Ein Lehrer am Paracelsus-Gymnasium in Hohenheim überlässt die Deutungshoheit über die Bilder aus Israel und Palästina nicht den Küchen- und Wirtshaustischen. Seine Schüler sagen, sie könnten nun die eigenen Ängste eindämmen.
Carsten Singer hat nicht lange überlegt, ob ausgerechnet er an seinem Gymnasium zuständig sei für die Bearbeitung eines aktuellen Stoffes, der in keinem Lehrbuch steht, aber seit dem 7. Oktober täglich die Nachrichten beherrscht. Der Lehrer unterrichtet Englisch, Wirtschaft und auch Gemeinschaftskunde, ein Nebenfach, das an baden-württembergischen Schulen, gemessen an den Stundendeputaten, ein kümmerliches Schattendasein führt. Den Terrorangriff der Hamas und die bald folgende Gegenoffensive Israels aber wollte er nicht mit bleiernem Schweigen quittieren. Singer trommelte die Mitglieder der von ihm geleiteten Politik AG herbei, derzeit 44 Schülerinnen und Schüler von Klasse acht bis zwölf. Kann auch sein, sie trommelten ihn herbei, egal. Einer von ihnen ist Jan, 17 Jahre, Abiturjahrgang: „Wir haben gesagt, wir wollen schnell etwas wissen – sobald wie möglich.“