Wie bequem sind S-Bahnstationen in der Region Stuttgart zu erreichen und in welchem Zustand sind dort Aufzuge und Rolltreppen? Zahlen der Bahn belegen große Qualitätsunterschiede innerhalb des Netzes.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die 83 Stationen des S-Bahnnetzes geben kein einheitliches Bild ab. Bei Funktionalität und Pflegezustand tun sich gravierende Unterschiede zwischen den Bahnhöfen auf. Das geht aus Zahlen hervor, die der Filderstadter Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Grünen) im Rahmen einer Anfrage an die Bundesregierung zusammentragen hat lassen.

 

Abgefragt wurden dafür die sogenannten Qualitätskennzahlen. Diese Ziffern sollen Aufschluss darüber geben, ob die Bahn gegenüber ihren Geldgebern jenen Verpflichtungen nachkommt, die sich aus der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zwischen DB und dem Bund ergeben. Erhoben werden die Daten dabei in zwei Kategorien, die – vereinfacht ausgedrückt – Aufschluss darüber geben, wie funktional ein Bahnhalt ist und wie gut in Schuss er gehalten wird. Erstere Werte werden auf einer Prozentskala zwischen Null und 100 wiedergegeben, zweitere in einem den Schulnoten vergleichbaren System.

Bietigheim-Bissingen ist das Schlusslicht

Auf den ersten Blick scheint es gar nicht so schlecht um die Funktionalität der Bahnhöfe bestellt zu sein, für die die Bahnsteighöhe, die barrierefreie Erreichbarkeit und der Schutz vor Wind und Wetter bewertet werden. Das Gesamtnetz kommt auf einen Wert von 85 Prozent (100 wäre das Maximum gewesen). In dieser Kategorie haben sich die Haltestellen im Betrachtungszeitraum zwischen 2008 und 2014 um vier Prozentpunkte verbessert. Allerdings gibt es auch Ausreißer. Besonders viel Nachholbedarf haben demnach drei Stationen an der S-Bahnlinie 5 nach Bietigheim- Bissingen. Der Endpunkt der Linie im Kreis Ludwigsburg hat mit mageren 30 Prozent die rote Laterne unter allen S-Bahnstation in der Region. Schwacher Trost: Daran hat sich offensichtlich auch in den zurückliegenden sechs Jahren nichts zum Schlechten verändert. Die Entwicklung wird mit null Prozent angegeben. „Der Bahnhof Bietigheim-Bissingen befindet sich seit 2015 in unserem Modernisierungsprogramm“, erklärt ein Bahnsprecher in Stuttgart auf Anfrage. Die Bahnsteige würden dort so erhöht, dass der Zugang zu den Zügen möglichst eben ist. Zudem werden dort auch Aufzüge gebaut.

Zustand der Station in Feuerbach hat nachgelassen

Aber auch zentralere Stationen entpuppen sich als Sorgenkind. So etwa der Bahnhof im Stuttgarter Stadtbezirk Feuerbach, wo drei S-Bahnlinien halten. Dort wird die Funktionalität mit 77 Prozent angegeben – Tendenz fallend. Eine Erklärung für die Verschlechterung des Zustands um 17 Prozentpunkte seit dem Jahr 2008 hat auch der Bahnsprecher nicht parat. Mit den umfangreichen Umbauarbeiten im Rahmen von Stuttgart 21, die derzeit an dem Halt im Stuttgarter Norden vorgenommen werden, habe das aber nichts zu tun. Immerhin ist der Ausblick der Bahn positiv. „Feuerbach bekommt bis 2018 an beiden Bahnsteigen für die S-Bahn Aufzüge“. Nicht gelöst wird dadurch aber das Problem, das die Bahn dort mit der Wartung der bereits bestehenden Anlagen zu haben scheint. Im Schulnotensystem rangiert Feuerbach dabei bei einer 4,6, also irgendwo zwischen „ausreichend“ und mangelhaft“ – der schlechteste Wert im gesamten Stuttgarter Netz.

Gastel fordert mehr Anstrengungen um die Stationen „wieder zu attraktiven Visitenkarten des S-Bahn-Systems werden“ zu lassen. Der Bahnsprecher verweist auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, den die Bahn in den vergangenen Jahren dafür aufgewendet hat – und auf einen Plan, die unterirdischem Stationen im Netz zu sanieren.