um den Fernsehturm sowie im Höhenpark Killesberg und übernahmen das Catering bei den Bayreuther Festspielen. Als 30-Jähriger machte er sich mit seiner ersten Frau im Schützenhaus in Stuttgart-Münster selbstständig. Elf Jahre später kaufte er den Hasen in Uhlbach und taufte ihn „Zum Hasenwirt“ um. Es war ein Gasthaus wie aus dem Bilderbuch, mitten im Wengerter-Ort gelegen, mit holzvertäfelter Stube und einer von wildem Wein beschatteten Terrasse. Seine Vorgänger Siegfried und Edeltraud Münzmay, die nach wie vor in Uhlbach lebt, hatten es bereits zu einer Institution gemacht.

Mit Josef Stritzelberger kam die Prominenz, zu der er schon in Bayreuth und auf dem Killesberg einen Draht hatte. Der Astronaut Ernst Messerschmid schwärmte von seinen Maultaschen, Udo Jürgens aß bei ihm Kutteln, Jürgen Klinsmann, der Moderator Wieland Backes, Heino, Ivan Rebroff, Peter Maffay und die Scorpions trugen sich ins Gästebuch ein. Politiker und Mercedes-Manager gingen ein und aus. Er war schließlich auch ein Weindorf-Wirt wie aus dem Buche, 1974 zählte er zu den Gründern des Festes. Dort lernte er seine zweite Frau Waltraud kennen, die im Nachbarzelt bediente. Und dort kam er auf die Idee für seine berühmte Handy-Maultasche, die in einer Papiertüte serviert wird. „Es hat Spaß gemacht, aber es ist auch großer Stress“, sagte Josef Stritzelberger 2018 zum Abschied. „Das Weindorf war sein Leben“, sagt seine Tochter.

Seine andere große Leidenschaft war die Jagd

Die Rente ist ihm dagegen ein bisschen schwer gefallen. Mit dem Enkel Johannes Sax ging er gerne auf die Jagd, seine andere große Leidenschaft. Mit ihm wollte er sich noch einen großen Traum erfüllen und nach Südafrika reisen. Aber dazu kam es nicht mehr: Seine Frau Waltraud erkrankte an Parkinson und lebt in einem Pflegeheim, was ihm schwer zu schaffen machte, und er litt unter einer Herzschwäche. Nachdem er sich bei einem Sturz Knochen brach, hatte er für die notwendige Operation nicht mehr genug Kraft. Drei Töchter und sechs Enkelkinder hinterlässt Josef Stritzelberger. Am Freitag, 15. März, findet in der Andreaskirche ein Trauergottesdienst mit anschließender Urnenbeisetzung auf dem Uhlbacher Friedhof statt.

Den Hasenwirt gibt es zwar nicht mehr, das Haus wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, aber sein Schwiegersohn Franz Sax, der mit seiner Frau Petra in Schwendi eine Metzgerei betreibt, pflegt das Erbe: In der Maulta scherei im Ort verkauft er weiterhin die Maultaschen nach dem Rezept von Josef Stritzelberger. Auch am Freitag ist der Laden geöffnet. „Er war immer glücklich und zufrieden“, bilanziert Petra Sax das Leben ihres Vaters, „er war mit Leidenschaft Wirt.“

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