Jahrelang haben Fans für eine Ampel mit den SWR-Maskottchen Äffle und Pferdle gekämpft. Anfang Juni gab es einen Kompromiss im Petitionsausschuss. Nun hat auch der Landtag das Vorhaben abgesegnet.

Stuttgart - Am frühen Abend war es so weit. Unter Punkt 24 stand auf der Tagesordnung für die Landtagssitzung: „Beschlussempfehlungen und Berichte des Petitionsausschusses zu verschiedenen Eingaben.“ Hinter der bürokratischen Formulierung verbirgt sich ein Thema, dass Stuttgart schon seit Jahren beschäftigt: eine Ampel mit den Maskottchen Äffle und Pferdle.

 

Zusammen mit anderen Themen bekam der Landtag am Donnerstagabend die Empfehlung des Petitionsausschusses zu einer Äffle-und-Pferdle-Ampel vorgelegt. Anfang Juni hatte es im Ausschuss eine Einigung gegeben, mit der kaum noch jemand gerechnet hatte. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte zu, ein Sonderlichtzeichen mit den Zeichentrickstars zu akzeptieren – allerdings darf diese Ampel nicht für sich allein stehen und es dürfen dabei für die öffentliche Hand keine Kosten entstehen.

Das Landesparlament gab am Donnerstag dafür grünes Licht – laut eines Landtagssprechers der letzte Schritt, der formell notwendig war, um das Vorhaben abzusegnen.

Im Juni kam der lang ersehnte Kompromiss

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) freut sich über den Kompromiss. „Mit der Doppelampel wurde eine gute Lösung gefunden und ein möglicher Rechtsstreit über die Frage vermieden, was die Straßenverkehrsordnung zulässt und was nicht“, sagte der Minister unserer Zeitung. „Das Wichtigste für die Fans ist, dass es eine solche Ampel gibt und sie wird in Stuttgart an einem zentralen Ort aufgestellt werden.“ Auch seine Parteikollegin Petra Krebs, Vorsitzende des Arbeitskreises Petitionen bei den Grünen im Landtag, ist zufrieden. Sie freue sich mit dem Fanclub, der lange für die Ampel gekämpft habe. „Nie war es ein größeres Vergnügen, Volkes Wille zur Durchsetzung zu verhelfen“, sagte Krebs.

Ähnlich sieht es der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag, Wolfgang Reinhart. „Die beiden Zeichentrickfiguren Äffle und Pferdle sind seit Jahrzehnten ein Identifikationssymbol für die Landeshauptstadt Stuttgart und Botschafter für den schwäbischen Dialekt“, sagte Reinhart. „Jeder Schwabe kennt wahrscheinlich den Hafer- und Bananenblues.“ Deshalb freue er sich über grünes Licht für die Ampel.

SPD-Fraktionschef glaubt an positive Außenwirkung

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch glaubt zudem, dass die Ampel auch für Stuttgarts Außenwirkung positiv sein werde. „Was der Ampelmann und die Ampelfrau in Berlin, sind das Äffle und das Pferdle im Ländle und damit eine Art Kulturgut. Von daher ist es einfach nur charmant und richtig, wenn wir in Zukunft bei unseren Fußgängerampeln auf die beiden treffen werden und so auch den Gästen der Stadt unsere Art von Augenzwinkern vermitteln können.“

Hans-Ulrich Rülke, der Vorsitzende der FDP im Landtag, kann die Lösung mit einer Doppelampel nicht ganz nachvollziehen. „Dass dieses beliebte Motiv nun neben einer bestehenden Ampelanlage errichtet wird und diese nicht ersetzen kann, spiegelt den Schilder- und Bürokratiewahn wider, mit dem wir hier leben“, sagte Rülke. „Es bleibt abzuwarten, welche Nachahmer sich nun auch eigene Ampelmotive wünschen werden.“

Äffle und Pferdle stehen nicht in der Verwaltungsvorschrift

Der Kampf um die Ampel hat eine lange Vorgeschichte. Seit über zwei Jahren engagieren sich die Mitglieder des Äffle-und-Pferdle-Fanclubs für eine Ampel mit den Maskottchen in Stuttgart. Sie reichten eine Petition ein. Rechtliche Vorschriften sprechen aber gegen die Stuttgarter Maskottchen im Straßenverkehr. In der „Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung“ heißt es zu Fußgängerampeln: „Im Lichtzeichen für Fußgänger muß das rote Sinnbild einen stehenden, das grüne einen schreitenden Fußgänger zeigen.“

Äffle und Pferdle statt Fußgänger-Sinnbild? Das schien in Stuttgart lange ausgeschlossen. Bundesweit gibt es zwar eine größere Zahl an Ausnahmen. Allerdings seien nur die Ampelmännchen in Ostdeutschland offiziell erlaubt. Alle anderen seien rechtlich gesehen keine Verkehrszeichen, schrieb der Baden-Württembergische Landtag in einer Mitteilung. Die Länder seien hier grundsätzlich wegen Haftungsfragen an Bundesrecht gebunden. Der im Petitionsausschuss gefundene Kompromiss trägt dieser Rechtslage Rechnung. Grünes Licht also für eine Äffle-und-Pferdle-Ampel.