Ludwigsburg gilt als „fußläufige Stadt“: Darum sollen die Fußgänger jetzt auf neue Fährten gelockt werden. Mit klassischen Hinweistafeln, nicht mit Smartphone-Apps.

Ludwigsburg - Zurzeit müssen sich einige Mitarbeiter im Ludwigsburger Rathaus an längere Wege und neue Strukturen gewöhnen – wegen des neu geschaffenen Dezernats IV wurden auch viele Zuständigkeiten neu geordnet. Die Strecke zwischen dem Büro des Teamkoordinators Mobilität und dem des Stadtplaners soll aber weiterhin frei von Umwegen sein: Trotz der aktuellen Umbrüche im Haus arbeiten Sascha Behnsen und Martin Kurt gemeinsam an einem neuen Wegekonzept. Nicht für das Rathaus, sondern für das gesamte Stadtgebiet. Das besondere Augenmerk gilt dabei aber weder dem Auto noch dem Fahrrad, es gilt dem Fußgänger.

 

Während es mit Gerhard Ressler einen ausgewiesenen Experten für vorhandene und geplante Radwege gibt, fehlt im Rathaus ein Ansprechpartner für die Fußgänger. „Wir brauchen einen Kümmerer“, sagt der Stadtplaner Kurt, „eine entsprechende Stelle ist gerade ausgeschrieben worden.“

Keine Piktogramme an den Hinweistafeln

In den letzten Jahren sei viel über andere Mobilitätsformen diskutiert worden, was aber fehle, sei ein Leitsystem für Fußgänger. „Ludwigsburg ist eigentlich eine fußläufige Stadt“, sagt Kurt. Das habe auch der sogenannte Fußgängercheck, eine Studie, die das Land 2016 organisierte, gezeigt: Die Zahl der Fußgänger in Ludwigsburg hat stark zugenommen. Leider aber seien noch immer viele Wege zu umständlich oder schlicht falsch, weil sie sich nicht mit der Stadt verändert hätten.

Die Wegweiser, die die Einheimischen geflissentlich übersehen, weil sie sich in der Stadt auskennen, sind vor 25 Jahren installiert worden. Aus heutiger Sicht fehlten Piktogramme und Entfernungsangaben. „Außerdem hat sich vor allem in den letzten zehn, fünfzehn Jahren viel verändert“, sagt der Stadtplaner. Allein der Bau des Westportals am Bahnhof oder die Wiedereröffnung des Marstall hätten andere Schwerpunkte geschaffen. „Wir haben heute ganz andere Wegebeziehungen,“ ergänzt Vanessa Sommer vom Stadtplanungsamt.

Analoge Hinweise gegen Stress

Viele meinten, heute bewege sich der klassische Tourist eh per Handy durch das Stadtlabyrinth, sagt Behnsen. Trotzdem seien analoge Wegweiser unverzichtbar: „Das beseitigt Stress, die Leute können sich ganz auf den Raum konzentrieren.“ Städte wie Köln agierten da vorbildlich – mit einfach zu lesenden Hinweistafeln und eben nicht mit einer App.

Als die Verwaltung erste Pläne für ein Fußgängerleitsystem im Herbst erstmals dem Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung vorstellte, überwog die Skepsis: Muss das sein? Reicht es nicht, das bestehende System etwas zu überarbeiten? Warum ausgerechnet jetzt? So lauteten die am häufigsten gestellten Fragen.

Neue Wege durch die Stadt

Er könne sich auch eine Überarbeitung der vorhandenen Schilder vorstellen, die der Neckarweihinger Designer Wolfgang Kern entwickelt hat, sagt Kurt. Dieser sei genau so aufgefordert worden, Vorschläge einzureichen wie zwei weitere Büros. Die bisher gepflegte schwarze Schrift auf silbernem Grund sei jedenfalls sehr zurückhaltend. Wichtig sei eine gute Sichtbarkeit.

Bis April sollen Konzepte vorliegen, dann wird der Gemeinderat erneut beraten. Dass künftig auch viele neue Wege favorisiert werden, sei indes schon klar, sagt Sommer: „Die Leute sollen nicht nur zum Schloss und zum Blüba geführt werden.“