Im Verband Region Stuttgart regt sich Widerstand an den jährlichen Preiserhöhungen des VVS – auch wenn die Kritiker noch in der Minderheit sind. Doch es gibt weitere Konfliktfelder.

Stuttgart - Zu Beginn hat es im regionalen Verkehrsaussschuss freundliche Worte gegeben, später war es dann mit der Freundlichkeit vorbei. Zwar unterstützte am Mittwoch eine knappe Mehrheit aus CDU, Grünen und Freien Wählern die zum 1. Januar 2017 geplante VVS-Tariferhöhung um durchschnittlich 1,9 Prozent, so groß war das Lager der Nein-Sager aber noch nie: SPD, Linke, FDP und Innovative Politik. Sogar einmütig lehnten die Regionalräte die überproportionale Erhöhung der Monats- und Jahrestickets im Berufsverkehr ab, womit die von der SSB gewünschte Nullrunde beim 9-Uhr-Umweltticket ausgeglichen werden soll. Und am Horizont tauchen neue Konfliktfelder auf: Kostendeckungsgrad und Zonenstruktur.

 

Dabei hatte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler anfangs viel Lob entgegennehmen können: Das von September an gültige preiswerte Azubiticket und die geringere prozentuale Erhöhung bei den hohen Preisstufen, die für Fahrten in der Region gelten – „wir müssen anerkennen, dass der VVS das umsetzt, was wir seit Jahren fordern“, sagte Rainer Ganske (CDU), der als regionaler Wortführer im VVS-Aufsichtsrat gilt: „Das geht in die richtige Richtung“.

„Wir haben die Schmerzgrenze erreicht“

Doch danach kam nicht nur die Ablehnung der vom SSB-Aufsichtsrat mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn an der Spitze ausgelösten neuen Verteilung der Tariferhöhung, sondern es hagelte auch grundsätzliche Kritik. Der Anteil der Fahrpreiseinnahmen steigt immer mehr, mittlerweile liegt der Kostendeckungsgrad bei mehr als 60 Prozent. „Wir haben die Schmerzgrenze erreicht“, glaubt nicht nur Thomas Leipnitz (SPD). Unmut gibt es auch darüber, dass Jahr für Jahr wegen steigender Fahrgastzahlen Einnahmenzuwächse erreicht werden, die weit über der Summe liegen, mit der die Tariferhöhungen begründet werden. Oder anders gesagt: „Auch ohne höhere Preise hätte der VVS die geplanten Mehreinnahmen erreicht“, sagte FDP-Regionalrat Armin Serwani. Bernhard Maier (Freien Wähler) vermutet, dass von diesen Mehrerlösen vor allem die DB Regio profitiert: „Für sie ist die S-Bahn ein Riesengeschäft“. Man müsse sich schon überlegen, ob es nicht auch einmal ein Jahr ohne Preissteigerung geben könne, meinte er.

Fürs nächste Jahr kündigt sich weiterer Konfliktstoff an: Dann wird der seit Langem von der Region geforderte Wegfall der Sektorengrenzen in den äußeren Tarifzonen 30 bis 70 beraten. Im Vorfeld veranstaltet der Verbund dazu ein Symposium – als Anstoß zur „Meinungsbildung zu einem komplexen Thema“, wie es heißt. Dabei soll es – zumindest nach dem Willen des VVS – auch um die Zusammenlegung der Stuttgarter Zonen 10 und 20 gehen, was die Reform verteuern würde, weshalb Leipnitz warnt, „das in die Neuordnung hinein zu rühren“. Letztlich geht es auch da ums Geld: Der Wegfall der Sektorengrenzen würde – eine stärkere Nachfrage aufgrund der dadurch um 19 Prozent reduzierten Preise vorausgesetzt – ein Minus von 3,6 bis 4,2 Millionen Euro ausmachen, rechnet Stammler vor. Zum Vergleich: Das sind etwa 40 Prozent der durch die Preiserhöhungen in 2017 erwarteten Mehreinnahmen.