Allzu groß sollten die in Nürtingen an das Pfandregal geknüpften Erwartungen nicht sein. Sollte der Versuch schief gehen, wäre das aber kein Beinbruch.

Nürtingen - Warum sollte das Pfandregal, mit dem bedürftige Menschen in bescheidenem Maß unterstützt werden sollen, in Nürtingen besser funktionieren als die Pfandringe in großen Städten wie Stuttgart, Frankfurt oder Köln? Die dort gemachten Erfahrungen sind nicht gerade geeignet, um dem System in Nürtingen ein langes Leben vorherzusagen. Als „durchwachsen“ fasste vor drei Jahren eine Sprecherin des Verbands Kommunaler Unternehmen in Deutschland die Erfahrungen mit den Pfandringen zusammen.

 

Das Experiment schon abzuschreiben, bevor es überhaupt gestartet ist, wäre allerdings verfehlt. Denn es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass die Pfandregale an den Mülleimern in Nürtingen angenommen werden, ohne dass es in großem Umfang zu Missbrauch oder Akten von Vandalismus kommt.

Zudem hat der Versuch auch eine pädagogische Komponente. Das Engagement des Nürtinger Jugendrats ist moralisch gesehen aller Ehren wert. Es ist begrüßenswert, wenn sich Jugendliche mit sozialpolitischen Themen beschäftigen und auf praktische Weise die Initiative ergreifen. Gut auch, dass der Bauhof ihnen unter die Arme greift. Der überschaubare Aufwand dafür rechtfertigt den Versuch. Wenn er gelingt – umso besser. Geht er schief, dann ist das nicht weiter schlimm. Der Jugendrat und die Stadt müssten ihn dann unter der Rubrik verbuchen: „nicht alles was gut gemeint ist, funktioniert auch gut.“