Viele Hinweise belegen, dass Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Kontakte nach Ludwigsburg und die Umgebung hatten. Der NSU-Untersuchungsausschuss will diesen Komplex nun gesondert untersuchen.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Das Foto zeigt Beate Zschäpe vor dem Ludwigsburger Schloss. Der NSU-Terror scheint damit auf einmal ganz nah. Das Bild lasse sich zeitlich grob einordnen, sagt Clemens Binninger (CDU), der Bundestagabgeordnete aus dem Kreis Böblingen und Mitglied des NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestags. Es müsse vor den Fassadenarbeiten am Schloss im Jahr 2004 entstanden sein. Genauer datieren lässt sich der Fund aus der im November 2011 von Beate Zschäpe zerstörten Zwickauer Wohnung nicht.

 

Zwischenfall im Kaufland

Am Wochenende wartete die Berliner Tageszeitung „taz“ nun mit einer weiteren Ludwigsburg-Episode auf, die einmal mehr die intensiven Beziehungen Uwe Mundlos’ und Uwe Böhnhardts in die Stadt belegt. Eine Person aus dem Umfeld des NSU-Trios berichtete den Ermittlern des Bundeskriminalamtes (BKA) der „taz“ zufolge von einem Einkauf Uwe Mundlos’ in einer Kaufland-Niederlassung. Der Befragte erinnert eine bemerkenswerte Szene: Uwe Mundlos soll einen farbigen Kunden bemerkt und ausgerufen haben: „Schaut mal, da kommt ein Nigger.“ Danach soll er auf die Knie gegangen sein und „Weiche von mir“ in Richtung des Kunden gerufen haben. Das Ganze habe sich 2003 zugetragen. Da hatte das Trio schon regelmäßig, auch das belegen die Anhörungen des Untersuchungsausschusses, Kontakt in die rechtsradikale Szene der Stadt.

Ins Visier der Ermittler ist die Residenzstadt aber schon 1998 geraten. Wenn auch nur kurz. Im Januar machte die Polizei in einer Garage in Jena einen Fund, zu dem auch Adresslisten gehörten. Die Auflistung, so Binninger, lese sich wie eine Landkarte der Flucht und der Tatorte des NSU: Jena, Chemnitz, Nürnberg, Rostock – und Ludwigsburg. Die Telefonnummern wurden überprüft und zugeordnet. Man kam damals aber zu der Erkenntnis, dass die Ludwigsburger Telefonnummern auf dem zwei bis drei Seiten umfassenden, handschriftlich ergänzten Worddokument nicht in Zusammenhang mit den in der Garage beschlagnahmten Rohrbomben und dem Sprengstoff stünden. Der thüringer BKA-Beamte, der damals vor Ort war, soll demnächst vor dem Untersuchungsausschuss aussagen. So wie in naher Zukunft der Komplex Ludwigsburg-Heilbronn noch einmal genau durchleuchtet werden soll. Das hat auch der Generalbundesanwalt getan, nachdem seine Behörde im November 2011 die Ermittlungen übernommen hat. Der Behördensprecher Marcus Köhler sagte auf Anfrage: „Tatsächliche Anhaltspunkte für eine Beteiligung ortskundiger Dritter an den Anschlägen des NSU haben die Ermittlungen bislang nicht ergeben.“ Einzelauskünfte gibt die Bundesanwaltschaft mit Blick auf die mittlerweile erhobene Anklage gegen Beate Zschäpe am Oberlandesgericht München nicht.