Auf Tiktok hat der selbst ernannte König Thomas Hornauer Hunderttausende Follower. Bei der Kandidatenvorstellung der Stadt zur OB-Wahl verweigerte das „Volk“ ihm jedoch die Gefolgschaft.

Um halb Sieben öffnete das K am Dienstagabend seine Türen, doch schon kurz nach 18 Uhr sorgten Thomas Hornauer und seine Entourage für Stimmung. Der 62-Jährige, der sich selbst königliche Heiligkeit nennt und auf der Videoplattform Tiktok mit seinen Livestreams Hunderttausende erreicht, tanzte mit Anhängern seinen Tam-Dance. Ein recht simpler Tanz, bei dem vom einen auf das andere Bein gehüpft wird. Der Name steht laut Hornauer für „Transzendentale Aktiv-Meditation“.

 

Drinnen sorgte der schillernde Unternehmer aus Plüderhausen im Rems-Murr-Kreis dann für den ersten Eklat – noch bevor die Veranstaltung richtig begonnen hatte. Hornauer warf der Stadtverwaltung vor zu selektieren. Seine Fans würden bewusst aus dem Festsaal ausgeschlossen und in den Theatersaal verbannt, weil man keine Jugendlichen in dem Raum haben wolle, in dem er seine Rede halte.

Die Kornwestheimer Oberbürgermeisterin Ursula Keck, die den Abend moderierte, wies den Vorwurf zurück. Eine Selektion habe nicht stattgefunden, es sei von Anfang an klar gewesen, dass man in den Theatersaal ausweiche, wenn der Festsaal voll sei. Hornauer redete sich in Rage, bezichtigte Keck der Lüge und kündigte an, seine Rede nicht im Fest- sondern im Theatersaal zu halten.

Die Kornwestheimer lösten die Situation auf ihre Art

Die Kornwestheimer lösten die Situation auf ihre Art. Sie klatschten zwei Minuten lang so laut, dass Thomas Hornauers Vorwürfe und Verschwörungstheorien nicht mehr zu hören waren. Das Volk verweigerte dem „König“ die Gefolgschaft und seine „königliche Heiligkeit“ trat am Ende dann doch im Festsaal ans Mikrofon.

„Ich bin nicht hier, um sympathisch zu sein“, sondern um zu schauen, „ob Kornwestheim gut genug für den König ist“, sagte er. In seiner Rede watschte Hornauer alle ab: die „spießigen Schwaben“, die Medien, die „doofen“ Briefwähler, die bereits ihre Stimme abgegeben haben, damit die Demokratie verachten und „hier jetzt anderen den Sauerstoff rauben“, all jene, die ihre GEZ-Gebühr bezahlen ebenso wie jene, die sich gegen das Coronavirus impfen haben lassen. Die Zuhörer reagierten mit Buh-Rufen und erneutem lauten Klatschen zum Übertönen.

Hornauer nahm’s gelassen, wurde am Ende der dreieinhalbstündigen Veranstaltung in seinem Schlussstatement sogar noch versöhnlich. Er sei gekommen, um die Bürger aufzuwecken, damit sie nicht „fremdgesteuert“ würden und damit sie darauf achten, dass die Jugend nicht ihr Identitätsbewusstsein verliere. Alle Worte habe er aus „Liebe zur Menschheit“ gesprochen. Der Tiktok-Star hatte seinen Auftritt und nahm für sich sogar in Anspruch, die Fernsehkameras nach Kornwestheim gebracht zu haben. „Hätte ich nicht so eine Welle gemacht, wäre der SWR heute nicht hier.“