Die Polizei meldet einen Rückgang bei den Anzeigen wegen nächtlichen Lärms und Verschmutzung im Umfeld der Discothek Palazzo in Freiberg am Neckar. Das könnte an den ungewöhnlichen Maßnahmen von Stadtverwaltung und Betreiber liegen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Freiberg/Neckar - Die Besucher der Freiberger Disco-thek Palazzo sind offenbar vernünftiger geworden. „Aus polizeilicher Sicht ist es zur Zeit ruhig“, sagt Andrea Wimmer. Bei den Anzeigen von Anwohnern wegen nächtlichen Lärmbelästigungen, fremden Mülls und wildem Urinieren sei ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, berichtet die Sprecherin der Ludwigsburger Polizeidirektion. Schlägereien seien zuletzt auch nicht mehr vorgekommen. „Möglicherweise liegt es an der Witterung“, schränkt Andrea Wimmer die gute Nachricht ein, „wenn es so kalt ist, dann laufen die Leute nicht gerne zum Bahnhof.“ Die Polizei werde aber weiterhin verstärkt Streife in dem Gebiet fahren.

 

Betreiber und Stadtverwaltung setzen eigene Maßnahmen um

Allerdings könnten auch die Maßnahmen Wirkung zeigen, die die Stadtverwaltung und der Discothekenbetreiber umgesetzt haben. Dazu zählt, dass seit August ein Sicherheitsdienst am Wochenende in Freiberg unterwegs ist. „Das wird gut angenommen“, sagt der Bürgermeister Dirk Schaible. Die Patrouillen würden Passanten ansprechen, die durch Lärm auffallen, oder Straftaten wie Sachbeschädigungen bei der Polizei anzeigen. Wegen wilden Urinierens und Lärm sind bereits Bußgelder vom städtischen Ordnungsamt verhängt worden. Der Sicherheitsdienst soll auch im kommenden Jahr beibehalten werden.

„Wenn man die Situation mit der vor einem Jahr vergleicht, dann ist einiges besser geworden“, findet der Bürgermeister. Bei einem runden Tisch mit allen Beteiligten hätten Anwohner ebenfalls gesagt, dass die Situation besser geworden sei. Andre seien jedoch der Meinung, dass sich noch gar nichts verändert habe. Einen größeren Unterschied für die Betroffenen wird wohl die Verlegung der Bushaltestelle vom Starenweg in die Ruitstraße direkt vor den Nachtclub machen. Palazzo-Besucher, die am Bahnhof ankommen und mit dem Bus ins Industriegebiet fahren, steigen nun nicht mehr direkt vor Wohnhäusern aus – und werden dort vermutlich nicht mehr lärmend und trinkend herumsitzen. Geplant ist außerdem ein Versuch mit einem Shuttle-Verkehr zwischen Disco und Bahnhof bei Großveranstaltungen. Der erste Einsatz soll am Wochenende 18. und 19. Januar stattfinden, wenn das 37-jährige Bestehen des Palazzo gefeiert wird.

Mehr Lärm trotz geringere Besucherzahlen

Ekkehard Menninger investiert einen fünfstelligen Betrag in die Ordnung rund um seinen Betrieb. Neben dem Sicherheitsdienst und dem Shuttle bezahlt er einen Mitarbeiter, der jeden Morgen die Hinterlassenschaften seiner Kunden in der Umgebung einsammelt. Der Bitte der Anwohner, auch die Seitenstraßen zu kontrollieren, will er nachkommen. Neu eingeführt hat er zudem einen freien Eintritt bis 22 Uhr: „Wer sparen will geht rein und hält sich nicht mehr draußen auf“, erklärt er den Trick, der gut funktioniere. Die Disco hat mittwochs, freitags und samstags von 21.30 Uhr an geöffnet. Ihm liege an guter Nachbarschaft, er wolle seinen Betrieb schließlich noch ein paar Jahre führen.

Im Frühjahr soll der nächste runde Tisch zu dem Thema stattfinden. Immer allen Ärger auf die Discothek abzuwälzen, hält Ekehard Menninger allerdings auch nicht für fair. Andere Kommunen hätten die gleichen Probleme wie Freiberg – aber kein Palazzo. Zumal die Besucherzahlen in seiner Discothek gesunken sind: In den 1990er Jahren kamen am Abend 1500 Leute zu ihm, mittlerweile ist es die Hälfte.