Dass der Albaufstieg der A 8 neu gebaut werden soll, hat im Stauferkreis für Freude gesorgt. Gejubelt werde aber erst, wenn die Finanzierung steht, heißt es. Auch was die Sperrungen des Lämmerbuckeltunnels angeht, wird an einer Lösung gebastelt.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - So wirklich damit gerechnet hatten sie nicht: Jahrelang herrschte, was einen sechspurigen Neubau des Albaufstiegs der A 8 angeht, Funkstille. Jetzt werden, das hat das Landesverkehrsministerium bekanntgegeben (wir berichteten), die Planungen weitergeführt. Im Landkreis Göppingen, wo die entsprechende Forderung immer wieder erhoben worden war, stieß diese Ankündigung auf freudige Zustimmung. Der Landrat Edgar Wolff führt die jüngste Weichenstellung nicht zuletzt auf den beharrlichen Druck des Kreises gegenüber Bund und Land zurück.

 

„Die Planfeststellung für den Albaufstieg fortzuführen entspricht genau dem Vorschlag, den wir dem Minister Alexander Dobrindt in einem Schreiben gemacht haben. Wir sind deshalb sehr froh, dass jetzt zunächst die Planung vorankommt“, betont Wolff. Erst Mitte Mai hatten sich der Landkreis, Städte und Gemeinden, die IHK und die Bürgerinitiative B 10 mit einem Appell an den Bundesverkehrsminister gewandt und die Dringlichkeit des Ausbaus der Infrastruktur, sowohl der A 8 wie auch der B 10, angemahnt.

Sechs Spuren statt zwei Trassen: Der geplante Albaufstieg der A 8 - für eine größere Ansicht klicken Sie auf die Grafik.

Landrat Wolff rechnet mit „zügigem Vorantreiben“

Wolff interpretiert den Vorstoß des Bundes folgendermaßen: „Die Freigabe der Planfeststellung empfinden wir als deutliches Signal, dass die Finanzierung nun ebenfalls zügig geklärt wird. Anders würde dieses Vorgehen ja auch keinen Sinn machen.“ Außerdem firmiere der Albaufstieg zwischen Mühlhausen und Hohenstadt im neuen Bundesverkehrswegeplan nun nicht mehr als eigener Abschnitt, sondern unter dem Titel „Fertigstellung des Gesamtprojekts Mühlhausen – Ulm“. Auch dies wertet der Göppinger Landrat als klares Indiz für den festen Willen des Bundes, das Projekt jetzt vollends zügig voranzutreiben.

Froh sind auch die Bürgermeister in den Kommunen nahe der Autobahn. Der Mühlhausener Rathauschef Bernd Schaefer begrüßt die Entscheidung ausdrücklich: „Bisher ging es immer zwischen Bund und Land hin und her, ob denn zuerst die Finanzierung oder zuerst die Planung gemacht werden soll. Passiert ist aber gar nichts.“ Nun scheine der gordische Knoten durchschlagen und die richtige Schlussfolgerung gezogen worden zu sein, fügt er hinzu. In Jubelstürme will Schaefer aber noch nicht ausbrechen. „Wenn geplant wird, werden erst einmal die Voraussetzungen überprüft, ob das Projekt zu realisieren ist. Gebaut wird deshalb noch lange nicht“, sagt er.

Ueding: Bin gespannt, ob den Worten Taten folgen

Der Bad Ditzenbacher Schultes Gerhard Ueding sieht das ganz ähnlich. „Natürlich sind wir froh, dass sich endlich was tun soll. Ich bin allerdings sehr gespannt, ob den Worten auch Taten folgen“, erklärt er. Ankündigungen dieser Art habe es in der Vergangenheit immer wieder einmal gegeben, ohne dass im Anschluss daran groß etwas passiert sei. Hoffnungsfroh sei er dennoch, fährt Ueding fort und kündigt an, „dass wir uns für das Planverfahren rüsten und unsere Belange einbringen werden“.

Sollten die vom Ministerium ins Auge gefassten Pläne – die neue 8,3 Kilometer lange Trasse soll über zwei Brücken und durch zwei Tunnels führen – realisiert werden, wäre Bad Ditzenbach von der Baumaßnahme am stärksten betroffen. Ein Gewerbegebiet würde durchschnitten und die Trinkwasserfassung im Ortsteil Gosbach tangiert. „Es gibt da also schon noch einige Detailprobleme zu lösen,“ sagt Ueding.

Finanzierung muss erst noch gesichert werden

Ausdrücklich begrüßt wird das Vorhaben auch vom CDU-Bundestagsabgeordneten Hermann Färber und seiner Landtagskollegin Nicole Razavi. Beide versichern, in dieser Sache am Ball bleiben zu wollen. „Es darf jetzt keine weiteren Verzögerungen mehr geben“, fordert Razavi. Und es müssten für die Gemeinden akzeptable Lösungen für die Verkehrsführung während der Baumaßnahmen gefunden werden, fügt sie hinzu. „Außerdem muss in Berlin gemeinsam für eine Finanzierungszusage gekämpft werden, damit der Bau des rund 500 Millionen Euro teuren Projekts im Jahr 2018 wirklich beginnen kann.“

Färber, der sich zuletzt immer wieder für den sechsspurigen Ausbau der A 8 am Albaufstieg stark gemacht hatte, spricht ebenfalls von einem Zwischenschritt. „Ich begrüße den Schritt des Landesverkehrsministeriums sehr“, erklärt er. Es brauche nun aber rasch eine tragfähige Kalkulationsgrundlage für die Kostenberechnung. „Denn erst, wenn die Finanzierung in trockenen Tüchern ist, können wir aufatmen“, fährt der CDU-Mann fort.

Das sieht die IHK-Bezirkskammer Göppingen genauso. Bereits auf der jüngsten Versammlung sei man positiv davon überrascht gewesen, dass dem Albaufstieg im aktuellen Bundesverkehrswegeplan oberste Priorität eingeräumt werde, sagt der stellvertretende Geschäftsführer, Gernot Imgart. Nun gelte es, das Geld bereitzustellen und mit dem Bau nahtlos zu beginnen.

Tunnelsperrungen kommen auf den Prüfstand

Gruibingen - Das Verkehrschaos, das sich am vergangenen Samstag wegen der Sperrung des Lämmerbuckeltunnels rund um Gruibingen abgespielt hat, missfiel dem grünen Landesverkehrsminister Winfried Hermann ausgesprochen. „So etwas darf nicht mehr passieren“, erklärte er am Rande der Pressekonferenz, bei der er den Ausbau des Albaufstiegs der A 8 ankündigte. Einen Runden Tisch, an dem auch Vertreter der Kommunen sowie möglicherweise Vertreter der Bürgerinitiative Gegenverkehr hätten sitzen sollen, wird es nun zwar nicht geben. Allerdings werden sich Experten des Ministeriums und des Stuttgarter Regierungspräsidiums (RP) der Sache noch einmal annehmen.

Wie der RP-Sprecher Robert Hamm gestern sagte, soll kurzfristig eine Arbeitsgruppe einberufen werden, „um die Probleme wegen der Tunnelsperrungen zu reduzieren“. Es werde dort vor allem über technische, straßenbetriebliche und verkehrsrechtliche Belange gesprochen, um an der einen oder anderen Schraube drehen zu können. „Die Bürgermeister der Kommunen vor Ort, werden zwar nicht direkt mit dabei sein.“ Sie würden aber als Ansprechpartner im Vorfeld, eine wichtige Rolle spielen, fügte er hinzu. Hamm versichert, „dass noch vor der anberaumten Sperrung am 11. Juli alles auf den Prüfstand kommt, auch das, was wir bereits verworfen haben“. Man dürfe aber keine Wunder erwarten, denn ganz ohne Probleme und Stauungen, lasse sich die Baumaßnahme schlicht nicht abwickeln, fährt der RP-Sprecher fort.

Noch bevor er von der Einrichtung dieser Arbeitsgruppe wusste, ist der Gruibinger Schultes Roland Schweikert bereits tätig geworden. „Ich habe mit meinen Kollegen in Wiesensteig und Hohenstadt wegen einer möglichen Alternativroute gesprochen und bin diese auch abgefahren“, betonte er. Die Variante sei mit überschaubarem Aufwand zu ertüchtigen, ist der Bürgermeister überzeugt und hat einen entsprechenden Vorschlag bereits nach Stuttgart geschickt. Johannes Stumpf von der Bürgeraktion Gegenverkehr sprach von „Erleichterung und von einem Vorgehen, das uns mit Hoffnung erfüllt“. Allerdings stellte er auch klar, dass die Gruppe einen Erfolg sehen wolle. „Tut sich was, sind wir weg von der Straße, tut sich nichts, machen wir am 11. und 12. Juli weiter“, sagte er.