2022 finden die Winterspiele in Peking statt. Was müsste das IOC tun, um auch wieder traditionelle Orte in den Alpen oder in Skandinavien für die olympische Idee zu gewinnen?
Ganz wichtig ist das Auftreten. Das IOC muss wieder die Nähe zu den Bürgern und Sportlern finden. Dazu ist mehr Bescheidenheit nötig. Und weniger Großspurigkeit. Das würde schon reichen, um Grenzen zu öffnen. Und dann bedarf es noch klarer Regeln, deren Einhaltung strikt zu befolgen ist.
Regeln wofür?
Ich denke dabei vor allem an das Thema Doping. Aus meiner Sicht gehören alle Länder von Olympischen Spielen ausgeschlossen, in denen es kein Dopingkontrollsystem auf hohem Niveau gibt – so wie es zum Beispiel in Deutschland existiert. Wer sich nicht an diese Regeln hält, muss gesperrt werden, selbst wenn es in dem jeweiligen Land ein paar saubere Athleten geben sollte.
Sie hätten keine russischen Athleten zu den Spielen in Südkorea zugelassen?
Nicht nur in Russland wird systematisch gedopt. Ich fordere, dass alle Länder, die sich nicht an die Regeln halten, bestraft werden. Beim Thema Doping könnte das IOC echte Größe zeigen.
Abgesehen von den Leistungen, die sauber und fair erzielt werden müssen – was ist für Sie der wichtigste olympische Wert?
Die Gemeinschaft, die entsteht, wenn Sportlern aus aller Welt und aus verschiedenen Disziplinen aufeinandertreffen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, Teil dieser elitären olympischen Familie zu sein, die sich unter dem Feuer versammelt.
Was bedeuten Ihnen Ihre zwei Olympiasiege?
Alles. Olympisches Gold ist die höchste Auszeichnung, die ein Sportler erreichen kann. Es mag Athleten geben, für die ein Sieg im Gesamtweltcup wichtiger ist, aber die haben sich über dieses Thema noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Bei einem Weltmeister oder einem Gesamtweltcup-Sieger steht immer irgendwann ein ‚Ex’ davor. Olympiasieger bleibt man ein Leben lang.