In der Ex-Daimler-Niederlassung an der Türlenstraße ziehen wieder die Kreativen ein. Wo bis Ende 2011 das Staatstheater seine Ausweichspielstätte hatte, soll es bald wieder Kino, Kunst, Designmessen und mehr geben.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Am Wochenende ist die gefeierte Zwischennutzung im Wilhelmspalais zu Ende gegangen. Die hiesige Kreativ-Szene muss aber nicht lange Trauer tragen, die nächste Off-Location steht bereits fest: Wie die Stuttgarter Zeitung vorab erfahren hat, werden in der ehemaligen Daimler-Benz-Niederlassung an der Türlenstraße bald wieder Kreative einziehen. Das ist insofern kurios, als dass das Ex-Autohaus bereits bis vor einem Jahr kreativ bespielt wurde. Das Staatstheater hatte hier seine Ausweichspielstätte, in der Waschstraße wurden Lesungen und Ausstellungen veranstaltet, dazu gab es Kino, Designmessen und den Mädchenflohmarkt. Als der ehemalige Besitzer der Fläche, die französische Immobilienfirma Icade, das Areal verkaufen wollte, mussten die Kreativen schließlich weichen.

 

Mittlerweile ist das Gebäude in Besitz des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, der das Areal abreißen und neu bebauen will – allerdings erst nach dem Sommer 2014. „Jetzt wünschen wir uns aber erst einmal eine kulturelle Zwischennutzung, die bis 20. Juni 2014 dauern soll“, sagt Volker Steinmaier, der Leiter der Südwestmetall-Kommunikation. Der Verband will die Bespielung in fremde Hände legen: Die Kultur soll künftig von Björn Peters, Oliver Scholz , Giovanni Atria und Marc Hug koordiniert werden.

Homogene Mischung: Dekumo, Filmtheater und mehr

Peters und Scholz veranstalten unter anderem die Designmesse Dekumo, die vor Jahren schon einmal in der Türlenstraße stattgefunden hat. Die nächste Dekumo soll ebenfalls wieder hier über die Bühne gehen. Giovanni Atria hat einst das Café Kaiserbau am Marienplatz gegründet, betreibt heute eine Catering-Firma und will einen Teil der Fläche für Firmenveranstaltungen nutzen.

Marc Hug, der Betreiber der Filmgalerie 451, zieht mit seinem Filmtheater in die Off-Location ein – in genau den selben Raum, in dem er schon bis zum vergangenen Sommer residierte. „Es wird eine reizvolle Aufgabe, das Areal ohne das Staatstheater zu bespielen. Wir streben eine homogene Mischung an“, sagt Hug. Als Ersatz für seine Videothek, die Ende September schließen wird, ist die Fläche indes nicht gedacht. Das 451-Filmarchiv soll an anderer Stelle eingelagert werden.

Auch ein Theater ist in der Türlenstraße wieder geplant

An der Türlenstraße soll es außerdem Büros für Kreative geben. In den ehemaligen Räumlichkeiten der E-Mobilitätsaustellung ist eine Galerie geplant, die größte Halle soll für Filmproduktionen, Fotoshootings und andere Zwecke vermietet werden. Und auch ein Theater soll es in der Off-Location wieder geben: „Ein Stuttgarter Theatermacher kann sich vorstellen, eine Bühne in Richtung Heilbronner Straße zu bespielen“, so Marc Hug. Die Stadt Stuttgart steht dem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber: „Wir haben ein großes Interesse, Veranstaltungen möglichst unkompliziert zu genehmigen“, sagt Sven Matis, Sprecher der Stadt.

Mit der erneuten kulturellen Eroberung der Türlenstraße schließt sich indirekt auch der Kreis zum Wilhelmspalais: Björn Peters und Oliver Scholz hatten sich ebenfalls um die Zwischennutzung der Ex-Stadtbibliothek beworben, den Zuschlag hatten aber die Betreiber der Wagenhallen erhalten. „Insofern ist die Bespielung der Türlenstraße für uns jetzt auch ein Testballon: Wenn das Konzept aufgeht, soll das ein Signal an die Stadt oder andere Besitzer von leer stehenden Immobilien sein, Raum für Kultur zu schaffen“, so Hug.