Roi Sanchez So tickt der neue Trainer des TVB Stuttgart

Der 36-jährige Roi Sanchez betreut seit 2017 das B-Team des FC Barcelona. Foto:  

Spanisches Flair gibt es von Sommer an bei Bundesligist TVB Stuttgart. Roi Sanchez löst Trainer Jürgen Schweikardt ab. Wer ist dieser Handball-Fachmann, der vom FC Barcelona kommt?

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Er lebt mit seiner Frau in Barcelona in einer Wohnung mit Meerblick. Von daher war es schon sehr geschmeichelt von Roi Sanchez, als er am Dienstag bei seiner Präsentation via Videokonferenz erwähnte, dass ihn in Stuttgart einiges an seine spanische Heimat erinnern würde. „Als ich mit Hannover in Göppingen, Balingen oder Stuttgart spielte, war es immer viel sonniger als in Hannover“, schob er in gutem Deutsch und mit einem Schmunzeln als Erklärung hinterher.

 

Bittenfeld statt Barcelona: Vom kommenden Sommer an kann sich der 36-Jährige ausgiebiger mit den Reizen Süddeutschlands beschäftigen. Wenn ihm denn Zeit bleibt. Denn seine Hauptaufgabe als neuer Trainer des TVB Stuttgart wird sein, den aktuell zehntplatzierten Handball-Bundesligisten nicht nur auf Kurs zu halten, sondern „auf die nächste Stufe zu hieven“, wie es Noch-Coach Jürgen Schweikardt ausdrückte.

Doppelrolle hat ein Ende

Der 40-Jährige, seit der Trennung von Trainer Markus Baur im Februar 2018 in Doppelfunktion, wird sich dann wieder ganz auf seine Rolle als Geschäftsführer fokussieren. Das Vertrauen dafür hat er erhalten: Sein Vertrag wurde gleich um fünf Jahre bis 2026 verlängert. Sehr zur Freude von Christian May, dem Sprecher der Gesellschafter: „Damit herrschen Kontinuität und Planbarkeit.“ Und sehr zur Freude von Schweikardt selbst: „Damit kann ich mich ab Sommer, gemeinsam mit unserem Team, voll auf die strukturelle Weiterentwicklung des TVB konzentrieren.“

Juri Knorr weiterentwickelt

Für die sportlichen Fortschritte soll Roi Sanchez sorgen. Mit seiner Verpflichtung hält die spanische Schule Einzug beim TVB. Seit 2017 trainierte er das B-Team des katalanischen Renommierclubs FC Barcelona, wo er auch den deutschen Nationalspieler Juri Knorr weiterentwickelte. Zugleich fungierte er als Co- und Torwarttrainer bei Starcoach Xavier Pascual Fuentes in der ersten Mannschaft von Barça. „Jetzt freue ich mich, in der stärksten Liga er Welt als Cheftrainer Verantwortung zu übernehmen“, sagte der in Vigo geborene Galicier, der auch schon für den spanischen Handballbund tätig war.

Erfahrung in der Bundesliga

Was ihm nicht nur in Sachen Sprache entgegenkommt: Sanchez hat bereits Erfahrungen in der Bundesliga gesammelt. Von 2013 bis 2017 stand er bei der TSV Hannover-Burgdorf unter Vertrag. Zweieinhalb Jahre hatte er die Drittligamannschaft der Recken trainiert (darunter Nationalspieler Timo Kastening), dann fungierte er als Assistent des damaligen Cheftrainers Jens Bürkle (seit 2017 beim Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten) und als A-Junioren-Coach.

Infos von Bürkle

Klar, dass sich Schweikardt auch bei bei seinem Kumpel und ehemaligen Mitspieler beim TV Bittenfeld und TV Kornwestheim über Sanchez informiert hat. Wobei er mit Sicherheit nur Gutes gehört haben wird. „Schon beim Bewerbungsgespräch damals in Hannover habe ich gemerkt, wie gut vorbereitet, klar, strukturiert und akribisch Roi ist“, sagte Bürkle. Und der damalige TSV-Manager Benjamin Chatton ergänzte: „Ich kann dem TVB nur gratulieren. Roi hat bei uns gezeigt, dass er junge Spieler besser machen kann. Wir konnten von seiner spanischen Philosophie viel profitieren.“

Cleveres Deckungssystem

Was darunter zu verstehen ist? Vor allem detaillierte Arbeit in Kleingruppen sowie ein ausgeklügeltes und cleveres Deckungssystem. Es wird enorm viel Wert auf Antizipation gelegt, auf das Klauen von Bällen und blitzschnelle Konter. Statt den jeweiligen gegnerischen Spieler in Ballbesitz mit einem Stockfoul zu stoppen, werden von der Deckung lieber sämtliche Passoptionen zugestellt. „Fallen stellen“, nennt man das im Handball-Fachjargon. Doch Sanchez will das alles zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu hoch hängen: „Ich werde nicht alles über den Haufen werfen, sondern eher Kleinigkeiten ändern“, stellt er klar.

Thulin soll kommen

Nach wie vor nicht offiziell geklärt ist die Torwartfrage. Dass Johannes „Jogi“ Bitter (38) den TVB am Saisonende nach fünfeinhalb Jahren verlassen wird, steht aber fest. Der Vertrag mit dem 25 Jahre alten schwedischen Schlussmann Tobias Thulin vom Ligakonkurrenten SC Magdeburg steht nach Informationen unserer Zeitung vor dem Abschluss. Er dürfte gemeinsam mit dem erfahrenen Primoz Prost (38) das Torwartduo in der nächsten Runde bilden.

Samstag gegen Coburg

Zunächst aber gilt die volle Konzentration dem Bundesliga-Restart an diesem Samstag (20.30 Uhr/Porsche-Arena) gegen den HSC 2000 Coburg. Obwohl es gegen das Schlusslicht (3:27 Punkte) geht, sagt Schweikardt: „Coburg hat in Melsungen gewonnen. Wir müssen eine gute Leistung abrufen, um zu gewinnen. Das wird ein sehr wichtiges Spiel für uns.“

Der künftige Coach Roi Sanchez wird das alles sehr aufmerksam verfolgen. Via TV-Übertragung von seinem Haus mit Meerblick in Barcelona aus.

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