Medaillen-Kandidaten aus der Region

Fabian Rießle Es gibt in der nordischen Kombination Nationalteams, in denen wäre Fabian Rießle der Star, die unumstrittene Nummer eins, der Überflieger. In der deutschen Mannschaft steht der Schwarzwälder vom SZ Breitnau im Schatten von Johannes Rydzek und Eric Frenzel, und wenn es richtig dumm läuft, dann wird Rießle wie 2017 in Lahti zwar starker WM-Vierter im Einzel, ist dabei aber der am schlechtesten platzierte deutsche Starter. Allerdings läuft es nicht immer dumm. Im Gegenteil. In dieser Saison ist Rießle der konstanteste Kombinierer im DSV-Team. Er gewann den Weltcup in Ramsau, und dass er immer gut genug ist für einen Podiumsplatz, bewies der Doppelweltmeister (2015, 2017/jeweils im Team) zuletzt bei der Olympia-Generalprobe in Seefeld. Ob es nach Silber (Team) und Bronze (Einzel) 2014 in Sotschi nun in Pyeongchang die nächste Medaille für Rießle gibt? Zumindest seine Freundin Sandra Ringwald, die in Südkorea zum deutschen Langlauf-Team gehört, ist optimistisch: „Er macht das schon.“

 

Johannes Lochner Zugegeben, der Mann ist kein Schwabe. Geboren wurde Johannes Lochner 1990 in Berchtesgaden, er lebt in Schönau am Königssee und studiert in München. Doch der waschechte Bayer startet für den Bob-Club Stuttgart-Solitude, und als Mitglied dieses Vereins hat er so ziemlich sämtliche Meriten eingesammelt, die es für Bob-Piloten in einem Eiskanal zu gewinnen gibt. Johannes Lochner war WM-Dritter im Zweier-Schlitten und 2017 Weltmeister im Königsgerät Vierer. In dieser Saison hat der Elektrotechnik-Student darüber hinaus den Gesamtweltcup im Vierer (sozusagen) nach Stuttgart geholt – damit zählt er zu den Favoriten im Bob. „Bei fast jedem Rennen sind 20, 30 Fans aus Stuttgart unter den Zuschauern“, betont der 27-Jährige. Vielleicht stehen in Pyeongchang auch ein paar Schwaben an der Eisrinne, wenn Johannes Lochner seine erste Olympiamedaille gewinnt.

Carina Vogt Die Skispringerin aus Schwäbisch Gmünd ist ein Phänomen. In ihrer Karriere hat sie noch keine nationale Meisterschaft und erst zwei Weltcup-Springen gewonnen – doch dafür alle großen Titel, die es gibt. Carina Vogt, seit Montag 26 Jahre alt, wurde 2014 in Sotschi die erste Olympiasiegerin, danach holte sie bei der WM 2015 in Falun und der WM 2017 in Lahti Doppel-Gold (Einzel, Mixed-Team). Mehr geht nicht! Oder doch? Es ist alles andere als ausgeschlossen, dass die Athletin vom SC Degenfeld in Pyeongchang den nächsten Coup landet. Weil es zuletzt genau so lief wie immer. Vogt sprang im Weltcup nicht schlecht, aber eben auch nicht ganz nach vorne. Wie immer wird sie bis zur letzten Minute an Technik und Material feilen. Und wie man es schafft, unter Druck die beste Leistung zu zeigen, weiß auch keine besser als Carina Vogt – das Phänomen auf zwei Skiern.

Simon Schempp Am 19. Februar 2017 tilgte Simon Schempp einen weißen Fleck aus seiner Vita. Bis dahin hatte der Biathlet aus Uhingen noch keine Einzelmedaille bei einem großen Wettbewerb gewonnen – an jenem Sonntag holte der Skijäger aus dem Filstal WM-Gold im Massenstart. Obwohl Schempp, der für Infekte anfällig ist, gesund durch den Sommer kam, stottert sein Motor in diesem Winter. Nichts war’s mit dem Angriff auf Superstar Martin Fourcade. Dreimal Platz vier, zweimal Fünfter und einmal Sechster – nicht einmal stand der Deutsche nach einem Einzel-Wettbewerb auf dem Podium. Was den gebürtigen Mutlanger derzeit schmerzt und ausbremst, sind anhaltende Rückenprobleme. Ein vollkommen gesunder Simon Schempp allerdings wäre in Pyeongchang absolut in der Lage, den allerletzten weißen Fleck aus der Vita zu tilgen – und eine Olympia-Einzelmedaille zu holen.