Anmieten oder selbst bauen? Das war die Frage beim Plan für eine neue Nürtinger Sporthalle. Jetzt stellt sich heraus, dass beides zu teuer ist. Ein Investor hat sein Angebot zurückgezogen.

Nürtingen - Der geplante Bau einer neuen Dreifeldhalle für den Schul- und Vereinssport in Nürtingen ist wieder in die Ferne gerückt. Der Gemeinderat hat sich jetzt von der Idee eines möglichen Eigenbaus ebenso verabschiedet wie von einem Investoren-Mietmodell. Beide Varianten sind zu teuer, so das Ergebnis der Prüfung. Der Stadt Nürtingen fehlt es derzeit schlicht am nötigen Geld. „Wir mussten feststellen, dass die Finanzierung dieser Sporthalle nicht darstellbar ist“, so hat es Annette Bürkner formuliert, die in der Sitzung als Nachfolgerin der im Januar verstorbenen Kulturbürgermeisterin Claudia Grau vereidigt worden ist.

 

Rund 400 000 Euro Miete pro Jahr

Nach dem Kassensturz der Kämmerei hat das Textilunternehmen Hauber sein Angebot Anfang Mai zurückgezogen. Die in Nürtingen ansässige Firma hatte sich bereit erklärt, die ehemalige Textilfabrik Hauber in der Sigmaringer Straße abzureißen und stattdessen eine Sporthalle zu bauen, welche die Stadt dann langfristig für 30 Jahre hätte anmieten sollen.

Geschätzte rund 400 000 Euro Miete hätte die Stadt jährlich zahlen müssen. Hinzu gekommen wären außerdem noch Betriebs- und Unterhaltskosten. Bereits im Oktober hatte der Stadtrat Arnulf Dümmel (Liberale) vor diesem Investoren-Mietmodell gewarnt. Über die reine Miete von zwölf Millionen Euro hinaus könnte die Stadt am Ende der Mietzeit inklusive der Nebenkosten rund 20 Millionen Euro in die Halle gesteckt haben, warnte Dümmel. Zudem würde das Gebäude der Stadt dann nicht einmal gehören, wandten Kritiker des Mietmodells ein.

Das Investoren-Mietmodell ist vom Tisch

Nach der Kostenprüfung durch das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart erübrigte sich nun eine weitere Diskussion im Gemeinderat. Die Kämmerei hatte bei der Behörde vorgefühlt, ob Nürtingen den laufenden Haushalt noch einmal mit einem Zehn-Millionen-Euro-Kredit belasten könnte. Dieses Investitionsvolumen war für den Neubau einer Sporthalle durch die Stadt selbst angesetzt worden. Die Antwort aus dem Regierungspräsidium lautete Nein. Der Haushalt wäre dadurch nicht mehr genehmigungsfähig gewesen.

Damit ist auch das Investoren-Mietmodell erledigt. Die durch das RP angeordnete Begrenzung der Kreditverpflichtungen von aktuell rund 43 Millionen Euro darf laut der Kämmerei „über den Abschluss kreditähnlicher Rechtsgeschäfte nicht umgangen werden“. Und als ein solches wäre das Investoren-Mietmodell einzustufen. Die einzige verbleibende Möglichkeit ist, andere Investitionen zu schieben. Dafür müsste die Stadt aber erst einmal eine Priorisierung von Vorhaben beschließen.

Standortfrage soll erst später geklärt werden

Für die weitere Planung einer mittelfristig zu bauenden Sporthalle soll bei der Sport- und Schulentwicklungsplanung nun möglichst bald mit einer ausführlichen Bedarfsanalyse der Hallensportstätten sowie der schulischen Räume für das Max-Planck-Gymnasium begonnen werden. Erst im Anschluss, so die Beschlusslage, soll dann die Standortfrage geklärt werden. Als potenzielle Standorte gelten derzeit das Schulgelände des Max-Planck-Gymnasiums, das Schreibere-Areal und die östliche Bahnstadt – ein Entwicklungsgebiet, das ein Vorzeigestadtteil werden soll.