Ein Mediator soll zwischen der Bürgerinitiative „Nürtingen am Neckar“ und den Befürwortern eines Hotels im Gemeinderat vermitteln. Inzwischen läuft die Unterschriftensammlung weiter.

Nürtingen - Die Zeit drängt. In spätestens vier Wochen will die Bürgerinitiative „Nürtingen am Neckar“ mindestens 2100 Unterschriften gegen ein am Flussufer geplantes Hotel einreichen und somit einen Bürgerentscheid herbeiführen. Unterdessen gibt es nun auf beiden Seiten Bemühungen um einen Kompromiss, der die Volksabstimmung in der Hotelfrage überflüssig machen könnte.

 

Vertreter der Bürgerinitiative haben jetzt dargelegt, dass sie ein Hotel an dieser Stelle zwar nicht rundweg ablehnen. Allerdings müsste aus Sicht der Initiative das Baufenster deutlich verkleinert und ein mögliches Hotel vom Neckar weg und stärker hin zur B 313 gerückt werden. Die Kritiker der aktuellen Planung bemängeln, dass bei einer Realisierung des Hotels in der vorgesehenen Form zu viel an bisher öffentlich zugänglicher Freifläche verloren ginge und das Neckarufer verbaut würde. Grundsätzlich fordert die Bürgerinitiative einen ergebnisoffenen Dialog mit der Bürgerschaft über die Zukunft dieses städtebaulich überaus sensiblen Bereichs.

Der Gestaltungsbeirat soll den Hotelentwurf begutachten

Inzwischen hat der Reutlinger Hotelier Hans-Joachim Neveling eine Visualisierung des geplanten Hauses mit 82 Betten, einem Biergarten und einer Terrasse vorgelegt, die eine Vorstellung von der optischen Wirkung des Projekts geben soll. Die Gemeinderatsfraktionen sind nun angehalten, sich anhand dieser Ansichten möglichst rasch zu positionieren. Bisher haben die Hotelpläne in dem Gremium eine Mehrheit gefunden. Im November hat diese Mehrheit den Verkauf von städtischen Flächen an den Investor beschlossen. Genau diesen Beschluss aufzuheben ist aber das Ziel der Bürgerinitiative.

Von der Stadtverwaltung vorgeschlagen ist nun ein Diskussionsprozess, bei dem ein professioneller Mediator zwischen den Beteiligten vermittelt. Außer den Gemeinderatsfraktionen soll sich zudem auch der Nürtinger Gestaltungsbeirat mit dem Thema befassen. Der aus Architekten und Stadtplanern zusammengesetzte Beirat unterstützt die Kommunalpolitiker bei Entscheidungen von besonderer städtebaulicher Bedeutung. Das Ziel ist eine hohe architektonische Qualität und die Verbesserung des Stadtbilds zugunsten einer lebenswerten Kommune.

Ob der Investor von der Planung abrückt, ist fraglich

Die Preisfrage ist nicht zuletzt, ob sich der Investor auf eine weitreichende Veränderung der Pläne einlassen wird. Hans-Joachim Neveling, der jeweils ein Vier-Sterne-Hotel in Reutlingen, Riederich bei Metzingen, Schwäbisch Gmünd und Sonthofen betreibt, hat seine Planung zum ursprünglichen Entwurf bereits einmal abgespeckt. Gleichzeitig hat der Unternehmer aber auch deutlich gemacht, dass sich das Vorhaben für ihn noch rechnen müsse.

Die Stadtverwaltung erwartet die Stellungnahmen der Fraktionen und des Gestaltungsbeirats bis Ende der nächsten Woche. Der Oberbürgermeister Otmar Heirich will dann einen Vorschlag für das weitere Vorgehen machen und den Gemeinderat am 22. Februar darüber beraten lassen. Der Zeitdruck hängt mit den Regeln für ein Bürgerbegehren zusammen. Denn sind die Unterschriften der Initiative erst einmal eingereicht, können die Weichen nicht mehr anders gestellt werden. Die Möglichkeit einer Kompromisslösung wäre dann nicht mehr gegeben.