Der OB-Wahlkampf ist längst vorbei, jetzt wird Bilanz gezogen: Sowohl die Grünen als auch der Wahlverein für Sebastian Turner haben mehr Geld ausgegeben als geplant. So viel kostet ein Wahlkampf in der Landeshauptstadt.

Stuttgart - Die finanzielle Bilanz der Parteien, deren Bewerber im zweiten Wahlgang bei der OB-Wahl die Entscheidung unter sich ausgemacht haben, fällt nicht gut aus. Die Grünen, deren Kandidat Fritz Kuhn am 21. Oktober vergangenen Jahres gesiegt hatte, müssen aus ihrer Kreisparteirücklage exakt 87 340,65 Euro entnehmen. Die Ausgaben waren auf 239 000 Euro kalkuliert worden, es fielen aber 312 500 Euro an. Die Einnahmen beliefen sich auf 225 000 Euro, 5000 Euro mehr als erwartet.

 

Von dem unter Federführung der CDU gegründeten Verein zur Unterstützung des bürgerlichen Kandidaten Sebastian Turner sind nach Informationen der Stuttgarter Zeitung sogar 680 000 statt der geplanten 400 000 Euro für den Wahlkampf ausgegeben worden. Obwohl der CDU-Kreisverband bereits 150 000 Euro eingebracht hat, der Kandidat Turner seinen Eigenbeitrag von 30 000 Euro ebenfalls aufgestockt haben soll und offenbar auch viele Spenden akquiriert wurden, fehlen noch immer 17 000 Euro in der Kasse. Die FDP hat nach StZ-Recherchen etwa 14 000 Euro aufs gemeinsame Wahlkampfkonto eingezahlt, die Freien Wähler haben bisher 4000 Euro beigesteuert. Zuletzt hatte es aus der CDU Stimmen gegeben, die Turner aufgefordert hatten, seinen Eigenbeitrag an den Wahlkampfkosten zu erhöhen.

Grüne mussten in der Endphase des Wahlkampfs nachlegen

Der CDU-Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann wollte sich auf Anfrage der StZ nicht zu den Zahlen äußern. Der Grünen-Schatzmeister Christian Schulz legte dagegen am Donnerstag in der Kreismitgliederversammlung die Karten auf den Tisch: In der Endphase des Wahlkampfs habe man zusätzlich in Postwurfsendungen und Zeitungsanzeigen investieren müssen, um Turners „Schmähkampagne“ zu begegnen. Das Defizit würde aber durch eine Entnahme aus den Rücklagen ausgeglichen. Damit verbleibe dem Kreisverband noch eine Reserve von 110 000 Euro, die in den nächsten Jahren durch weitere Zahlungen von OB Kuhn gestärkt würde. Der Bundestagswahlkampf sei also gesichert. Der Eigenanteil des OB-Wahlsiegers an der Werbekampagne belaufe sich auf 50 000 Euro. Fritz Kuhn hatte mit einem Vorsprung von rund sieben Prozent der Stimmen gegenüber dem Unternehmen Turner die Oberhand behalten. Im Januar wurde er als erster grüner Rathauschef einer deutschen Großstadt ins Amt eingeführt.