Der Kultusminister Andreas Stoch (SPD) sieht die Schulen gut für das neue Schuljahr gerüstet. Die Unterrichtsversorgung sei stabil. Wie es mit den Lehrerstellen weiter geht, das werde aber von Jahr zu Jahr entschieden. Indessen befürchtet die Opposition weitere Kürzungen.

Stuttgart - Der Kern guter Bildungspolitik ist die gute Unterrichtsversorgung. Darin ist sich Kultusminister Andreas Stoch (SPD) mit den Lehrerverbänden und den Eltern einig. Im neuen Schuljahr seien alle Schulen gut versorgt, sagte Stoch. 4760 neue Lehrer treten am Montag ihren Dienst an. Zum Teil könnten auch die Überstunden, die sich an den Schulen angesammelt hätten, abgebaut werden. Allerdings würden viele Lehrerinnen und Lehrer in Elternzeit gehen, der Bedarf an Vertretungen sei daher sehr hoch.

 

Zur Einsparung von Lehrerstellen äußerte sich Stoch zurückhaltend. Er lobte, dass das Ziel, bei den Stellen zu kürzen, deutlich relativiert worden sei. Im Schuljahr 2014/15 werden nicht wie vorgesehen 1200 Lehrerstellen gestrichen sondern nur 363. Stoch sagte, es wäre auch nicht möglich gewesen, auf 1200 Stellen zu verzichten. Alleine für die Vorbereitungsklassen für Flüchtlingskinder sind 200 Stellen vorgesehen.

Bedarf jährlich neu bestimmen

Ein längerfristiges Bedarfskonzept, wie es die CDU und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordern, will Stoch nicht vorlegen. Das Kultusministerium werde den Bedarf von Jahr zu Jahr bestimmen, sagte er. Gänzlich vom Tisch sind die Stellenstreichungen dennoch nicht. „Es ist jedem klar, dass man bei zurückgehenden Schülerzahlen fragen wird, wie man Lehrerstellen streichen kann“, sagte Stoch. Doch müsse man den Mehrbedarf wegen neuer Aufgaben dagegen rechnen. Das werde das nächste Mal bei der Aufstellung des Doppelhaushalts 2015/16 akut. Laut der GEW lassen sich die Projekte der Regierung nur umsetzen, wenn bis 2016 alle Stellen erhalten bleiben. Das seien die Hausaufgaben für die Regierungsfraktionen, die nächste Woche den Etat in Klausurtagungen vorbereiten.

Die CDU vermutet dagegen, dass die Landesregierung „den Kurs der geplanten Stellenstreichungen ungestört fortsetzt“. Ihr bildungspolitischer Sprecher Georg Wacker erklärt, es stehe nach wie vor im Raum, dass 2015 und 2016 jeweils 1800 Lehrerstellen wegfallen könnten. Dagegen sagte Stefan Fulst-Blei, der Bildungsexperte der SPD, die Regierung habe bereits belegt, dass sie den Schulen die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stelle. „Dabei wird es auch bleiben.“

Neuerungen bei Realschulen

Vom kommenden Schuljahr an kann jeder Realschüler der neunten Klasse freiwillig die Hauptschulabschlussprüfung für Schulfremde ablegen. Ein Weg, wie der Hauptschulabschluss an den Realschulen verankert werden kann, wird noch gesucht. Die CDU kritisiert, die Schulfremdenprüfung reiche nicht aus.

Die individuelle Förderung an den Realschulen werde kontinuierlich ausgebaut, sagte der Kultusminister. Laut Stoch arbeiten Grüne und SPD zusammen mit dem Kultusministerium derzeit an einer Konzeption, wie die Realschulen besser mit ihrer heterogenen Schülerschaft umgehen können. Stoch sprach dabei von einer „Gemeinschaftsschule light“. Er hält es für möglich, dass für begrenzte Zeit leistungsbezogene Kurse gebildet werden.

Den Vorschlag der CDU, ab Klasse sieben an den Realschulen Hauptschulzüge einzuführen, nannte Stoch „pädagogisch nicht zwingend“. Der CDU-Abgeordnete Wacker dagegen sieht darin den Weg, Schüler passgenau zu fördern und sie auf einen echten Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife vorzubereiten.

Stoch bewertet das Konzept der CDU als rückwärtsgewandt. Die Opposition suggeriere, es gebe eine Realschule wie sie aus der Vergangenheit bekannt sei. Das sei in einem zweigliedrigen Schulsystem nicht möglich. Entsprechend äußerte sich Sandra Boser, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen. Sie sagte, „die geplante Weiterentwicklung der Realschulen muss immer mit Blick auf das ganze Bildungssystem gesehen werden.“

Bildungspläne werden weiter erprobt

Die Erprobungsphase der neuen Bildungspläne wird im Schuljahr 2014/14 fortgesetzt. Jetzt kommen die Klassen sieben und acht an die Reihe. An 36 weiterführenden Schulen aller Art – Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen – werden die neuen Fachpläne aus dem gemeinsamen Plan für die Sekundarstufe eins erprobt. 38 Gymnasien testen ebenfalls in den Klassen sieben und acht die Fachpläne für das Gymnasium. Dazu kommen 21 Grundschulen, die den Bildungsplan in den Klassenstufen eins bis vier auf seine Tauglichkeit untersuchen.

Stoch betonte, „die Bildungspläne werden nur dann in der Praxis gut umgesetzt, wenn die Lehrer damit gut arbeiten können“. Abgesehen von den Turbulenzen um die Leitperspektiven, besonders um die zur Akzeptanz sexueller Vielfalt, hatte es Kritik an den Bildungsplänen gegeben. Sie seien zu kompliziert. Der neue Bildungsplan hätte vom Schuljahr 2015/16 an gelten sollen. Die Einführung ist nun auf das Schuljahr 2016/2017 verschoben worden.