Der Sänger Antonis Remos sieht sich verfolgt, als Steuerfahnder den Club überprüften, in dem er auftrat. Deren Interesse war aber ein anderes – doch der Popstar sieht sich als Künstler angegriffen.

Litochoro - Wenn die Steuerfahndung kommt, darf selbst Antonis Remos, Griechenlands Schnulzenkönig, nicht mehr weitersingen. So geschehen am Wochenende in einem Nachtclub in der nordgriechischen Ortschaft Litochoro. Nicht alle Gäste waren gekommen, um Remos zu hören, der mit Schlagern wie „Ich habe dich“ und „Adieu“ vor allem die Herzen weiblicher Fans erobert. Einige Besucher interessierten sich vielmehr für das Geschehen an den Registrierkassen, die in Griechenland in jeder Bar stehen müssen. Die Herren waren von der Steuerfahndung. Nach einiger Zeit zückten sie ihre Dienstausweise und stellten den Geschäftsführer zur Rede. Wegen zahlreicher Verstöße machten sie das Lokal für 48 Stunden dicht.

 

Auch Remos musste Pause machen. Den Mund halten will der Sänger aber nicht. Er sehe in den Steuerprüfungen eine „Hexenjagd“, sagte er. Es gehe nicht an, dass die Steuerfahnder „Künstler aufs Korn nehmen“. Seine künstlerische Freiheit legt der griechische Star großzügig aus. Ende Juli gab Remos bei einem Auftritt im Nachtclub Nammos auf der Schickeria-Insel Mykonos vor 1000 Partygästen geschmacklose Zoten über die Behinderung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zum Besten. Remos zeigte auf Champagnerflaschen, die dort zum Stückpreis von 300 Euro geöffnet werden, und spottete: „Wenn Schäuble das sähe, könnte er wieder laufen!“ Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete der in Düsseldorf geborene Remos, der als Zehnjähriger mit seinen Eltern nach Griechenland übersiedelte, als „Schlampe“.

Dass der 43-jährige Remos wegen dieser Ausfälle ins Fadenkreuz der Steuerfahnder geraten sei, wie er selbst andeutet, klingt wenig plausibel. Denn die können hingehen, wo sie wollen, sie werden fast immer fündig, wie die Statistik zeigt. So führte die Steuerfahndung in der Zeit vom 25. Juli bis zum 5. August Kontrollen in 1465 Gastronomiebetrieben durch. In 731 Fällen, also bei jeder zweiten Prüfung, stellten die Fahnder Steuerverstöße fest. Gängigste Art der Hinterziehung: zu vorgerückter Stunde läuft der Ausschank von Getränken an der Registrierkasse vorbei. So verschleiern die Wirte Einnahmen und stecken noch die Mehrwertsteuer in die eigene Tasche.