Parkchaos in Stuttgart-Riedenberg Geplagte Anwohner kassieren Strafzettel

Anwohner sind genervt. Seit Monaten schon und noch bis Weihnachten gilt in ihrer schmalen Straße in Stuttgart-Riedenberg ein einseitiges Halteverbot, dabei herrscht hier ohnehin seit Jahren Parkplatznot. Jetzt gab es obendrein noch Knöllchen satt.
Riedenberg - Man fährt und fährt und wird doch nicht fündig. Leicht ist es dieser Tage in den Brunnenwiesen in Riedenberg nicht, einen Parkplatz zu ergattern. Auf nahezu der gesamten Länge der Wohnstraße herrscht ein einseitiges Halteverbot. Das ignorieren einige Autofahrer zwar, dennoch fehlt das Gros der Stellplätze. Ein Anwohner ist es leid. Der 65-Jährige, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, spricht von Chaos. Immerhin lägen rechts und links der Straße mehrreihig Häuser, und die viele Bewohner „müssen hier alle parken“. Nur: Das können sie schon seit Juli nicht und werden sie bis Weihnachten auch nicht dürfen. Denn so lange gilt das einseitige Halteverbot.
„Wir können es ja nicht per Luft machen“
Den Unmut vieler auf sich gezogen hat eine Baufirma. Der ist die Sperrung zu verdanken. Das Unternehmen baut ein Haus, aber gar nicht in den Brunnenwiesen, sondern ein gutes Stück weiter im Kächeleweg. Weil aber große Fahrzeuge durch die Brunnenwiesen fahren müssen, gilt hier und auf der weiteren Strecke bis zur Baustelle von montags bis freitags zwischen 7 und 17 Uhr das Verbot, ist auf Papieren zu lesen, die an die Verbotsschilder geklebt wurden. Man bitte um Verständnis. „Wir können es nicht per Luft machen“, heißt es auf Anfrage.
Mit dem Verständnis ist es aber spätestens vorbei, seitdem es jüngst für Anwohner reihenweise Knöllchen gesetzt hat, wie der genervte Mann erzählt. In ihrer Not haben sich etliche Nachbarn nämlich halb auf den Gehweg der nicht gesperrten Straßenseite gestellt.
Wegen der Feuerwehr darf die Breite nicht unterschritten werden
Im Rathaus hat man kein Verständnis. „Die Daten der Stuttgarter Verkehrsüberwachung zeigen, dass bereits vor Beginn der Baumaßnahme regelmäßig auf dem Gehweg geparkt wurde“, teilt Martin Thronberens, ein Verwaltungssprecher, mit. Der Anwohner leugnet das nicht. Das Gehwegparken werde in der Straße seit Jahr und Tag praktiziert, denn stünden rechts und links Autos normal am Straßenrand, sei der verbleibende Platz zu gering. Tatsächlich müssen zwischen zwei Parkreihen mindestens 3,05 Meter Abstand bleiben – für die Feuerwehr oder die Müllabfuhr. Droht die Breite unterschritten zu werden, darf laut Straßenverkehrsordnung eben nicht geparkt werden. Auch der Gehsteig-Kniff hilft nicht. „Dieses Verhalten ist verbreitet, aber rechtswidrig“, sagt Martin Thronberens.
In den Brunnenwiesen sind die Leute ratlos. „Jetzt ist ein Riesendurcheinander“, moniert der Anwohner. Auch bei der Baufirma weiß man von einem „Mordsauflauf“ und „sehr vielen Beschwerden“. Zumal der Mann beobachtet haben will, dass gar keine Baustellenfahrzeuge durch die Brunnenwiesen fahren. „Das haben die nur die ersten Tage gemacht“, mittlerweile würden von den Brummis andere Routen bevorzugt, etwa die Melonenstraße oder die Steinäcker. Gerade letztere Straße führt schnurstracks zum Feigenweg und zur Schemppstraße, die etwa auch Busse nutzen.
Gibt es doch eine kleine Hoffnung für die Anwohner?
Der Riedenberger Anwohner hofft auf eine dauerhafte Entlastung der Brunnenwiesen und regt daher an, das Parken halb auf dem Gehweg durch eine offizielle Markierung künftig zuzulassen. Die Stadt lehnt das indes ab. Der Gehweg sei „zu schmal, um das Gehwegparken zu erlauben. Außerdem befinden sich dort amtlich ausgewiesene Schulwege“, teilt Martin Thronberens mit.
Dennoch könnte sich für die Anwohner in den Brunnenwiesen die Situation bald wenigstens etwas entspannen. Was die temporären Halteverbote angehe, prüfe die Verwaltung momentan eine Verbesserung der Situation, so der Stadtsprecher, und auch von Seiten der zuständigen Baufirma wird beteuert, dass man dran sei, eine Lösung zu finden. Martin Thronberens sagt: „Das heißt, wir schauen nach einer anderen geeigneten Fahrstrecke für die Baustellen-Lkw, die möglichst keine oder zumindest deutlich weniger Halteverbote benötigt.“
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